Harfe und Panflöte setzten sich in Szene
Zum ersten Mal überhaupt fand ein Konzert des Konzertzyklus Uzwil in der sehr gediegenen Kirche St. Ulrich in Oberbüren statt. Diesmal stand eine reizvolle Instrumentenkombination auf dem Programm: Harfe und Panflöte. Dem Publikum wurde viel für Auge und Ohr geboten. Übertitelt war das Programm der beiden Musikerinnen Patricia Meier und Delia Brändle mit «Romantic Potpourri».
Nicht nur «Hobby-Musikerinnen»
Die beiden Musikerinnen waren auf dem Konzertprospekt als «Quereinsteigerinnen» vorgestellt worden. Doch das heisst keineswegs, dass sich nicht beide schon früh intensiv mit Musik beschäftigt hätten. Beide Frauen haben sich allerdings zuerst einem pädagogisch-psychologischen Beruf zugewandt. Daria Brändle schloss als Sozialpädagogin FH ab, Patricia Meier als lizensierte Psychologin. Beide Berufszweige passen bestens zur Arbeit als Musikschullehrerin, welche die beiden Frauen mit Begeisterung ausüben. Beide Frauen haben jedoch daneben auch eine intensive und breitgefächerte musikalische Ausbildung genossen.
Patricia Meier
Die Musikerin ist Harfenpädagogin an verschiedenen Musikschulen vom Zürichbiet bis ins Toggenburg. Sie bewegt sich gerne auf verschiedenen musikalischen Gebieten. Schon mit sechs Jahren bekam sie Klavierunterricht mit klassischen Werken. Mit 13 entdeckte sie «ihr» Instrument, die Harfe. Diese hat sie seither nie mehr losgelassen, bis hin zur Ausbildung zur Harfenpädagogin. 2007 gewann sie mit der Formation «The Sparkling Diamonds» – «Die funkelnden Diamanten» – den kleinen «Prix Walo». Die vielseitige Musikerin liebt es besonders, mit Orchestern zusammenzuspielen und frönt dieser Leidenschaft seit dem 14. Altersjahr immer wieder. Und ständig forscht sie nach kreativen Möglichkeiten, um die Harfe neuen Anforderungen anzupassen, damit sie mit ihrem Instrument sowohl in Innen- wie auch in Aussenräumen musizieren kann. Im Oberbürer Konzert spielte sie auf einer unverstärkten, einer akustischen Konzertharfe. Sie besitzt aber auch eine elektro-akustisch verstärkte Harfe für Konzerte im Aussenbereich oder in grossen Sälen.
Ihr Repertoire umfasst Werke aus der Pop-Literatur – Hits aus Musicals, Jazzstandards und auch irische Musik gehören ebenfalls dazu. Ihr grösstes Anliegen ist es, im Musikunterricht ein Feuer für ihr Instrument zu entfachen. Ist dieses einmal geweckt, gibt es auch Fortschritte. Patricia Meier unterstützt ihre Schützlinge auch bei den Vorbereitungen zu eigenen Konzertprojekten. Harfe Meier | Willkommen bei Patricia Meier
- 1. Konzentriertes Zusammenspiel
- 2. Etwas fürs Auge
- 3. Patricia Meier moderiert, Daria Brändle hört zu – und umgekehrt.
Daria Brändle
Daria Brändle hat es die Panflöte angetan. Wer sich in die Herkunft dieser speziellen Flöte vertieft, kann sich in den verschiedenen Ausrichtungen und Anordnungen der einzelnen Rohrflöten völlig verlieren. Der Sage nach hatte der griechische Hirtengott Pan einst ein Auge auf die schöne Nymphe Syrinx geworfen. Doch diese lehnte seine Annäherungen ab. Um Syrinx vor Nachstellungen zu schützen, verzauberte sie eine ihr wohlgesinnte Göttin in ein Schilfrohr. Vor lauter Kummer schnitzte sich der tief verletzte Pan darauf eine Flöte aus eben diesem Schilfrohr. Wer sich auf Daria Brändles Spiel einliess, hat möglicherweise während des Konzerts mehr als einmal etwas von diesem Schmerz herausgehört.
Schwebende Töne, manchmal wie Vogelgezwitscher, manchmal düster und tiefgründig – aber immer mit viel Herzblut gespielt.
