Trost und Hoffnung durch Pfingsten

Trost und Hoffnung durch Pfingsten

13. Juni 2019 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Pfarrer Christoph Baumann und der mit siebzehn Stimmen verstärkte Kirchenchor Niederuzwil-Oberuzwil gestalteten in der vollen Kirche Niederuzwil gemeinsam einen mutmachenden Gottesdienst. Der Chor sang die MISSA BREVIA A TRE VOCI von Michael Haydn, wobei sich die Musikwelt nicht sicher ist, ob nicht vielleicht auch Mozart diese Messe geschrieben haben könnte. Schliesslich wissen Musikwissenschafter, dass Michael Haydn ein äusserst vielseitig engagierter Musiker war, der gar nicht alle ihm zugeschriebenen Werke geschaffen haben kann. An Ostern war bereits die Oberuzwiler Kirchgemeinde in den Genuss dieses schönen Werks gekommen.

Erste Ideen

Präsident Heinz Herzog ist seit vielen Jahren mit Herzblut für den Verein da. Irgendwann brachte er die Idee in den Vorstand, ein Projekt auf die Beine zu stellen, zu welchem auch Gastsängerinnen und –sänger eingeladen werden könnten. Chorleiterin und Organistin Oxana Peter-Fedjura ging gerne auf diesen Vorschlag ein. Kurz nach der Ausschreibung des Projekts durften die Verantwortlichen mit grosser Freude siebzehn Interessierte begrüssen. Bereits am Singwochenende vom 18./19.August 2018 im Hotel Alvier – oberhalb von Oberschaan SG – war das Werk dem Chor und einzelnen „Zugezogenen“ vorgestellt und auch schon etwas angesungen worden.

In elf Proben stieg die Dirigentin ab Februar 2019 dann mit dem nun fast fünfzigstimmigen Chor richtig in das Werk ein. Das fünfteilige Stück folgt ganz der Liturgie einer Messe, wobei die Konfession hier keine Rolle spielt. Ganz besonders wichtig war es der Dirigentin, dass das Werk frisch und jung dargeboten werde. In den Proben galt deshalb ihr Augenmerk immer wieder dem Fluss des Geschehens. Der Komponist hat ganz unterschiedliche Stimmungen und verschiedenartige Rhythmen vorgegeben. Sorgfältig erarbeitete sie auch diesen Aspekt der einzelnen Liturgieteile und wies immer wieder darauf hin, dass man diese Emotionen aus dem Gesungenen eben auch herausspüren müsse.

So soll es klingen – Dirigentin Oxana Peter-Fedjura zeigte immer wieder den Raum auf, in welchem sich die Stimme bewegen solle. Das grosse Bild stammt von Franklin Peter.

Klassische liturgische Teile

„Kyrie“, „Gloria“, „Sanctus“, „Benedictus“ und „Agnus Dei“ heissen die fünf Teile der Messe. „Kyrie eleison“ oder auf Deutsch „Erbarme dich, Herr!“ ist die grosse Bitte im ersten Stück. Es wird um Vergebung, um Stärkung gebeten. Dieses „Kyrie“ wird immer wieder wiederholt, dazwischen singt die Sopranstimme „Christus erbarme dich“- mit sehr gehörfälliger Melodieführung. „Gloria“ ist ein Lobpreis auf Gottes Herrlichkeit und erzählt von der Hoffnung, dass Frieden und Versöhnung unter den Menschen möglich werde. Der Zusatz heisst übersetzt allerdings „…die guten Willens sind“. Die ersten beiden Takte beginnen denn auch völlig einstimmig.

Das „Sanctus“ preist Gott ebenfalls als den Herrlichen, Grossen, Allmächtigen. Und im „Agnus Dei“ wird Jesus als „Lamm Gottes“ angerufen, welches die Sünden der Welt trägt. Die ganze Messe mündet in ein wunderschönes, effektvolles „Dona nobis pacem“, am Schluss aushauchend und verhallend, aber dennoch lange nachklingend.

