1. Tonfenster 2009 – Musikalisches Menu à la carte, serviert vom Männerchor Frohsinn, Oberuzwil
„TONFENSTER“ öffnete die Herzen
Frits Gerber, Gemeinderat und Präsident der Oberuzwiler Kulturkommission, eröffnete den mit Spannung erwarteten Anlass mit grosser Vorfreude. In seiner kurzen Ansprache spürte er dem Sinn des Wortes „Fenster“ nach. Dies sei ein musikalischer Anlass, an welchem man „lädele“ könne, ohne dass man kaufen müsse. Durch die Klänge würden sich Herzen und Ohren öffnen. Dies sei auch im Kontakt mit anderen Kulturen ganz wichtig.
Von der Idee zur Ausführung
Im Frühling hatte der Männerchor Frohsinn alle in irgendeiner Art musikalisch Tätigen der Gemeinde angeschrieben und um ihr Mittun gebeten. Die Idee wurde sofort aufgenommen, es meldeten sich 15 Gruppierungen. Dann wurde ein Handzettel entworfen, wunderschön gestaltet und wie ein geschlossenes Fenster zusammengefaltet. Firmen wurden um Unterstützung angeschrieben. Ohne Sponsoren ist es heute fast nicht mehr möglich, einen derartigen Anlass durchzuführen.
Die angemeldeten Darbietungen wurden nun so eingeteilt, dass ein interessantes, abwechslungsreiches Programm entstand, welches die Vielfalt der hiesigen Musikszene zeigte. Die einzelnen Vereine oder Gruppierungen bekamen je 20 Minuten Zeit, dazwischen gab es eine zehnminütige Pause. Von 11.00 bis 18.30 waren ständig Aufführungen zu geniessen. Wahrlich ein reichhaltiges Menü, welches nur von Einzelnen in ganzer Länge genossen wurde. Es ist ein schwieriges Unterfangen, alle Gruppierungen in einem einzigen Bericht zu würdigen.
Begeistertes Publikum
Jeder Musikblock wurde von den Leitenden mit Erklärungen eingeleitet. So bekam die Zuhörerschaft Hintergrundinformationen, die Appetit auf das zu Erwartende machte. Der gastgebende Männerchor Frohsinn öffnete als erster ein Tonfenster. Unter dem neuen Dirigenten Stefan A. Rankl, einem gebürtigen Österreicher und ausgebildeten Tenor, zeigte der Chor ganz neue Seiten. Das „Auf, auf, auf“ erklang militärisch und weckte auch den letzten allfälligen Schläfer.
Das Lied der Gruppe „Prinzen“, alles ehemalige Schüler am Thomas-Gymnasium, besang den Mann im Mond. Zum Abschluss hielt der Dirigent eine brennende Laterne hoch, halt wie es sich für einen Mann geziemt, der lange Jahre am Stadttheater St.Gallen als Tenor tätig war. Das Lied „Blauer Mond“ wurde als Lied eines weinseligen Zechers angekündigt, was sich im lauten Rülpser des Leiters anzeigte, der sich während des Liedes wiederholte. Sehr genau die Schlüsse, sehr schön gestaltet die Liedelemente, sehr aufmerksam die Männer, kurz: ein sehr gelungener Einstand des neuen Dirigenten!
Abwechslungsreicher Mix von Musikstilen und Klangfarben
Wenn Kinder musizieren, freuen sich Eltern und Grosseltern immer. Dass aber auch ganz viele andere Leute den Singsaal meist bis in die hintersten Reihen besetzten, das konnte nicht vorausgesehen werden.
Das Musical der Sechstklässler vom Prinzen Owi, mit genauem Titel „Prinz Owi lernt König“, einstudiert von Waldemar Tannheimer und Thomas Nägeli mit ihren sechsten Klassen, war bei seinen Aufführungen an der Schule schon begeistert beklatscht worden. Tannheimer fasste für das TONFENSTER die Geschichte kurz zusammen und liess daraus vier Lieder erklingen. Es fiel auf, wie viele Kinder sich heute wie selbstverständlich vor ein Mikrofon stellen und solistisch singen, wie wenn das das Leichteste von der Welt wäre. Thomas Nägeli begleitete am Klavier, Waldemar Tannheimer hatte auch Tochter Angelika (Saxofon) und Sohn Thomas (Schlagzeug, zusammen mit Cédric Braun) aufgeboten, dazu zupfte der Schulische Heilpädagoge Arthur Aebli den Bass. Anna Malagòn schliesslich begleitete ein Stück auf der Geige.
Die Chuba-Chups sind schon lange als musikbegeisterte Kinder bekannt. Kein Wunder bei der motivierenden und liebevollen Art ihrer Leiterin Susanne Huber Frei. Temperamentvolle Lieder – von kühnen Solistinnen abwechselnd mitgestaltet -, und verblüffende Klatschrhythmen brachten ihnen tosenden Applaus ein.
