«Ich möchte mit meiner Musik die Herzen der Zuhörerschaft berühren.»

«Ich möchte mit meiner Musik die Herzen der Zuhörerschaft berühren.»

3. März 2024 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Das sagt Christian Schneebeli, seit 25 Jahren in der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil in einem Teilzeitpensum als Organist angestellt. Schon mit 23 Jahren  begann er diese Tätigkeit. Bereits seit frühester Kindheit haben ihn Tasteninstrumente – Klavier, Flügel. E-Piano, Keyboard –  und deren gestalterische Möglichkeiten fasziniert. Auf seinem Weg hin zu einem engagierten und begehrten musikalischen Begleiter haben den Mann ausserdem verschiedene Musikerlebnisse geprägt. Im Gottesdienst vom 14. Januar 2024 wurden nun dessen Verdienste rund um den musikalischen Teil einer Gottesdienstfeier gewürdigt.

Pfarrer René Schärer schenkte Christian Schneebeli etwas zur Stärkung für seine 25 Jahre musikalische  Dienste in der Kirchgemeinde. Die beiden haben schon in vielen «Rock-my-Soul»-Gottesdiensten gemeinsam musiziert. Schärer hat nebst Theologie auch Musik studiert und spielt E-Gitarre.

Christian Schneebelis liebster Platz…

Im folgenden Interview wird der Jubilar näher vorgestellt. Christian Schneebeli versteht sich als «Mann hinter dem Instrument». Sein grosses Engagement folgt immer seinem Herzenswunsch, mit seiner Musik die Herzen der Zuhörerschaft zu berühren. Da die Verfasserin dieses Artikels von dessen Einstieg als Organist im Jahr 1998 bis zu ihrem Rücktritt als Kirchenchorleiterin Ende 2009 mit grosser Freude mit ihm zusammengearbeitet hat, steht das Interview in der Du-Form.

Was sind deine frühesten Erinnerungen an musikalische Erlebnisse?

Mein Vater spielte Klavier. Da habe ich oft als noch kleiner Bub irgendwo mitgedrückt. Ein ganz besonderes Erlebnis, an welches ich mich bis heute erinnere, hatte ich als kleiner Knirps im aargauischen Möhlin an einem Konzert. Von einem Chor wurde «Gloria in excelsis Deo» gesungen. Die wirklich bombastischen Töne hinterliessen einen unvergesslichen Eindruck bei mir. Ich fühlte das erste Mal, wie ein mehrstimmiger Chor berühren kann. Und es geht mir mit «meinen» Chören bis heute noch oft so.

Hast du als Kind viel gesungen?

Zuhause habe ich eigentlich nie gesungen, wohl aber in der Schule – und das sehr gerne.

Ha(tte)st du musikalische Vorbilder?

Mein grösstes Vorbild war Udo Jürgens. Ich bewunderte sein Klavierspiel, seinen Gesang, aber auch die tollen Texte. Einmal durfte ich ihn sogar live in einem Konzert erleben – unvergesslich! Auch die Band «Queen» mit dem charismatischen Leadsänger Freddie Mercury begeisterte mich.               

Welches war dein erstes Musikinstrument?

Wäre es nach dem Musikunterricht an der Schule gegangen, hätte ich erst Flötenunterricht nehmen und erst danach ein anderes Instrument erlernen dürfen. Aber in mir sträubte sich alles gegen eine Flöte. Mein Vater schrieb darauf einen Brief an die Schule. Das wirkte! Ich durfte tatsächlich schon ab der dritten Klasse direkt mit Klavierunterricht einsteigen, und dies ganz ohne «flötentechnische Vorkenntnisse»… Ich war überglücklich mit meiner «Abkürzung» hin zum geliebten Tasteninstrument.                               

Hast du die Musikschule besuchen dürfen?

Ich besuchte später die Oberstufe Uzwil, da mein Vater in der dortigen Kirchgemeinde eine Anstellung gefunden hatte. Hier unterrichtete der legendäre Musiker und Chorleiter Donat Eigenmann. Da musste man noch vorne beim Klavier stehen und aus dem Stand ein Lied vor allen Kolleginnen und Kollegen vorsingen. Das gab dann eine Note fürs Zeugnis. Irgendwann machte mir der Musiklehrer den Vorschlag, den Unterricht doch abwechslungsweise auf dem Klavier und an einer Orgel zu besuchen. Das gefiel mir sehr. Und weil es damals zum ersten Mal Wahlfächer gab, bekam ich Gelegenheit, bei Musiklehrer Bernhard Huber in der Schülerband zu musizieren. Hier bekam ich auch Zugang zu elektronischer Musik, was mich sofort faszinierte. Später übernahm Peter Dudli den Singunterricht,wodurch die Klasse dann auch in den Genuss aktuellerer und modernerer Genres kam. Mein Augenmerk war stets auf Peter Dudlis Händen: Genau so wollte ich die modernen Songs auch begleiten können, sowohl akkordisch als auch mit dieser Leichtigkeit.

Besuchtest du eine weiterführende musikalische Ausbildung?