Solistin Isabel Cangelosi

Die Solistin Isabel Cangelosi sang mit glasklarer Stimme – bis in schwindelnde Höhen hinauf – die anspruchsvollen Solostellen, die immer wieder in vierstimmigen Gesang überleiten. Der Chor folgte den Anweisungen der Dirigentin sehr konzentriert und erzeugte einen innigen, beseelten Klang. Auch wenn der ganze Text lateinisch gesetzt ist in diesem Stück, spürte man als zuhörende Person doch die einzelnen Stimmungen von Verzagtheit, Hilflosigkeit, aber auch den Glauben an neue Hoffnung, Trost und Freude sowie Versöhnung gut heraus.

Unverzichtbare Orgelbegleiterin Antonina Hurska

Nicht vergessen werden darf auch die Organistin Antonina Hurska, die geduldig oft immer wieder die gleiche Stelle wiederholen musste, wenn Oxana Peter etwas gerne noch genauer hinbekommen wollte. Die Anweisungen erfolgten dann in Ukrainisch, einer sehr musikalisch anmutenden, aber für die Sängerohren doch recht unverständlichen Sprache. An beiden Aufführungen hielt die Musikerin mit ihrem Instrument die Fäden zusammen und stellte sicher, dass niemand „entgleiste“.

Musikalisches Trio: links Sopranistin Isabel Cangelosi, rechts Chorleiterin Oxana Peter-Fedjura und hinten Antonina Hurska, virtuose Begleiterin an der Orgel.

Pfingsten und der Heilige Geist

Pfarrer Christoph Baumann verglich in seiner Predigt das Wirken des Heiligen Geistes mit dem Feuer des Glaubens, das den glimmenden Docht, welcher in jedem Menschen schlummere, entfache und zum Brennen bringe. Dieser Geist gebe Impulse, sei oft gar nur ein Säuseln. Als Mensch solle man deshalb offen sein für die leisen Töne, das Unspektakuläre.

Roman Ferro las einige Verse aus dem 1. Buch der Könige, Kapitel 19. Pfarrer Christoph Baumann befasste sich in seiner Predigt mit dem Wirken des Heiligen Geistes .

In seinen Gedanken zum Text aus der Apostelgeschichte 1, Vers 8, stellte der Theologe zu Beginn den Zeitgeist dem Geist Gottes gegenüber. Während der Zeitgeist flüchtig und einer Windfahne gleich auf jeden Trend aufspringt, ihm alles gleichgültig und hoffnungslos vorkommt, ist der Geist Gottes auf den Menschen und dessen Bedürfnisse ausgerichtet. In mehreren Thesen zeigte Baumann auf, wie der Zeitgeist versucht, Menschen für sich einzunehmen, das Wirken des Heiligen Geistes dem aber entschieden entgegentritt mit hoffnungsvoller Hilfe und der Stärke, auch schwierige Lebensphasen durchzustehen.

Gemeindegesang und Abendmahl

Auch die Gemeinde kam zum Singen. Der Gemeindegesang füllte das Kirchenschiff mit bekannten Melodien. An der Orgel begleitete Ueli Koch aus Bischofszell. Das von Mesmer-Stellvertreterin Claudia Leu sorgfältig hergerichtete Abendmahl erinnerte an den Opfertod Jesu. In Niederuzwil nimmt man dieses in wandelnder Form entgegen. Da viele Menschen den Gottesdienst besucht hatten, dauerte es eine längere Zeit, bis alle bei den Austeilenden von Brot und Wein vorbeigekommen waren. Mit der Bitte um Gottes Segen schloss der gehaltvolle Gottesdienst.

Das festliche Blumenarrangement bot einen wahren Augenschmaus. Mesmer-Stellvertreterin Claudia Leu musste sehr viele Abendmahlsbecher vorbereiten, aber auch die richtigen Lichtverhältnisse schaffen, beim Austeilen des Abendmahls helfen…

Am Schluss bedankte sich Pfarrer Christoph Baumann herzlich bei allen Mitwirkenden, vor allem aber auch beim Chor für den feinen, wirkungsvollen Gesang. Die Gemeinde schenkte dem Chor zum Schluss einen begeisterten, langanhaltenden Applaus.

https://www.ref-oberuzwil.ch/

https://www.ref-uzwil.ch/

Das Bild des Gesamtchors stammt aus Franklin Peters Kamera.