Klingende Ton-Bild-Schau in der Bichwiler Turnhalle
Unterhaltungsabend 2020 der Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil
Schon das Werbe-Flugblatt machte Lust auf eine farbige neue Klangwelt, die die MGBO versprach. Sie versprach aber nicht nur, sie hielt ihr Versprechen auch. Seit Jahren wird der musikalische Teil des Abends von einer Rahmenhandlung „zusammengehalten“, immer lustig und pointiert formuliert und von vereinseigenen oder dem Verein nahestehenden Personen gespielt. Diesmal drehte sich alles um Farben. Schon die Dekoration – von Familie Buchschacher sehr aufwendig kreiert – war eine Augenweide. Und die Musikanten zeigten sich ebenfalls von ihrer farbigsten Seite. Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil
Die farbige Dekoration hatte die Familie Buchschacher – hier von Präsident Leo Neuländner herzlich verdankt – auf eindrückliche Weise kreiert und aufgehängt. Therese Buchschacher nimmt den Dank erfreut entgegen.
Wo sind die Farben hingekommen?
Präsident Leo Neuländner schien es grosse Freude zu machen, die interessierten Gäste zu begrüssen. Kein Wunder, bei DER vollen Turnhalle! Diesmal kündete er auch gleich zu Beginn einen Augenschmaus an. Verhüllt stand nämlich in der rechten Turnhallenecke – vor der Bühne – eine Malstaffel, dazu allerlei an Mal-Utensilien. Die Staffel war mit einem weissen Tuch bedeckt, sollte aber gleich zu Beginn enthüllt werden. Schliesslich hatte der Verein doch Monsieur Charles de Couleur, einen französischen Künstler, engagiert und teures Geld für das Bild bezahlt. Lauthals schwadronierte der Meister über die Qualität des Bildes, ja, die Welt warte gar sehnsüchtig darauf. Aber oha! Nichts als ein mickriges kleines grünes Flecklein kam zum Vorschein, als der Möchtegernkünstler das Tuch wegriss! O lala! Welche Blamage! Alle Farben verschwunden! Und so suchte der verschnupfte Maler den ganzen Abend nach den ausgerissenen Farben.
Monsieur Couleur – Monika Sutter – schaute erst entsetzt auf sein Bild – nur noch ein Flecklein da. Auch der Präsident ist nicht glücklich: alles bereits bezahlte Geld futsch! Danach suchte der Maler den ganzen Abend die verschwundenen Farben.
Währenddessen malte Kunstmaler Paul Huber aus Bischofszell, welcher „wie zufällig“ vor Ort war, ruhig und ganz in sich gekehrt ein Bild vor den Augen des Publikums, welches am Ende des Programms frenetisch bejubelt wurde. Nicht mal eine Pause gönnte er sich. Die Farben waren auf seinem Bild glücklicherweise wieder zurückgekehrt.
Farbiges Musikprogramm
Auch das musikalische Programm ordnete sich ganz dem Motto des Abends unter. Sinnigerweise begann der musikalische Teil mit COULEURS, einem Konzert-Marsch mit vielen klanglichen Farbfacetten, komponiert von einem Schweizer Komponisten namens Urs Heri. Danach spielte die MGBO ein äusserst konzertantes Stück namens Odilia, von Präsident Leo Neuländner vermeintlich irrtümlich als „Lila“ angepriesen. Dieses Stück hat der Verein im Hinblick auf den nächsten Kreismusiktag eingeübt. GOLDFINGER, allen James-Bond-Fans ein Begriff, dessen Melodie einem nicht mehr so schnell aus dem Kopf geht, wurde darauf mit Schwung und der nötigen Düsterheit vorgetragen. Die etwas andere Polka namens ZEITLOS beendete den ersten Teil.
Nach der Pause
Effektvoll traten erst nur einzelne Register wieder auf die Bühne, grellfarbene Hüte auf dem Kopf. Auch die Notenständer sahen plötzlich ganz farbig aus. Selbst die Titel der zu spielenden Werke sprühten vor Farbigkeit in Takt und Melodienführung. MARABA BLUE wurde von einem Jazz-Pianisten komponiert und von Alan Ferni für Blasmusik arrangiert. BLUE BAYOU von Linda Ronstadt kennt man seit den späten Siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Paola del Medico landete seinerzeit mit der Coverversion dieses Hits einen Grosserfolg. Paola – Blue Bayou Die MGBO spielte diesen Ohrwurm mit viel Gefühl.
Immer ist auch mindestens ein Aufgabenstück im Programm der Musikgesellschaft eingebettet. Diesmal war dies nebst ODILIA das Stück COMO LA FLOR, eine lateinamerikanische Weise mit vielen verschiedenen Klangfarben. Es begann mit vielen langanhaltenden Akkorden, man hörte Kastagnetten heraus, aber auch eine Art rasselnde, zischende Schlangen schienen sich einzuschleichen. Das Stück verlangt sehr viel Konzentration, da sowohl Register als auch Takt immer mal wieder wechseln. Ob wohl die klaren Trompetenklänge dazu beigetragen haben, dass plötzlich ein Ballon zerplatzte? Como la flor – Musikgesellschaft Harmonie Weesen
Mit dem rasanten DON’T STOP ME NOW und einem Basler Stück namens GRIENI FASNACHt – ein swingender Tribut an den Kanton im äussersten Nordwesten – schloss das sehr konzertant dargebotene Programm. Selbstverständlich folgten darauf noch zwei Zugaben, erst CAN YOU ENGLISH PLEASE, danach wie immer etwas für Freunde eines gepflegten Marsches, diesmal GRUSS AN ALPNACH von Emil Wallimann.
