Jugendorchester «il mosaico» zu Gast beim Konzertzyklus Uzwil

Jugendorchester «il mosaico» zu Gast beim Konzertzyklus Uzwil

4. April 2023 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Einmal im Jahr spannen die Technischen Betriebe Uzwil mit dem Konzertzyklus zusammen. Damit sollen jungen Menschen aus der Region Möglichkeiten für Auftritte bekommen. Und das Publikum kommt in den Genuss von musikalischen Perlen. Konzertzyklus-Präsident Hanspeter Haltner verdankte diese Zusammenarbeit denn auch ausdrücklich. Diesmal war das Jugendorchester «il mosaico» der Kantonsschule Wattwil – in Zusammenarbeit mit der Musikschule Toggenburg -zu Gast beim Konzertzyklus. Dieses Orchester gibt begabten Jugendlichen aus der Region die Möglichkeit, auf sehr hohem Niveau zu musizieren.

Tauschten sich vor dem Konzert aus: Konzertzyklus-Vereinspräsident Hanspeter Haltner – links – mit Dirigent Hermann Ostendarp

Man weiss es schon lange: Musizieren tut dem ganzen Menschen gut. Wenn junge Leute sich mit Musik befassen, stärkt das alle Sinne. Das Aufeinanderhören verlangt Disziplin und Konzentration. Um mithalten zu können, gehört natürlich regelmässiges Üben dazu. Immer wieder verpflichtet das Orchester mit seinem Leiter Hermann Ostendarp zudem Profimusikerinnen und -Musiker, welche das Klangerlebnis noch verstärken. Diesmal durfte das Publikum in dieser Funktion die beiden herausragenden Künstlerpersönlichkeiten Esther Hoppe auf der Violine und Christian Poltéra auf dem Cello erleben.

Musik macht auch flexibel: Während der Pandemie, als alles stillstand, erinnerten sich die Verantwortlichen an eine Reise nach New York, die viele Begegnungen mit anderen Jugendlichen «ennet dem grossen Teich» ermöglicht hatte. Und weil ja gerade in Schulen plötzlich Unterricht übers Internet zur Regel wurde, entwickelte sich die Idee, ein virtuelles Konzert über die Kontinente hinweg zu kreieren. Der folgende Link führt zu diesem ganz besonderen «Event». «il mosaico» Virtual Orchester mit New York

Verschiedene «Stärke-Kategorien»

Es ist wie beim Fussball und dessen verschiedene Ligen: Das Orchester besteht aus fünf unterschiedlichen Ensembles, das heisst, von der Anfängerstufe an bis hin zu grossen Auftritten mit grossen Werken.

5 Ensembles

Das Repertoire ist beachtlich, führt vom Barock über die Zeit der Klassik hin zur Romantik und bis in die zeitgenössische Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Aber auch Pop und Jazz wird einstudiert, sogenannte «Crossover-Musik», die verschiedene Musikstile verbindet. Dieses breite Spektrum bietet den jungen Musizierenden viel Abwechslung, was sogar das Üben kaum je langweilig werden lässt. So kann «il mosaico» dem Publikum auch immer wieder neu zusammengestellte Konzerte bieten. Repertoire «il mosaico»

Grosses Orchester

1 Alvin Scheiwiller, junges Musiktalent aus der Innerschweiz. Ihm wurde das Talent bereits in die Wiege gelegt, kommt aus einer sehr musikalischen Familie. Sowohl Mutter Susanne Brenner Scheiwiller wie Vater Simon Scheiwiller sind auf hohem Niveau im musikalischen Bereich tätig. 2 Einspielen vor dem Konzert – links hinten: Alvins Bruder Fiorin Scheiwiller, Horn, mit seinem Vater Simon.

Das Orchester bot ein imposantes Bild, brauchte es doch als Bühne den ganzen Chorbereich der nicht eben kleinen Niederuzwiler Kirche. Das Geschlechterverhältnis ist zwar nicht besonders ausgewogen, überwiegen doch die weiblichen Mitglieder bei Weitem. Viel wichtiger ist aber der Klangausgleich zwischen den Instrumenten. Und der stimmt! Immer wieder werden auch herausragende Musiktalente von auswärts eingebunden, die oft merklich jünger sind als die üblichen Mitglieder, aber mit ihrem Können und Einsatz viel zum guten Orchesterklang beitragen.

