Harmonische Übergabe an die neu formierte Kirchenvorsteherschaft der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil

Harmonische Übergabe an die neu formierte Kirchenvorsteherschaft der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Oberuzwil-Jonschwil

6. Juli 2024 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Eingebettet in einen Rock-My-Soul-Gottesdienst mit energiegeladener Musik von Pianist Christian Schneebeli, Gitarrist und Pfarrer René Schärer und dessen Frau Franziska Schärer als Sängerin wurden im Gottesdienst vom 30. Juni 2024 verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verabschiedet, gleichzeitig aber auch eine junge Frau willkommen geheissen. Nicht immer war in den letzten zwei Jahren alles so harmonisch über die Bühne gegangen.

Dazu eine kleine Vorgeschichte

Am Neujahrsgottesdienst 2024 war der neue Sozialdiakon Kurt Pauli feierlich willkommen geheissen worden, obwohl er da bereits seit zwei Monaten an der Arbeit war. Grosse Freude herrschte unter der anwesenden Gemeinde. Doch gegen Ende des Gottesdienstes trat Kirchenpräsident Roger Lindenmann ans Mikrofon und verkündete völlig unerwartet seinen Rücktritt auf die Kirchbürgerversammlung im März 2024. Viele waren aufgeschreckt. Schliesslich hatte die Legislatur nach zwei Rücktritten von bereits gewählten Mitgliedern der Kivo bereits mit stark reduziertem «Personalbestand» begonnen, was zur Einsetzung des Kurators Paul Baumann durch die Kantonalkirche geführt hatte.

Am 25. Februar fand nach dem Gottesdienst eine Information im Kirchgemeindehaus über das weitere Vorgehen statt. Man spürte neuen Rückenwind für das Gemeindeschiff. Neue Personen hatten sich zur Mitwirkung in der Behörde entschlossen. Hoffnung keimte auf.

Kirchbürgerversammlung im März 2024

An der Kirchbürgerversammlung vom 24. März 2024 konnten gleich vier neue Persönlichkeiten für die Kirchenvorsteherschaft gewählt werden, darunter auch die langjährige ehemalige Kirchenpräsidentin Lisa Alder-Kuhn. Hans Peter Hug entschloss sich, das Amt des Präsidenten auszuüben. Dazu wurden auch Erika Weiss und Corina Deamoli gewählt. Ausser Lisa Alder mussten die Gewählten allerdings bis zu Beginn der neuen Amtsperiode am 1. Juli 2024 auf ihren Einsatz warten. Sie arbeiteten sich aber sofort in die neue Funktion ein, indem sie an den Sitzungen auch noch ohne Stimmrecht teilnahmen. Mehr dazu unter dem folgenden Link hier.

Kurzpredigt

In einer frei gesprochenen Kurzpredigt sprach Pfarrer René Schärer über einen Text aus dem 1. Buche Mose, Kapitel 12, Verse 1+2 sowie 4-7. Abraham sollte sein angestammtes Land mit seiner ganzen Habe – zu der auch Leibeigene zählten – in ein ihm völlig unbekanntes Land ziehen. Schärer übersetzte diesen Text auf die heutige Zeit. Was wäre, wenn die Zügelmänner bereits alles in ihren Lastwagen gepackt hätten und nun fragten: «Wohin soll nun all dieses Gut gebracht werden?» – und der Auftraggeber antwortete: «Keine Ahnung, fahren Sie mal einfach los!» Allerdings waren zu Abrahams Zeiten die Menschen sowieso meist als Nomaden unterwegs, die Habe deshalb wohl etwas kleiner als bei heutigen Umzügen. Es brauchte viel Vertrauen, in ein völlig fremdes, bereits von Kanaanitern bevölkertes Land zu ziehen. Abraham hatte Zeit und Stille, um auf die innere Stimme zu hören.

«Er gehorchte» heisst es in manchen Übersetzungen – er horchte, hörte auf die göttliche Stimme. Mit offenen Augen und Ohren und einem warmen Herzen machte er sich auf den Weg in eine neue Welt, unbekannte Kultur, mutete das auch seiner ganzen Familie samt Dienerschaft zu. Ob wir heutigen Menschen wohl einer solchen Stimme folgen würden?

Musikalische Antwort

Die kleine Band antwortete darauf mit dem Welthit «Haeven» der Band GOTTHARD. Darin heisst es: «Let me find my peace of heaven» – übersetzt «Lass mich mein Stück vom Himmel finden»… Feinfühlig wurde das Stück vorgetragen und mit grossem Applaus verdankt.

