Ein Fest der Nationen
Nationentag. DAS Begegnungsfest der Kulturen und Nationen in der Region Uzwil
Endlich konnte wieder ein «Tag der Nationen» durchgeführt werden. Dieses interkulturelle Fest wurde zum 8. Mal durchgeführt – wegen der Pandemie zum ersten Mal wieder seit 2019 , diesmal mit einem neuen Organisations-Komitee. Die Seelsorgeeinheit Uzwil und Umgebung trägt die ganze Organisation und die Verantwortung für den Nationentag. Dieser ist weder politisch noch religiös verortet, sondern als kulturelles Fest gedacht. Das grosse Thema dabei: «Einheit in der Vielfalt». Nebst dreizehn verschiedenen Nationen stellten sich auch das «Hello Kafi» und die Migrantenfachstelle für interkulturelle Beratung und Begleitung Wil SG vor.
Gemeinsam stark
Die Programmbroschüre zeigte farbige, ineinandergelegte Hände, die symbolisieren, dass erst Gemeinsamkeit Stärke schafft. Die Uzehalle in Uzwil eignet sich für so grosse Anlässe ausgezeichnet. Nur die Akustik ist je nach Standort in der Eishalle sehr unterschiedlich..
Farben, Farben, Farben
Schon beim Eintreten fielen die vielen farbenfrohen Stände auf. Vorne stand diesmal allerdings keine erhöhte Bühne, einerseits aus Kostengründen, andrerseits aber auch, um bei den Darbietungen der einzelnen Nationen das Publikum einbeziehen zu können. An der Stirnseite hingen die Flaggen aller mitmachenden Gruppierungen. Dreizehn verschiedene Nationen hatten sich für diesen Festtag angemeldet. Bei manchen musste man vielleicht sogar erst Mr. Google oder einen Atlas zu Rate ziehen, um genau herauszufinden, wo dieser Staat wohl liege.
Die Kulturkommission Uzwil hat zusammen mit der Galerie am Gleis eine Kreativwand gestaltet. Hinter dem «Uzwiler Kultursofa» entwickelte sich im Lauf des Tages ein farbiges Kunstwerk mit vielen Farbklecksen unter dem Titel GEMEINSAM – STARK. Auch das kulturelle Unterhaltungsprogramm war äusserst farbig. Die Absicht des OKs war bestimmt auch, diese Farbigkeit in den persönlichen Alltag mitzunehmen. Bis am 03. Juni 2024 kann man diese in der Galerie am Gleis anschauen.
Viele helfende Hände im Hintergrund
Laut OK-Präsidentin Sanja Kriznik Sostaric, angestellt als kirchliche Sozialarbeiterin der Seelsorgeeinheit Uzwil, durften die Organisatoren auf ganz viele Helferinnen und Helfer im Hintergrund zählen. So halfen der TV Henau und die Frauengemeinschaft Henau beispielsweise beim Service. Katechetinnen und zwei weitere freiwillige Helferinnen unterstützten beim Kinderbasteln, aber auch das OK selbst arbeitete ausser der Präsidentin auf freiwilliger Basis. Verschiedene Sponsoren aus der Region spendeten an die Unkosten, auch die Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil beteiligte sich.
Duftende Kulinarik-Strasse
Alle Standbetreiber konnten ihre Angebote auf eigene Rechnung betreiben, es wurde einzig eine Art Gebühr für die Infrastruktur eingezogen. An allen Ständen wurde man auch herzlich begrüsst, selbst wenn man nichts konsumierte. Schon die fremdländischen Namen der Gerichte waren eine Inspiration.
Viele Menschen besuchen so ein Fest bestimmt vermutlich gerade wegen der grossen kulinarischen Fülle. Warum denn in ferne Länder reisen, wenn man deren Lieblingsgerichte auch in Uzwil bekommt? Oder umgekehrt: Weil man das Angebot aus eigenen Reisen kennt, möchte man dies wieder einmal geniessen. So lockten ganz unterschiedliche Düfte an die einzelnen Stände. Auch eher unbekannte Kochgeräte waren hier und dort zu entdecken.
