Gut neunzig Minuten reinstes Vergnügen
Zum dritten Anlass im Jahresprogramm hatte der Vorstand Christoph „Stöff“ Sutter und Udo Krummel eingeladen, zwei Männer mit viel Fantasie, Wortwitz und einer kindlichen Spielfreude. Während heutzutage nicht wenige Grosse aus der Künstlerszene mit unzähligen Lastwagen voll mit „Equipment“ – technische Ausrüstung – vorfahren, brauchen diese zwei Männer einzig einen Laptop, ausgedruckte Gedichte, die eigene Stimme oder einen funktionierenden Filzstift, Papier und ein gut gestimmtes Klavier. Der Funke zwischen den Menschen im vollen Singsaal der Oberstufe Schützengarten und den beiden Unterhaltungskünstlerin sprang denn auch sofort.
Sprudelnde Fantasie
Christoph „Stöff“ Sutter hat auf seinem Laptop unzählige Gedichte, laut seiner Webseite sind es bis jetzt über 3500 Verse, kein Wunder, konnte er nicht alle vortragen. Der Mann schreibt aber auch Musicals, moderiert mit selbstverfassten Texten und ist daneben noch Sekundarlehrer. Wahrlich ein ausgefüllter Alltag! Seine Verse verblüffen, es gibt solche zu allen möglichen und oft auch unmöglichen Themen. So kann er auch die Geschichte der Menschheit in zwei Zeilen zusammenfassen, sehr zum Vergnügen der Zuhörerschaft. Aber auch beim Selberlesen entfalten seine Dichtereien eine ganz spezielle Atmosphäre von Leichtigkeit, Witz, Selbstironie und überraschenden Wendungen. Dazu zwei Müsterli:
Ihr könnt so dicht sein, wie ihr wollt,
doch ich bin D(d)ichter!
Jetzt schau die heut’ge Menschheit an:
Hat GPS und keinen Plan!
Christoph Sutter: Der etwas andere Volksdichter aus Romanshorn
Pingpong zwischen Cartoon, Piano und Wortspielereien
Stöff Sutter und Udo Krummel kennen sich, wie man hören konnte, schon lange, haben sich aber vor dem Oberuzwiler Auftritt bestimmt drei Jahre nicht mehr gesehen, kein genaues Konzept mitgebracht, einzig auf ihre Spontaneität vertraut. Während Sutter ein Gedicht vortrug, sah man bereits, wie es im Kopf seines „Duo-Partners“ Krummel zu rattern begann. Schnell war der dicke Filzstift zur Hand, mit wenigen Strichen zauberte er einen Zusammenhang zum eben Gehörten. Das Publikum war von Beginn weg verzaubert! Dann setzte er sich wieder ans Klavier, sang und spielte – meist waren es bekannte Melodien, aber immer im eigenen Stil. Sofort suchte sich Sutter darauf einen passenden Nachfolger aus seinen Texten heraus… Er hielt zwar ein Blatt und auch den Laptop in der Hand, aber da war nichts in Stein gemeisselt, alles floss ineinander über, man vergass dabei völlig die Zeit.
- 1 Vorstandsmitglied Marlies Gemperle begrüsste alle im total vollen Singsaal der Oberstufe.
- 2 Entspannter Poet: Christoph „Stöff“ Sutter aus Romanshorn …
- 3 … verbreitete schnell allerbeste Laune, regte aber auch zum Denken an.
- 4 Und hatte, falls das Manuskript nicht reichte, im Laptop innert Sekundenfrist immer das richtige Gedicht vor Augen.
Alltagssituationen
Stöff Sutter bleibt in seinem Beruf jung, weil er ja Jahr für Jahr Teenager unterrichtet. Er bleibt aber auch in Gedanken jung, hat sich ein kindliches Gen nicht austreiben lassen. Er scheut sich auch nicht, die Dinge beim Namen zu nennen. So könne er manche Ausdrücke heute nicht mehr verwenden, die Leute seien sehr viel sensibler geworden. Einen wahren Heiterkeitssturm löste er mit einem Gedicht über eine ältere Dame aus, die von der Frau an der Kasse gefragt wurde, ob sie eine „Tüte“ brauche. Ihre Antwort: „Wenn ich kiffe, wird die Tüte selbst gebaut!“ Aber auch sonst wurde viel geschmunzelt, gelacht, gestaunt. Einmal animierte Udo Krummel das Publikum gar zum Summen als „Background“ zu seinen gekonnten Zeichnungskünsten. Damit kam eine besinnliche Note ins Programm. Auch menschliche Nöte kamen zur Sprache – und ganz oft die Liebe.