Alle Lieder waren in sich kleine Predigten. Eingangs trugen das Trios «Was wirklich bleibt» von Christina Stürmer vor. Wichtige Erkenntnis daraus: «Nutze dein Leben, überleg dir, was wirklich bleibt – denn wir haben nicht viel Zeit.» Lebensgrund ist ein gesungenes Glaubensbekenntnis, sehr eindrücklich dargeboten von den drei Musizierenden. Als Schlusslied erklang Wonders von Michael Patrick Kelly geschrieben, ein Lied, das Menschen dazu bewegen will, die Wunder, die immer wieder passieren, trotz so viel Ungutem zu sehen und sich hoffnungsvoll dem Leben zu stellen.

Verabschiedungen

Verschiedene Menschen in unterschiedlichen Bereichen wurden in diesem Gottesdienst verabschiedet. Chantal Hafner, Koordinatorin der Religionslehrkräfte, bedankte sich bei Daniel Wagner für seinen Unterricht, der von guter Laune und viel Geduld geprägt gewesen sei. Sie fand auch für Alexandra Castelberg die richtigen Worte. Diese hatte sich spontan für einen Einsatz an der Oberstufe Jonschwil für ein Jahr gemeldet und dabei viel Durchsetzungsvermögen bei einer nicht gerade leichten Aufgabe gezeigt.

Ernst Krapf bedankte sich bei Tamara Lindenmann, die sich die letzten fast sechs Jahre als Stellvertreterin des Mesmerpaares Forrer auf vielfältige Weise für die Kirchgemeinde engagiert hatte. Nebst ihrer beruflichen Tätigkeit als Kindergärtnerin führte sie ihren Dienst mit grosser Freundlichkeit und Fachkenntnis aus, bei Bedarf immer unterstützt durch ihren Ehemann Roger. Dieser war bei der Feier ebenfalls zugegen. Ernst Krapf bezog denn auch ihn mit versöhnlichen Worten in den Dank ein. Und die anwesenden Kirchenbesucherinnen und Besucher lud er ein, doch auf Tamara Lindenmann zuzugehen und ihr ein liebes Wort mit auf den Weg zu geben. Neu wird Claudia Mayr diese Stelle besetzen.

Erster Einsatz des frischgewählten Kirchenpräsident Hans Peter Hug

Der ab dem 1. Juli nun offiziell tätige neue Präsident Hans Peter Hug bedankte sich bei Kurator Paul Baumann mit herzlichen Worten für dessen Dienst an der hiesigen Kirchgemeinde, welchen er mit grosser Umsicht und partnerschaftlichem Umgang ausgeübt habe.

Dieser bedankte sich seinerseits für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Er zählte kurz all die Wechsel bei der Behörde und den angestellten Mitarbeitenden auf – eine ziemliche Liste.

So kündigte er an, dass in junger Mann Jan Henning Mayer in den Startlöchern stehe, um in der hiesigen Kirchgemeinde zu 50 % in der Jugendarbeit Fuss zu fassen. Berufsbegleitend wird Mayer dafür an der TDS Aarau – Höhere Fachschule für Theologie, Diakonie, Soziales –  eine Ausbildung beginnen. Nun freue er sich, dass seine Arbeit überflüssig geworden sei. Und er sei sicher, es werde sehr gut weitergehen. Sein Schlusswort: «Säen und pflegen sind unsere Aufgaben – der Rest ist höheres Wirken.»

Verjüngung der Behörde

Hans Peter Hug durfte danach voll Freude Celine Stäbler, eine junge, einsatzwillige Frau aus Jonschwil von noch nicht einmal 18 Jahren willkommen heissen. Vorläufig wird sie sich einarbeiten und als «Mädchen für alle Fälle» bereitstehen. Sie ist Schülerin an der Kanti St.Gallen und möchte sich gerne in der Kirchenbehörde einbringen, sobald sie volljährig ist.

Damit würde sich die Behörde weiter verjüngen, was nur gut sein kann. Zu ihrer Begrüssung trug das musizierende Trio das Stück von Sting Englishman In New York vor. Hauptaussage: Bleib so, wie du bist, ohne Rücksicht darauf, was Andere sagen. Darum bleibt zu hoffen, dass sich Céline Stäbler dann nicht als «Alien» in der Behörde vorkommt… Alle Verabschiedeten wurden nach jeder kurzen Rede mit einem grossen Applaus bedacht.

Bei einem gemütlichen Apéro trafen sich darauf viele im Saal des Kirchgemeindehaus und tauschten sich über das Gehörte aus. Auch hier war viel Zuversicht zu spüren.