Musiklehrerin Katrin Popp hatte die Vorliebe für englische Songs – bei der Altersstufe zwischen 14 und 16 gibt es keine deutschen Lieder oder höchstens ganz spezielle Popsongs – berücksichtigt und mit „Stand by me“ , dem Bob-Dylan-Song „Knocking on Heavens Door“ oder auch dem fetzigen Hit der Spaceballs „Under my Umbrella“ – letzterer den Fünfzigerjahren nachempfunden. Die Haartollen der damaligen Stars fehlten allerdings.
Fremdländische Klänge
Die türkischstämmige Familie Isik – Vater und zwei Töchter, eine davon noch sehr klein – trat in ihrer hübschen Heimattracht auf. Die Schuhe, indianischen Mokassins nachempfunden, fielen da besonders auf. So war in ihrem Tanz zu einer orientalischen Musik kaum etwas von den Schuhen zu hören, ein grosser Unterschied etwa zu stampfendem „Bödele“ eines Appenzeller Volkstänzers. Weil das kleine Mädchen noch nicht alle Formen kannte, nahmen Vater und Schwester sie einfach an der Hand und nahmen sie mit. Wie wohltuend, wenn nicht immer alles so aussieht wie uns das das Fernsehen vorgaukelt. Hier war ungekünstelte Volksmusik zu hören und die Freude daran zu spüren. Ganz besonders schön, dass die Familie den Mut hatte, sich für diesen Anlass anzumelden und diesen zu bereichern. Hier war Integration nicht einfach ein Fremdwort, sondern angestrebt.
Neuartige Zusammensetzungen
Peter Weiss trat als Präsident der Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil in neuartiger Besetzung mit einer Bläsergruppe auf. Zwei ihrer Musikstücke hatte Weiss selber sehr gehörfällig arrangiert, weil es für die für den Auftritt gewählte Besetzung keine spezielle Literatur gibt. Das Ensemble trat mit zwei Querflöten – Christine Hollenstein und Luzia Weiss- , zwei Klarinetten – Peter und Regula Weiss -, einem Waldhorn – von Selina, der jüngsten Weiss-Tochter nach erst knapp zwei Jahren üben schon sehr sicher gespielt – und der bewährten Zugposaune von Alex Hollenstein auf.
Auf dem Alphorn begeisterte die kleine Selina Weiss gleich nochmals, hier zusammen mit Urs Ghirlanda. Ganz selbstverständlich kamen die Töne aus dem doch nicht unbedingt einfach zu spielenden Instrument. Ein Alphorn erzeugt immer sofort eine andächtige Stimmung. So war es auch beim „Tonfenster“.
Weitere Mitwirkende
Weitere Formationen – ebenfalls mit grossem Genuss und viel Applaus aufgenommen, wie begeisterte Besucherinnen und Besucher versicherten – traten auf. Es war unmöglich, alle gebotenen Hochgenüsse aufmerksam zu verfolgen und auch noch zu beschreiben. Bestimmt haben aber alle Mitwirkenden einen unvergesslichen Auftritt erleben dürfen und – falls nötig – neuen Schwung für ihr musikalisches Engagement bekommen.
Der Jugendchor Chuba-Chups ist eine lebendige Truppe. Die Leiterin, Susanne Huber Frei, versteht es seit Jahren, aus quirligen Kindern konzentrierte Sängerinnen und Sänger – davon allerdings nur drei – zu machen. Temperamentvolle Lieder – von kühnen Solistinnen abwechselnd mitgestaltet -, und verblüffende Klatschrhythmen brachten ihnen tosenden Applaus ein.
Es ist schon eine grosse Kunst, Jugendliche im letzten Schuljahr – aus Sekundar- und Realschule – zu einem Auftritt vor so vielen Leuten – und erst noch am schulfreien Sonntag! – zu bewegen. Dass alle wie an die Wand hingeklebt dastanden, tat ihrem Vortrag keinen Abbruch.
Familie Isik, ebenfalls in Oberuzwil wohnend, stellte in ihrer schönen Tracht mutig türkische und kurdische Musik vor, hier mit dem Saz, der türkischen Laute…
Peter Weiss unterhielt mit seinen drei Töchtern, flankiert von Alex und Christine Hollenstein unter dem Namen „Bläsergruppe MG Bichwil-Oberuzwil“. Zwei ihrer Musikstücke hatte Weiss, Präsident der Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil selber sehr gehörfällig arrangiert, weil es für die für den Auftritt gewählte Besetzung keine spezielle Literatur gibt.
Vom langen Tag sichtlich gezeichnet, aber dennoch glücklich dankte Felix Grünenfelder, Präsident des organisierenden Männerchors Frohsinn, allen Beteiligten und zeigte seine grosse Freude über den gelungenen Tag. Eine Fortsetzung ist in zwei Jahren geplant. Da darf man gespannt sein!