Ökumenischer Gottesdienst zur Einheit der Christen

Ökumenischer Gottesdienst zur Einheit der Christen

1. Februar 2025 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Viele Besucherinnen und Besucher aus sechs regionalen Kirchgemeinden unterschiedlicher Konfession trafen sich in der Galluskirche in Oberuzwil anlässlich der Feier zur «Einheit der Christen» 2025. Ökumene bedeutet, dass man gemeinsam Dienst für die Welt tun will, sich trotz Verschiedenheit der Auslegung zu einer gemeinsamen Aussage zusammenfinden möchte.

Sechs Theologen führten diesen besonderen Gottesdienst unter dem Thema «Glaubst du das?» durch.

Von links: Christoph Siegrist, ref. Uzwil; Paul Hoch, kath. Oberuzwil; Rolf Wyder, EMK Uzwil-Flawil; René Schärer, evang.-ref. Oberuzwil-Jonschwil sowie Klaus Gremminger, kath. Niederuzwil

Stammtischrunde

Mit einem kurzen Sketch stimmten sie die Anwesenden ins Thema ein. Im Restaurant «Zum Goldenen Kalb» trafen sich fünf Kollegen zu einem «Stammtisch-Gespräch»: ein gläubiger Mensch, ein Skeptiker, ein Atheist, ein Philosoph und ein Unentschlossener, dem alles egal zu sein schien. Auf dem Tisch lag ein Papier mit dem Titel «Ökumenischer Einheitsgottesdienst.» Sofort dachte der Gläubige laut. Er sei tatsächlich schon länger nicht mehr in einem Gottesdienst gewesen. Doch der auf dem Programmzettel aufgeführte Musiker Hanspeter Nadler reizte ihn dann doch. «Der ist gut», liess er verlauten.

Kaum einer hatte im Sinn gehabt, einen Gottesdienst zu besuchen. Doch der Gläubige versuchte nun, seine Kollegen zu einem solchen zu bewegen. Der Atheist wollte allerdings überhaupt nichts davon hören. Erst wenn er Gott die Hand geben könne, würde er sich vielleicht dazu überreden lassen. Der Philosoph hörte sich erst die unterschiedlichen Argumente seiner Kollegen an, bevor er zur Frage, ob er an Gott glaube, eine Antwort geben mochte. Und natürlich hatte er viele weitere Fragen. Auch der Skeptiker war nicht sofort zu begeistern. Wenn es denn Gott gebe, dann würde er sich schon wünschen, dass dieser etwas gegen all die Not auf der Welt unternehme. Und doch irgendwie interessiert fragte er den Gläubigen: «Hast denn du dich schon von Gott berühren lassen?»

Worauf dieser von seinen Erfahrungen in der Natur vorschwärmte. Unter dem Sternenhimmel beispielsweise spüre er in seinem Herzen einen tiefen Frieden, sei total berührt, könne nur noch staunen.

 Das Wort «berührt» berührte auch den Skeptiker. Gut, er komme mit. Schliesslich entschloss sich sogar der Atheist, mit in den Gottesdienst zu gehen. Zwischendrin hatte der Wirt nach den Wünschen seiner Kunden gefragt. «Wurstsalat! Bier! Wie immer!» wurde ihm beschieden. Doch bevor das Essen auf dem Tisch stand, waren die fünf bereits aufgestanden und gegangen.

Predigt

Zum Text aus Johannes 20 – Verse 24-29 – mit der Überschrift «Glaubst du das?» – hielt Pfarrer Rolf Wyder, EMK Uzwil-Flawil, die Predigt. Er stellte Thomas vor, den man oft den «ungläubigen Thomas» nennt, war er doch nicht dabei, als Jesus sich nach seinem Tod seinen Jüngern gezeigt hatte. Schon in der Eingangsszene am Stammtisch hatte der Atheist gesagt, er glaube nur das, was er auch sehen und berühren könne. Genau so ging es auch Thomas. Erst als er Jesus bei einem neuerlichen Auftritt mit eigenen Augen sah, seine Hand in dessen Wunde legen konnte, da glaubte er.

Wörtlich sagte Rolf Wyder: «Der Schluss des Rollenspiels vor­hin hat gezeigt, dass auch skeptische und sogar atheistische Personen den Weg in einen Gottesdienst finden. Der Gott, an den wir glauben, lädt alle ein. Die christliche Gemeinschaft besteht aus Gläubigen, Fragenden und Suchenden. Aus Menschen, die sich mit Jesus Christus beschäftigen. Solche Erfahrungen haben viele Gesichter.» Das bedeutet auch, dass alle Platz haben sollen.

Fürbitten

In den Fürbitten kam dies so zum Ausdruck: «Oft ist unser Leben von Zweifeln befallen. Lass uns als verschiedene Kirchgemeinden je in unserer Art Zeugen sein für dich und deine Liebe, damit sie ansteckend wirkt und weitergetragen wird.» Jede und jeder kann in seinem Umfeld ein Licht sein.

Tiefgründige Liedtexte

Zu einem Gottesdienst gehören auch passende Lieder. Auf einer Leinwand standen jeweils die einzelnen Liedtexte. Zu Beginn der Feier sangen alle – Erwachsene und Kinder – das rhythmisch auf das Lebensgefühl junger Menschen abgestimmte Lied «Gott het die ganzi Welt i sinere Hand». Danach durften sich die Kinder zu einer eigenen Feier in die Unterkirche begeben. Das Lied Lebensgrund , ein zeitgemässes Glaubensbekenntnis mit der Hauptaussage: «Ich bin mit Gott im Bund, das ist mein Lebensgrund» regte zum Nachdenken an. Das Lied stützt sich auf ein Glaubensbekenntnis, welches vor 1700 Jahren im nicäischen Konzil beraten und in Form gegossen worden war. Gut ausgewählte Lieder vertiefen die in der Predigt ausgesprochenen Gedanken. Zudem stärkt Singen das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Pianist Hanspeter Nadler unterstützte den Gemeindegesang mit seinem virtuosen Spiel, sang auch selbst mit. Dazwischen durften die Anwesenden seine solistisch vorgetragenen Musikperlen geniessen.

Die Kollekte wurde diesmal für die Organisation  «Die dargebotene Hand» zusammengelegt. Diese bietet wichtige Unterstützung an bei schweren Lebenskrisen bis hin zu Suizidgedanken. 143 – die hilfreiche Telefonnummer dazu

Apéro

Danach waren alle zu einem Apéro mit feinen Häppchen in die Unterkirche eingeladen. Bei angeregten Gesprächen begegnete man sich auch über die Grenzen der einzelnen Konfessionen hinweg, ganz im Sinn dieser ökumenischen Feier zur «Einheit der Christen» in all ihrer Vielfalt.

Wer sich für die einzelnen Kirchgemeinden interessiert, findet auf den untenstehenden Webseiten die gewünschten Informationen.