Integrationsangebote
Das „Hello Kafi“ in der Bibliothek Uzwil lädt seit 2015 zu einem Austausch zwischen Einheimischen und Menschen aus anderen Kulturen ein. Sie stellten sich am Nationenfest mit einem eigenen Stand vor. Und auch die Migrantenfachstelle Wil war vor Ort. Hier kann mehr über diese wichtige Anlaufstelle vor allem für Frauen erfahren werden. Die Fachstelle versteht sich als Brückenbauerin. Für Menschen, die hierher geflüchtet sind, gibt es viele Hürden, bis gewisse Gepflogenheiten im Schweizer Alltag einigermassen verstanden werden können.
Kreatives Kinderprogramm
Auch für Kinder gab es genügend Bewegungsmöglichkeiten. Immer wieder tanzten schon ganz winzige Knirpse durch den «Bühnenteil». Es war überhaupt sehr spannend, all die vielen Kinderaugen zu beobachten, welche ihrerseits oft ganz im Banne des Gebotenen ihre Umwelt völlig vergassen. Kinder machen ja von sich aus keinen Unterschied zwischen Menschen verschiedener Herkunft, sondern gehen unvoreingenommen auf diese zu.
Beim oberen Eingang hatte Fabian Scherler mit zwei jungen Frauen das Kinderprogramm im Griff. Dort wurden Papierflieger gebastelt und mit diesen danach experimentiert. Gleich daneben konnten sich Kinder professionell schminken lassen. So sah man immer wieder wahre Kunstwerke auf Kindergesichtern, die beim Vorbeigehen ein Lächeln entlockten.
Nutzen für das Zusammenleben
Was man nicht kennt, macht Angst. Darum ist es gut, Menschen aus anderen Kulturkreisen in einem ungezwungenen Rahmen zu erleben, ihre Gerichte zu kosten, ihre Kleidung zu bewundern und ihre Sprache zu hören. Da alle Mitmachenden aus der Region kommen und meist schon länger hier sind, ist die Verständigung auch kein Problem. Und sollte es doch einmal nicht klappen, gibt es immer noch Hände und Füsse… Einzig die Mitglieder des Tamburitza Orchesters «Misericordia» aus Medjugorje (Bosna und Herzegovina) leben nicht in der Schweiz. Sie gaben zufällig in der kroatischen Mission in St.Gallen ein Konzert und machten danach einen Abstecher an den Nationentag.
Vielfältige Darbietungen
Robyn Jung moderierte den Anlass. Es war für sie nicht immer leicht, durch den Lärm der Halle durchzukommen. Das Dargebotene war sehr vielfältig. Besonders imposant war der Einzug der Inganzamarimbo-Trouppe aus Burundi, wobei hier Asylbewerber aus verschiedenen Teilen der Schweiz beteiligt sind. Mit ohrenbetäubendem Lärm – tänzelnd grosse afrikanische Trommeln auf dem Kopf tragend und dabei ständig trommelnd – zogen sie das Publikum in den Bann. Besonders Kinder waren von diesem Auftritt völlig fasziniert. Wo hat man denn schon gesehen, dass man grosse Trommeln einfach so auf dem Kopf herumträgt, mit den riesigen Sticks rhythmisch darauf schlägt und dabei singt und tanzt?
Ein kleiner Bub, vielleicht etwa fünf Jahre, war von der Darbietung – schon längst standen die grossen Trommeln auf der Erde und wurden rundum von den jungen Männern bespielt – derart fasziniert, dass es eine Freude war, immer mal wieder einen Blick auf ihn zu werfen. Als die Männer schliesslich schweissnass vom Aufführungsplatz wegtanzten, stand der Kleine auf und klatschte mutig mit einem der Männer ab, d.h. mit dessen Trommelstick, den dieser dem Buben lachend entgegenstreckte. So eine herzige Geste!
Kurz: Der Tag war ein einzigartiges Fest der Begegnungen!
Auch auf Uzwil 24 kann ein Bericht dazu nachgelesen werden.