Grosse Ehre für den Männerchor Frohsinn Oberuzwil
Einmal mehr wurde am dritten Novembersonntag eines ungeraden Jahres das unterdessen zur Tradition gewordene «Tonfenster» im Singsaal der Oberstufe Schützengarten geöffnet, ein Anlass für Chöre und Musikformationen aus dem dörflichen Umfeld. Diesmal standen zwölf Angebote auf dem Programm, darunter auch ein «Tonfenster» des Männerchors Frohsinn Oberuzwil, welcher wie immer als Veranstalter zeichnete.
Auftritt des Männerchors
Der Männerchor trat mitten im Tag auf und legte gleich mit «Lauenensee» los, einer Berner Ballade der Musikgruppe SPAN um Zoff mit einer Freundin, geschrieben von Liedschöpfers George «Schöre» Müller, wie Dirigentin Heidy Gerber erklärte. Die Männer sangen es allerdings in St.Galler Dialekt. Das Lied ist unterdessen Schweizer Allgemeingut geworden. Die engagiert, mit reicher Gestik vorgetragenen Ausführungen führten irgendwann zu einem «Blättersturz» ab dem Notenständer, was das ganze vorbereitete Programm der Dirigentin durcheinanderbrachte. Doch mit Humor und Kompetenz war auch dieses Malheur schnell behoben. Und schon wechselten die Männer die Sprache und sangen in fast lupenreinem Schwäbisch «Muss i denn zum Städtele hinaus», von Elvis Presley zum Welthit geworden. Doch dann änderte plötzlich alles.
Welche Überraschung!
Eine bis anhin hochgeheime Aktion begann. Weniger als eine Handvoll Leute rund um den Männerchor hatten bis dahin von der grossen Ehre gewusst, welche dem Männerchor Frohsinn bevorstehen sollte. Vor der gläsernen Türe zum Singsaal stand nämlich plötzlich Gemeindepräsident Cornel Egger mit einem geheimnisvollen «Ding», mit hübscher Masche umbunden. Aufgefallen war bereits vorher, dass sowohl Gemeinderat Reto Almer sowie weitere Gemeinderatsmitglieder pünktlich zu Beginn des Männerchor-Auftritts im Saal Platz genommen hatten.
Chorpräsident Thomas Künzle begrüsste das Publikum erstaunlicherweise erst nach den ersten zwei Liedern, dies mit einem verschmitzten Lächeln, dankte dabei auch allen Sponsoren, ohne die man kaum mehr solche Anlässe durchführen könne. Ihre Namen waren auf dem Programmblatt ebenfalls nachzulesen. Auch ein Werbespot für neue Sänger durfte natürlich nicht fehlen! Die Frauen sollten doch ihre Männer am Mittwochabend ins Rössli schicken, dort probe der Männerchor seit Urzeiten.
Darauf übergab er das Wort an Reto Almer. Was war denn nun los? Almer, Präsident der gemeinderätlichen Kulturkommission, verkündete nun in einer kurzen, prägnanten Ansprache, dass dem Chor der «Kulturpreis Oberuzwil 2023» zugesprochen werde, dies für dessen ausserordentliche Dienste für die Allgemeinheit. Welche Überraschung!
Kulturpreis 2023 geht an …
Thomas Künzle durfte darauf aus den Händen des inzwischen in den Saal gekommenen Gemeindepräsidenten die Urkunde für diese besondere Ehre empfangen. Allen Chormitgliedern samt Dirigentin war vor lauter Überraschung und einer Art Ungläubigkeit der Mund offengeblieben. Erstaunlich, dass bis dahin nichts von dieser besonderen Ehre durchgedrungen war. In Oberuzwil kann man also noch etwas für sich behalten, Indiskretionen passieren anderswo… In einer separaten Feier werden die Chormitglieder dieses Ereignis dann noch gebührend würdigen. Grossen Anteil daran hat bestimmt der initiative Vorstand, aber auch die kompetente, energiegeladene und für neue Ideen stets empfängliche Dirigentin Heidy Gerber. Der wunderschöne Blumenstrauss für sie war denn auch mehr als verdient.
Mit dem Hit «Wellerman (Sea Shanty)» begeisterten die Männer ihre Fans zum Schluss ihres Blocks noch einmal, bevor jeder Sänger wieder an seinen «Arbeitsplatz» eilte.
Warum diese Ehre?
Der Männerchor hat ein ehrwürdiges Alter. Er wurde dieses Jahr nämlich bereits 185 Jahre alt, besteht also seit 1838. Doch keine der Sänger sind denn auch wirklich so alt, es gibt auch junge Gesichter in ihren Reihen. Und so verwundert es nicht, dass es dem Verein immer wieder dank kreativer Präsidenten und einem gut funktionierenden übrigen Vorstand gelingt, Feste auf die Beine zu stellen, die beim Publikum ankommen. Manche dieser Anlässe werden irgendwann zu einer Tradition, so auch das Tonfenster. Im Februar kann jeweils in der Alten Gerbi an der immer sehr gut besuchten Sänger-Metzgete geschlemmt werden. Auch das Maibaumfest immer am ersten Maisamstag hat sich etabliert. Da kommt jeweils Jung und Alt auf den Dorfplatz, man trifft sich, tauscht sich aus und lässt sich von Gesang und Musikeinlagen bei Speis und Trank verwöhnen.
Aber auch ein neuer Flügel wird bei den Frohsinnlern zu einem Fest. Unter dem Motto Musik verleiht „Flügel“ gab es im November 2018 einen spannenden Rundgang durch drei Restaurants im Dorf. Auch sonst kann man auf diese Männer zählen, etwa beim Adventssingen, wenn Männerstimmen gefragt sind.
Überall im Einsatz
Ausser ihrem Auftritt samt Einsingen waren die Chormitglieder in allen möglichen Bereichen im Einsatz für das achte Tonfenster. So eine Veranstaltung braucht ja schliesslich immer helfende Hände. Weil die Männerchörler aber jeweils bei Anlässen anderer Vereine ebenfalls mit von der Partie sind, werden sie umgekehrt auch unterstützt. Während der Vorbereitung zum eigenen Auftritt standen Mitglieder des Akkordeon-Orchesters Uzwil an der Theke. Und im doch recht zugigen Durchgang standen drei fleissige Personen am Grill, gut eingepackt, bis zum Schluss aber doch ziemlich abgekühlt. An diesem Anlass kann man sich nämlich immer auch verpflegen, einem Aufenthalt während des gesamten Programms steht deshalb nichts im Wege.
Bericht über das übrige Tonfenster-Programm von 2023 Musikalische Genüsse im Halbstundentakt
Und hier können ein paar frühere Tonfenster-Anlässe nachgelesen werden.
1. Tonfenster 2009 – Musikalisches Menu à la carte