Gewerbeverein Oberuzwil: Spannende Geschichtsstunde im Ortsmuseum
Mit so vielen Interessierten hatten die Verantwortlichen des Gewerbevereins nicht gerechnet. Johannes Gunzenreiner und Roland Schluchter aus dem Ortsmuseumsteam führten die Frauen und Männer auf zwei Ebenen durch die Ausstellung. Dabei konnte in einer Stunde viel Wissenswertes erfahren werden.
Das waren noch Zeiten!
Johannes Gunzenreiner schöpfte aus seinem reichen Fundus an geschichtlichem Wissen über die Vorgänge früherer Zeiten hier in der Gegend. Gerade friedlich war es zu Zeiten der Ersterwähnung im 9. Jahrhundert n.Chr. nicht zu- und hergegangen. Das Recht des Stärkeren herrschte. Er verdeutlichte das mit einem Schiedsspruch über zwei streitende Männer wegen eines Grundstücks. Das richterliche Urteil lautete: „Die zwei Grundstücke gehen an das Kloster St.Gallen, die Männer können das Grundstück aber gegen Abgabe des Zehnten weiterhin bewirtschaften.“
Das Kloster war vor der Reformation durch viele Schenkungen äusserst mächtig geworden und reichte bis weit nach Süddeutschland hinein, auch das Fürstenland und Rheintal sowie das Appenzellerland gehörte weitgehend dazu. Die Gegend rund um Oberuzwil hiess damals Uzzinuuilare. Bichwil feierte mit verschiedenen Festivitäten bereits 2015 „1150 Jahre Ersterwähnung“ und dokumentierte dies mit einem hübschen Festführer. 835 hiess das Dorf noch Pichilin Uuilare.
Ortsmuseum
Im Ortsmuseum sind wahre Schätze ausgestellt, geschenkt von Leuten aus dem Dorf. Im unteren Stock wird das Handwerk gezeigt, von Textilmustern bis Küchenutensilien, aber auch die damalige Kleidung oder Waffen aus der Zeit sind zu bestaunen.
Man bekommt das nackte Grausen, wenn man die aufgepflanzten Bajonette sieht, mit denen die Soldaten in die Schlachten zogen. Munitionskugeln mussten diese selber mitbringen, auch die Waffe.
Im oberen Stock zeigte Roland Schluchter alte Ansichten von Oberuzwil, dazu die neuesten Funde rund um den Eppenberg. Im oberen Stock kann zur 1200-Jahrfeier im Augenblick eine sehenswerte Ausstellung mit vielen Eindrücken zu vergangenen Zeiten gesehen werden. Hier sind auch die Aquarelle von Heinrich Weber zu bestaunen, Bilder von alten Bauernhäusern aus dem Dorf, die er dem Museum geschenkt hat.
Ansicht des Statthalterhauses von Süden und von Norden. Es hat eine sehr wechselvolle Geschichte.
Schatzsuche auf dem Eppenberg
Ueli Hänsenberger ist ein leidenschaftlicher Prospektor, ein Schatzsucher nach alten Münzen und anderen Hinweisen auf frühere Kulturen. In gewissen Ländern suchen Prospektoren oft ganz gezielt nach Bodenschätzen. Seit vielen Jahren ist Hänsenberger in seiner Freizeit immer wieder mit seinem Metalldetektor unterwegs. Reich wird er dabei nicht, denn die Funde müssen an den Staat abgegeben werden. Aber der Nervenkitzel und der Aufenthalt im Freien sind für ihn Motivation genug, um dieser Leidenschaft nachzugehen. Der Eppenberg hat es ihm besonders angetan. In der Ausstellung gibt es denn auch verschiedene Münzen, die er gefunden hat. Man spürte aus jedem seiner Worte die grosse Begeisterung für dieses Hobby heraus.
So sieht eine spezielle Aufnahme eines möglichen Fluchttunnels vom Eppenberg nach Bichwil aus. Ueli Hänsenberger ist ein leidenschaftlicher Prospektor, ein „Schatzsucher“, ohne dass er dabei reich wird, gehören doch alle Fundstücke dem Staat. Unten sieht man das stark vergrösserte Dokument der Ersterwähnung von Oberuzwil.
Gewerbeverein Oberuzwil
Den Verein gibt es seit 1839, immer mit dem Ziel, die Mitglieder zu vernetzen und die Geselligkeit zu pflegen. Der Gewerbeverein bietet seinen Mitgliedern immer wieder spannende Einblicke in fremde Welten. Oft sind dies Betriebsbesichtigungen, man geht auf Reisen in die nähere, manchmal auch weitere Umgebung und pflegt einen freundschaftlichen Umgang miteinander. Die jährliche Hauptversammlung und der Bettags-Montagsausflug sind seit vielen Jahren fester Bestandteil des Jahresprogramms. Die Mitglieder führen alle einen KMU-Betrieb (KMU=Kleine und mittlere Unternehmen) und sind geschätzte Steuerzahler in der Gemeinde.
Abschluss auf dem Dorfplatz
Kurz vor dem erwarteten Regen gab Johannes Gunzenreiner noch ein paar Einblicke in die Verhältnisse auf dem Dorfplatz in früheren Zeiten, bevor sich die grosse Teilnehmerschar in das Restaurant LA CASA DEL GUSTO – den ehemaligen Dorfplatz – verschob und den Abend in geselliger Runde ausklingen liess.
Johannes Gunzenreiner: So sah der alte Dorfplatz aus… Gemeindepräsident Cornel Egger – unten links – und Gewerbepräsident und Gemeinderat/Kantonsrat Ernst Dobler gratulierten Caroline Bartholet zur erfolgreichen Wahl – und dies bereits im ersten Wahlgang – als Gemeindepräsidentin von Niederbüren. Entspannt genoss sie das gemütliche Zusammensein.