Schon seit dem 4. Jahrtausend v.Chr. gibt es in vielen Teilen der Welt Hinweise auf dieses Instrument. In Europa hat vor allem Gheorge Zamfir, weltbekannter rumänischer Panflötenvirtuose, das Instrument einer breiten Bevölkerung bekannt gemacht. Aber auch Formationen aus Südamerika, vor allem aus den Anden, sind hierzulande bekannt, man denke nur an den Welthit «El Condor Pasa». Leo Rojas – El Condor Pasa (Offizielles Video) – YouTube
Daria Brändle hat sich dieses Instrument ganz zu eigen gemacht. Sie ist nebst ihren vielfältigen musikalischen Aktivitäten auch im Vereinsvorstand des Panflötenfestivals CH als Aktuarin tätig. Auf dessen Webseite heisst es zum Vereinszweck: «Klassik, Jazz, Pop, Volksmusik und Panflötenchormusik auf höchstem Niveau, in unterschiedlichsten Besetzungen und leidenschaftlich gespielt. Das PanflötenFestival Schweiz ist selbst für Nichtpanflötisten eine Entdeckung.» PANFLÖTENFESTIVAL SCHWEIZ – Festival 2022
Reizvolles Kontrastprogramm
Das Programm enthielt Werke von Johannes Brahms (1833 – 1897), Camille Saint-Saëns (1835 – 1921) sowie Jules Massenet (1842 – 1912), aber auch zeitgenössische Stücke, allerdings die wenigsten für Harfe und Panflöte geschrieben und dennoch in keinem Fall als Fremdkörper empfunden. Patricia Meier hat seinerzeit an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) «Composing-Arranging» studiert. Das Konzert wechselte immer wieder zwischen romantischen und Werken aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ab. Schon vom ersten Ton an war klar: Harfe und Panflöte passen hervorragend zusammen. Die perlenden Klänge der Harfe vermischten sich denn auch im Kirchenraum mit den fast etwas rauchigen, oft schwermütigen Tönen der Panflöte zu einem wohltuenden Ganzen und erzeugten damit eine andächtige, meditative Stimmung. Die beiden Frauen wechselten sich mit der Moderation ab und gewährten dem Publikum persönliche Einblicke in die gespielten Werke. Sie baten die Zuhörerschaft auch, doch jeweils bitte mit dem Applaus bis zum Ende eines Stücks zu warten, damit der Spannungsbogen erhalten bleibe.
Einige bekannte Werke
Der ungarische Tanz Nr. 4 aus dem Jahr 1869 wurde für vier Hände komponiert. Von diesem Werk gibt es unzählige Cover-Versionen. Da gab es nun für die Hände der Harfenistin und den über die Röhrchen fliegenden Atem von Daria Brändle ganz viel zu tun. Auch in dieser Version war die ungarische Weite der Puszta und das Geigenspiel feuriger Zigeuner herauszuhören. Doch Brahms hatte das in die klassische Formensprache übersetzt, darum wechseln da schnelle und langsame Passagen ab, ändert sich auch immer wieder das Tongeschlecht zwischen Dur und Moll. ungarische Tänze brahms Nr. 4
Aus dem «Karneval der Tiere» von Camille Saint-Saëns hatten die zwei Künstlerinnen den 13. Satz ausgelesen, besser bekannt unter dem Namen «The Swan». Auch in diesem Stück betätigte Patricia Meier immer mal wieder das Pedal unten an der Harfe. Dies verstelle die Saitenspannung und verändere die Tonhöhe um einen Halbton, wie die Künstlerin der Berichterstatterin verriet.
Moderne Tongemälde
Vier Stücke stammten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Rolf Lovland (*1955) macht da die Ausnahme. «Dreamcatcher» hat der norwegische Komponist zusammen mit Monique Matheson komponiert. In diesem Stück kamen nun auch jazzige Passagen zum Zug. Die Harfe legte das Grundgerüst – den Melodienbogen – , die Panflöte durfte darüber in den höchsten Tönen jubilieren. Alles endete in einem unerwarteten, schwebenden Schluss. Als Schlussstück hatten die Künstlerinnen eine Meditation aus der Oper «Tais» gewählt. Die Panflöte brillierte hier mit Solo-Sequenzen, gestaltete manche Stellen fast durchsichtig fein, die Harfe immer als zuverlässige Begleiterin dabei. Aber das Publikum kam auch in den Genuss von Harfe- Solos. So konnte man den sphärischen, ja engelsgleich perlenden Charakter der einzelnen Akkorde besonders gut hören. Nicht umsonst heisst es, dass Engel im Himmel Harfe spielen.
In der Kirche war es während des ganzen Konzerts mucksmäuschenstill, alle lauschten den verzaubernden Klängen, den lange ausgehaltenen Schlusstönen, den Tonkaskaden der Harfe. Dafür gab es am Ende des Konzerts rauschenden Applaus, den die zwei Künstlerinnen als Zugabe mit der Filmmelodie aus «Drei Nüsse für Aschenbrödel» belohnten. Angesagt war dieses Stück nur «anonym», da sie sich sicher seien, meinte Patricia Meier in ihrer Ansage, dass diesen Titel alle kennen würden. Für viele ist dieser Film schliesslich DER Weihnachtsfilm, allerdings soll es doch auch Menschen geben, die ihn nicht kennen… … Drei Haselnüsse für Aschenbrödel Konzert
Der zweite Konzertzyklus-Abend findet am Sonntag, 29. Januar 2023 um 17:00 Uhr im Gemeindesaal Uzwil statt. Zu Gast wird dann ein Streichquartett aus dem Sinfonie-Orchester St.Gallen sein. Genauere Angaben dazu gibt es später.