Abendserenade mit „Trio Sorelle“ in Oberuzwil

Abendserenade mit „Trio Sorelle“ in Oberuzwil

12. August 2019 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Seit 2015  machte der Wetterbericht jeweils schon recht früh klar, dass die zur Tradition gewordene „Abendserenade zum Ferienende“ einmal mehr im Singsaal der Oberstufe Schützengarten in Oberuzwil stattfinden müsse. Diesmal aber erlaubte ein lauer, wunderschöner August-Sommerabend wieder ein solches Konzert im Freien. Empfangen wurde das Publikum mit leuchtenden Sonnenblumen in Milchtansen und Fässern und Wolldecken aus dem Zivilschutz.

Kulturkommissionspräsident Reto Almer begrüsste das erwartungsvolle Publikum. Leuchtende Sonnenblumen gehören seit dem Beginn zur „Abendserenade zum Ferienende“. Die drei Halter-Frauen brauchen keine Lastwagenkolonne, um ihre Musik zu Gehör zu bringen.

Trio Sorelle

Die drei Schwestern Brigitte, Rebekka und Silvia Halter bilden das „Trio Sorelle“. Alle drei haben an Schweizer  Hochschulen Musik und Musikpädagogik studiert und sind an verschiedenen Musikschulen tätig. Brigitte Halter dirigiert seit 2015 zudem die Musikgesellschaft Roggwil TG. Und Silvia Halter widmet sich nebst dem Trio voller Leidenschaft der Kammermusik, welcher sie in verschiedenen Formationen nachgeht. Trio Sorelle


Die Frauen scheinen sich genau wie das Publikum auf einen musikalischen Abendgenuss zu freuen.

Interessante Instrumentenwahl

Viel brauchen die drei Halter-Schwestern nicht, um ihr Publikum zu verwöhnen. Ein Alphorn, ein Waldhorn, ein Cello eine Oboe und ein Englischhorn, dazu eine Flöte, verbunden mit ganz vielen humorvollen Anekdoten und einer abwechslungsreichen Programmwahl reichen dazu völlig aus. 2018 waren sie bereits mit einem anderen Programm – Musikalische Sitten und Unsitten – in der Kirche Henau auf Einladung des Konzertzyklus Uzwil aufgetreten. Damals hatte Rebekka Halter aus familiären Gründen gefehlt. Für sie eingesprungen war an jenem Konzert die Violonistin Muriel Gabathuler. Sitten und Unsitten

Visuelles und akustisches Vergnügen

In ihren hübschen Röcken samt edlen Schuhen boten die drei Schwestern schon rein optisch einen Hochgenuss. Die kunstvoll geflochtenen Frisuren vervollständigten diesen anmutigen Anblick. Doch die Musikerinnen hatten natürlich weit mehr zu bieten. Brigitte Halter führte als humorvolle Moderatorin durch den Abend. Sie hatte im Vorfeld mehrere vergnügliche Geschichtchen über Komponisten des Abends ausgegraben.

Brigitte Halter brachte das Publikum mit köstlichen Musiker-Anekdoten mehrmals zum Schmunzeln.

Mit viel Spielwitz und Können spielten sich die drei Geschwister schnell in die Herzen der Zuhörerschaft. Dem sanften, weichen Klang von Waldhorn und Alphorn setzte Rebekka Halter mit ihrer Oboe oder dem Englischhorn helle Akzente entgegen. Und das Cello – schön in der Mitte platziert – verband die beiden Klangfarben ideal.

Lustige Anekdoten

Schon beim zweiten Stück – Schuberts Forellenquintett – brachte Brigitte Halter die lauschenden Konzertgäste zum Lachen. Das Korrekturprogramm des PCs versuche nämlich hartnäckig, „Trio Sorelle“ in „Trio Forelle“ umzuschreiben. Max Reger, ebenfalls ein grosser Musiker, habe einmal genau dieses von Franz Schubert komponierte Forellen-Quintett derart virtuos gespielt, dass eine begeisterte Zuhörerin ihm, der laut einschlägigen „Klatschblättern“ der damaligen Zeit unheimliche Mengen an Essen und alkoholischen Getränken vertragen konnte, fünf grosse Forellen zukommen liess. Er bedankte sich darauf mit den Worten: „Nächstes Mal spiele ich dann das Ochsenmenuett von Haydn!“ Logisch, dass das Publikum darauf in den Genuss eben dieses Forellenquintettes kam. „In einem Bächlein helle…“, dieses Lied wurde früher auch gerne im Schulsingen eingeübt. In einem Bächlein helle  