«Die Unvollendete» von Franz Schubert (1797 – 1828)

Schuberts Sinfonie Nr. 7 in h-moll aus dem Jahr 1822 gehört zur musikalischen Weltliteratur. Obwohl das Werk nur zwei Sätze enthält – Schubert war damals schon sehr krank, wollte aber noch andere Ideen verwirklichen -, ist es eines der meistgespielten Werke der Frühromantik. Zu Lebzeiten hatte der eher zurückgezogen lebende, aber mit einem grossen Freundeskreis gesegnete Komponist meist finanzielle Sorgen. Obwohl er bereits mit 31 Jahren an einer Infektion – man vermutet Typhus – starb, hinterliess er dennoch ein reiches Werk an Liedern, Bühnenwerken, Geistlicher Musik und Orchesterwerken. Franz Schubert: Symphonie h-Moll „Unvollendete“ ¨

Doppelkonzert von Johannes Brahms(1833 – 1897)

Diese Komposition gilt als Meisterwerk Brahms. Laut Programmblatt sollte dies ein Versöhnungswerk sein, denn als sich Geiger Josef Joachim, ein enger Freund Brahms, scheiden liess, stellte sich dieser auf die Seite von Joachims Frau, was zu einer grossen Verstimmung führte. Das Konzert wurde 1887 in Thun komponiert, wird also von einer Art Schweizerluft durchweht. Brahms weilte sowieso oft in der Schweiz, komponierte und genoss die Natur. Uraufgeführt wurde das Werk im gleichen Jahr in Köln. Von dort aus trat es seinen Siegeszug durch die Musikwelt an.

Auf dem Programmblatt des Konzertzyklus ist dazu sinngemäss zu lesen: «Das trotzige Aufbegehren des Orchesters steht vor dem wie eine Improvisation klingenden Einsatz des Solo-Cellos. Danach führen die Solisten einen ausgewogenen Dialog. Nach der edlen Musik des Mittelsatzes folgt im dritten Teil der mitreissende, in ungarischem Stil komponierte Schluss.»

Harmonie zwischen Musizierenden und dem Dirigenten

Das Orchester folgte Dirigent Hermann Ostendarp äusserst genau, liess sich auf Lautstärkewechsel und Taktwechsel ein – manchmal verhauchte eine Sequenz gar, bis auf einmal der volle Klang wieder bis hin zu Orkanstärke erscholl –, immer konzentriert und mit sichtlicher Freude. Es war denn auch reine Freude, den Musizierenden zuzuhören sowie zuzusehen. Und ganz diszipliniert wurde auch erst nach dem Ende eines Werkes geklatscht, dafür mit tosendem Applaus nicht gegeizt. Besonders berührend war das Zusammenspiel zwischen Orchester und dem Solistenduo im zweiten aufgeführten Werk, dem Doppelkonzert von Johannes Brahms. Obwohl da grosse Namen den Solistenpart übernahmen, spürte man nichts von Zurückhaltung seitens des Orchesters. Sie unterstützten und umspielten die Solistenstimmen mit grösster Selbstverständlichkeit. Am Schluss bezeugten aber auch Esther Hoppe und Daniel Poltéra den jungen Musizierenden Respekt und beklatschten deren Einsatz und Leidenschaft für unsterbliche Musik.

Solistenpaar Hoppe – Poltéra

Die bekannte Violonistin Esther Hoppe trat zusammen mit ihrem Ehemann Christian Poltéra, Cello, als Solistenduo auf. Auf der Homepage der Künstlerin ist zu lesen, dass sie die «De Ahna»-Stradivari Violine von 1722 spielt. Obwohl das Uzwiler Publikum das vermutlich kaum wusste, war grosse Ergriffenheit über den wunderbaren Klang des Instruments und durch den beherzten Strich der Spielerin auch im feinsten Pianissimo zu spüren. Christian Poltéra spielt auf einem Violoncello von Antonio Casini aus dem Jahr 1675 sowie auf dem berühmten Cello „Mara“ aus dem Hause Stradivari von 1711. Das sind millionenteure Instrumente, die aber von den beiden Persönlichkeiten nur gespielt, nicht jedoch besessen werden. Nicht allzu oft darf das Konzertzyklus-Publikum Klänge von derart kostbaren Instrumenten geniessen. Esther Hoppe / Christian Poltéra

Wer sich für solche Instrumente interessiert, findet hier ein Interview aus einer Deutschlandfunksendung von 2014 – sehr aufschlussreich und den Horizont erweiternd. Berühmtes Cello – Das Ringen um Stradivaris „Mara“ | deutschlandfunkkultur.de