- 1 Das Gedicht handelte von einem Sauna-Besuch, Krummel illustrierte dies mit „Sau-Nah“…
- 2 Blitzschnell entstanden die gekonnten, so witzig interpretierten Begriffe und Situationen.
- 3 Stift, Papier und Köpfchen reichen dem Mann, um etwas darzustellen.
- 4 „Ein bisschen Spass muss sein“, „Ballade für Adeline“ oder auch „Like a flower“ sowie „Skandal um Rosie“ – dem Publikum gefiel alles.
Verabschiedungen
Vor dem Auftritt der beiden Unterhaltungskünstler gab es im Foyer der Oberstufe Schützengarten eine Ehrung der zurückgetretenen Vorstandsmitglieder, welche wegen Corona letztes Jahr nicht gebührend hatten verabschiedet werden können. Dies holte der Vorstand nun nach. Co-Präsident Adrian Müller hatte sich dazu ins Archiv vertieft und eine auf jede Person zugeschnittene kurze Laudatio verfasst.
René Baer hätte eigentlich eine Goldmedaille für seinen dreissigjährigen Einsatz für die Oberuzwiler Donnerstags-Gesellschaft verdient. Er hat unzählige Künstlerinnen und Künstler nach Oberuzwil gebracht, war für besondere Requisiten besorgt und unterstützte den Vorstand immer wieder mit guten Ideen. Als er 1991 Einsitz im Vorstand nahm, waren an fünf Veranstaltungen gleich drei Persönlichkeiten aus Oberuzwil da zu Gast: Alt Regierungsrat Edwin Koller las aus eigenen Texten, Oberstkorpskdt Ruedi Blocher referierte über China und Johannes Gunzenreiner sprach über die Wiedervereinigung in Deutschland.
René Baer, 30 Jahre aktiv im Vorstand, hat den gesellschaftlichen Kulturwandel vom Patriarchalen hin zu einem Miteinander hautnah miterlebt. Adrian Müller verdankte diese lange Zusammenarbeit mit herzlichen Worten.
Auch Ueli Gubler hielt es viele Jahre im Vorstand aus, von 2007 bis im Januar 2020. Er war – zusammen mit seiner Frau und einem Team – schon vorher für Kultur im Dorf besorgt gewesen. Im Jahr 2000 hatte dieses Team denn auch für sein Wirken den örtlichen Kulturpreis bekommen. Da Ueli Gubler aus Krankheitsgründen nicht anwesend sein konnte, nahmen seine Frau Marianne und Tochter Sarah die Würdigung entgegen.
Ueli Gublers Frau Marianna und Tochter Sarah freuten sich stellvertretend für ihren abwesenden Mann über Kaffee und Lektüre, während Adrian Müller noch einen Hinweis seiner Frau Elsbeth erhielt.
Thomas Rhyner wurde seinerzeit vom ehemaligen Präsidenten – und seinem Schwiegervater – Heinrich Weber in den Vorstand geholt. Nach nur einem Jahr wurde er zum Präsidenten gewählt. Seine Jahresberichte sind bis heute legendär, flocht er immer noch einen ausführlichen persönlichen Gedanken zur Zeit in seinen Rückblick ein. Der Dorfkrimi „Alt ist nicht kalt“ entstand ebenfalls auf seine Initiative hin.
Thomas Rhyner brachte immer einen Blickwechsel zum Nachdenken in seine Jahresberichte ein.
2011 kam Regula Blöchlinger-Eberle, lange Jahre Primarlehrerin an der Schule Oberuzwil, neu in den Vorstand. Ihre Spezialität waren festliche, schöne Dekorationen, die sie mit viel Fantasie und Herzblut kreierte. Sie war aber auch sonst immer dort zur Stelle, wo eine praktische, helfende Hand nötig war. Leider verstarb sie am 10.Juli 2021 – kurz nach ihrem Rücktritt – bereits an einer schweren Krankheit. Mit einer kurzen Stille wurde der initiativen, früh verstorbenen Frau gedacht. (Siehe Bildmitte unten)
Bild von der HV 2021 in kleinstem Rahmen wegen Corona: Ueli Gubler, Regula Blöchlinger-Eberle und Thomas Rhyner traten zurück.
Hanspeter Hug stellte als Mitglied des Ortsmuseum die nächsten Ausstellungen vor. Ortsmuseum – Oberuzwil
Mit einem reichhaltigen Apéro schloss der erste Teil des Abends ab.
Wer sich für genauere Angaben zu den Zurückgetretenen interessiert, findet diese unter dem nachfolgenden Link. 187. HV der Donnerstags-Gesellschaft Oberuzwil in CORONA-Zeiten