Später besuchte ich die Evangelische Musikschule St.Gallen bei Christoph Wartenweiler mit Schwerpunkt «Orgel». Dieser Musiker legte allergrössten Wert auf korrekte Fingersätze. Es konnte vorkommen, dass er im Kirchenraum herumspazierte, während ich spielte und plötzlich rief: «Hallo, falscher Fingersatz!» Und es stimmte! Bei ihm habe ich viel gelernt. Dazu wurden sowohl der liturgische Hintergrund wie auch der  Orgelbau und der passende Einsatz von Musik besprochen.

Was bedeutet es dir, mit deiner Musik einen Gottesdienst festlicher zu machen?

Mir ist es wichtig, die Menschen, die einen Gottesdienst besuchen, mit meiner Musik im Herzen berühren zu können. Wenn mir dies auch nur bei einer einzigen Person gelingt, hat es sich für mich bereits gelohnt.   

Wie verstehst du deine Rolle als Kirchenmusiker?

Ich verstehe mich als «Mitmusiker», aber auch als «Taktgeber» der singenden Gemeinde. Mir ist auch die Räumlichkeit dafür wichtig. Ein sakraler Raum gibt für mich den passenden Rahmen für die biblische Botschaft und den Gemeindegesang. Ich fühle mich mit meiner Musik sehr wohl in unserer Kirche.

Welche Art Musik steht dir am nächsten?

Ich liebe das Liedgut vieler Schweizer Bands. Natürlich hat mich als Kind der Achtziger-Neunziger-Jahre auch die Pop- und Rockmusik geprägt. Ich mag feinfühlige und teilweise melancholische Balladen genauso wie «fetzige Musik»                                                                                                                                

Hilft dir ganz spezielle Musik in besonders emotionalen Momenten?

Da gibt es keine besondere Art der Musik. Musik hilft mir in allen Lebenslagen.      

Seit wann komponierst du auch eigene Musikstücke?

Mein Vater schrieb viele Weihnachtsspiele. Dabei spielte immer auch die Musik eine grosse Rolle. Mein Vater schrieb Liedtexte, der 1996 leider verstorbene Wiener Musiker Herbert Seiter vertonte diese. Auf Wikipedia kann dazu nachgelesen werden:

Seiter schuf zusammen mit seinem Schweizer Kollegen Werner Schneebeli (Textautor) ein Dutzend Weihnachtslieder, die europaweit in Konzertsälen und in Schulen Einlass fanden. Seiter schuf auch die Musik zum Film „Das große Wunschkonzert“, wo er zusammen mit den Wiener Philharmonikern zu sehen ist. Große Bekanntheit erreicht auch seine Suite für Klavier und Orchester „Frauen verschiedener Länder“. Mehrere Weihnachtslieder von Seiter wurden durch die Chorvereinigung „Jung Wien“ und den Wiener Männergesangsverein im großen Saal des Wiener Musikvereins uraufgeführt. Immer wieder vertonte er auch religiös-soziale Texte.

Nach Seiters Tod komponierte Christian Schneebeli mehrere Weihnachtslieder für die Weihnachtsspiele seines Vaters. 1991 gab es auch eine CD zusammen mit dem Musiker Werner Baumgartner. Die erste Christian-Schneebeli-Komposition hiess «Im Land der Träume». Sie ist auf der CD «Unterwegs nach Bethlehem» unter der Nummer 11 mit ihm am Keyboard zu hören.

Begeistern dich die technischen Möglichkeiten (d)eines Instruments?      

Oh ja! Ich bin fasziniert von der Möglichkeit, mittels eines Software-Programms beispielsweise einen digitalisierten Flügel über mein Masterpiano ansteuern zu können und so dessen Klang ertönen zu lassen. Ich komponiere manchmal auch elektronische Musik.

Ist Musik für dich ein guter Ausgleich zu deiner beruflichen Tätigkeit als Informatiker?

Musik ist für mich der perfekte Ausgleich zum anforderungsreichen Berufsalltag. Die vereinzelt recht hektischen beruflichen Abschnitte meistere ich praktisch nur dank der Musik.                      

Gibt es auch Zeiten für dich, da dir das Musizieren zu viel wird?

Nein, das ist noch nie vorgekommen. Musik passt einfach in allen Lebenslagen.    

Ist dir der Text in einem Musikstück von Bedeutung?

Für mich muss eine Melodie «zünden». Natürlich mag ich es, wenn bei einem Lied auch der Text passt. Aber vordergründig ist für mich die Musik wichtig. Sie muss mich packen, dann berührt sie auch die Zuhörerschaft. Als Ausnahme gilt:  Texte von Büne Huber – Patent Ochsner –  und Udo Jürgens begeistern mich und regen mich  zu Gedanken darüber an.                                                                                                           

Kann für dich Musik sehr viel mehr aussagen als jeder noch so gute Text?

Dazu kann ich nur JA sagen!

Hast du auch schon auf musikalischer Ebene mit Kindern zusammengearbeitet?        Ich habe einmal das Projekt der Tochter einer ehemaligen Gospelchorsängerin musikalisch unterstützt. Und vergangene Weihnacht war ich Pianist beim Weihnachtspiel Wer gewinnt das Weihnachts-Casting? der Oberuzwiler Religionsklassen. Ich liebe das Zusammenspiel mit Kindern.

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