Franz Schubert war wie viele Künstler ein armer Schlucker, aber begnadeter Komponist und Pianist. Er hatte eine Abmachung mit seinem Wirt: Hing die Schubert-Hose draussen auf der Wäscheleine, dann hatte er Hunger. Waren zusätzlich die Säcke nach aussen gekehrt, war jedoch leider kein Geld da. Zu essen bekam er dennoch immer. Beethoven dagegen, von Schubert sehr verehrt, scheint nicht unbedingt ein geselliger, sondern eher ein launischer Mann gewesen zu sein. Obwohl er gut verdiente, war es doch sein Bruder und „Finanzverwalter“ Johann, der damit vor allem zu Reichtum kam. So soll dieser einmal geschrieben haben: „Dein Bruder Johann, Gutsbesitzer“, worauf er zur Antwort bekam: „Ludwig von Beethoven, Hirnbesitzer“.

Abwechslungsreiches Musikprogramm

Die drei Frauen verwöhnten mit 14 kürzeren Musikstücken. Dabei wurden verschiedene Kulturen hörbar. Nach drei klassischen Werken ging die Tonreise nach Südamerika. Im Stück „Solterito“ aus Peru meinte man die hohen Anden zu sehen, den ewigen Wind zu spüren und sich vorzustellen, wie karg und einfach das Leben dort wohl sei. Zwei weitere Tangos, gediegen und rhythmisch gespielt, erfreuten vor der Pause das hingerissen lauschende Publikum. Mit dem Klassiker „La Cumparsita“ – in welchem die Musikerinnen immer wieder mit solistischen Einlagen erfreuten – schloss der erste Teil.

Im zweiten Teil kamen die musikalischen Perlen wieder eher aus dem europäischen Raum. Zigeunermusik wechselte mit wehmütigen Klezmerklängen ab. Begonnen wurde mit dem Salzburger Divertimento KV 136 von W.A. Mozart. Da habe doch einmal ein junger Mann einen Musiker auf Wiens Strassen gefragt: „Hören Sie, wie komme ich denn nun am schnellsten zur Philharmonie?“ „Üben, üben, üben!“, hiess der wohlgemeinte Rat.

Unterdessen hatte es eingedunkelt, Fackeln und Kerzen leuchteten jetzt heimelig hinter der kleinen Bühne und rund um den Platz, Scheinwerfer beleuchteten die Notenblätter. Und hinter den Bäumen ging ein halbvoller Mond auf – stimmungsvoller hätte es gar nicht sein können. Mit einem Alphorn-Naturjodel aus dem urchigen Muotathal – mit einer Art „Gradhebe“ der andern Instrumente – und dem lüpfigen „Zoge n am Boge, de Landamme tanzet“ schlossen die drei Frauen diesen heimatlichen Teil ab. In früheren Jahrhunderten, als junge Schweizer noch für fremde Herrscher als Reisläufer Söldnerdienste leisteten, waren solche Lieder von den jeweiligen Heeresleitungen bei Strafandrohung verboten, weil diese Weisen brennendes Heimweh in den jungen Männern weckten, worauf die Gefahr gross war, dass sie desertierten. Zoge n am Boge

Mit der Abschiedssinfonie von Josef Haydn schloss das Konzert auf originelle Weise ab. Erst verschwand mitten im Stück die Hornistin Brigitte Halter, etwas später verliess auch Cellistin Silvia Halter den Platz, einzig Rebekka spielte unbeirrt weiter, um dann doch irgendwann auch einmal einfach aufzuhören. Abschiedssinfonie von Haydn  Selbstverständlich gab es nach kräftigem Applaus noch eine Zugabe.

Am Schluss war nur noch Rebekka Halter auf der Bühne, doch zum verdienten Applaus kamen auch die Schwestern wieder zurück.

Apéro als Begegnungszone

Bestimmt kommt man nicht vor allem wegen des Apéro an diesen speziellen Abend. Aber man lässt sich halt schon sehr gerne von den Mitgliedern der Kulturkommission verwöhnen. Bei feinen Brötchen und einem guten Tröpfchen lässt sich leicht Bekanntschaft schliessen oder eine bereits bestehende Freundschaft vertiefen. Weil diesmal wieder der ganze Innenhof genutzt werden konnte, gab es auf der ganzen Begegnungszone ein gutes Durchkommen.

Und auch diesmal durften Besucherinnen und Besucher eine der wunderschönen Sonnenblumen mit nach Hause nehmen. Die Serenade fand dieses Jahr übrigens bereits zum neunzehnten Mal statt. Vielleicht gibt es ja nächstes Jahr etwas ganz Besonderes zum zwanzigjährigen Jubiläum, wer weiss? Man darf gespannt sein… Kulturkommission Oberuzwil