Spannende Bildentwicklung
Beim zweiten Stück begann Kunstmaler Huber sein Werk. Anfänglich netzte er die Leinwand – Monsieur Couleur hatte „Seide“ erwähnt – und begann darauf mit zünftigen Pinselstrichen die Fläche grün und gelb, ja schon bald auch rot und weiss zu bemalen, scheinbar völlig planlos. Im Publikum dachte wohl manche Person, was das denn geben solle. Doch der Maler hatte einen Plan, welcher im Laufe des Abends ständig sichtbarer wurde. Wer den Fortgang des Bildes im Blickfeld hatte, vergass manchmal völlig, bewusst auch die Musik wahrzunehmen. Bild und Ton vereinten sich zu einem einzigen Ganzen. Es gibt sogar Menschen, die völlig unbewusst bei einer Farbe spezielle Töne oder im umgekehrten Fall bei Musik alles farbig sehen, eine Besonderheit, die bei geschätzten vier Prozent aller Menschen auftreten kann. Man nennt das Synästhesie. Was ist Synästhesie?
Paul Huber malte, spachtelte, skizzierte immer mal wieder und trug daneben pausenlos Farben auf, bis am Schluss ein farbenfrohes, aus der Musik heraus gestaltetes Bild bestaunt werden konnte. Es wird die Mitglieder der Musikgesellschaft von nun an immer an diesen ganz besonderen Abend erinnern. Das Experiment schien Präsident und Künstler grossen Spass zu machen, wie man auf dem letzten Bild unschwer sehen kann.
Jugendband „Betti Players“
Was für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung ist doch das gemeinsame Musizieren! Marco D’Incau freute sich sichtlich, mit einer stattlichen Anzahl junger Bläserinnen und Bläser auftreten zu können. Mit JUST GIVE ME A REASON – oder auf Deutsch: „Gib mir einfach einen Grund“ – begannen die jungen Leute ihren Spielblock. Viele Klarinetten und Querflöten waren zu hören, aber auch Trompeten und Waldhörner, dazu natürlich auch Perkussionsinstrumente. Der bekannte Trompeter und Musiklehrer Patrik Arnold hat zusammen mit dem Bichwiler Lehrer Manuel Keller die Fünftklässler für Blasinstrumente begeistern können. Marco D’Incau hat in Thomas Fele auch einen Stellvertreter.
Neuer Name – neuer Sound! Die „Betti Players“ begeisterten.
Aus Wil – Bläserkids – und Jonschwil – Musikschule – verstärkten junge Buben und vor allem viele Mädchen das Ensemble „Betti Players“, was der Stückauswahl und vor allem dem „Sound“ sehr zugute kam. In den Reihen der Betti Players war auch Jutta Röösli, Schulpräsidentin aus Wil, am E-Bass zu hören. Sie unterstützt die Bläserkids öfters bei ihren Auftritten. Der Applaus nach den drei engagiert und kraftvoll vorgetragenen Stücken – WELCOME TO THE BLACK PARADE und ALL STAR – war denn auch entsprechend feurig. Patrik Arnold, Trompete
Bereits 11. Saison
Dirigent Dominik Eugster war in „jungen“ Jahren Dirigent eines Militärspiels und hat das „Handwerk“ von der Pike auf gelernt. Unter seiner Federführung hat die Musikgesellschaft ihr Repertoire stark erweitert. Viele junge Musikantinnen und Musikanten sind dazu gekommen. Waren zur Zeit der Marschmusik, wie sie traditionell gespielt wurde, Frauen als Mitglieder noch undenkbar, hat sich dies stark gewandelt. Frauen spielen gerne Querflöte oder auch Klarinette. Die tiefen Instrumente sind seither etwas weniger bestimmend, denn Querflöten, Klarinetten und Saxofone haben zu einem etwas veränderten, weniger martialischen Klanggefüge geführt.
Die Mitglieder der Musikgesellschaft und ihr Dirigent sind zu einem eingeschworenen Team geworden. Darum war es auch möglich, dass sich dieser gegen Schluss des Konzerts in einen Schaukelstuhl setzen, ein Bier in der Hand, und ganz entspannt seinen Leuten zuhören konnte – ohne dass das jemand gemerkt hätte. Was ihn aber nicht davon abhielt, das Publikum mit einer dezenten Handbewegung vom allzu lauten Klatschen abzuhalten…
Entspannt im Schaukelstuhl – Präsident Leo Neuländner, „Künstler“ Monsieur Couleur und besonders entspannt Dirigent Dominik Eugster.
Ehrungen
Das macht ein Präsident besonders gerne: Langjährige Mitglieder für ihre Vereinstreue ehren. v. l. Patrik Hilfiker, 25 Jahre; Alex Lenz, 35 Jahre; Anita Müglich, 25 Jahre (und hilfsbereite Näherin, wenn ein Malheur an Uniform oder so passieren sollte…) sowie Therese Meyer, 35 Jahre.
Rund ums Programm
So ein Unterhaltungsabend braucht unzählige Helferinnen und Helfer, ob in Küche, beim Saaleinrichten, dem richtigen Sound und passenden Licht. Hauswart Hampi Jung war ebenfalls zur Stelle, man weiss ja nie… Selbstverständlich gehört zu einem solchen Abend auch eine anständige Tombola dazu. Die Mitglieder der Musikgesellschaft hatten keine Mühe, ihre Lösli an die Leute zu bringen. In der Küche wirkte der STV Bichwil. Sein Angebot fand grossen Anklang. Es hat sich eingebürgert, dass viele Besucherinnen und Besucher schon um halb Sieben kommen und sich erst einmal stärken, um den ganzen Abend gut durchzustehen.
Der ehemalige Präsident Edwin Heeb im Gespräch mit Hauswart Hampi Jung – daneben die Kapelle Alpstein, die mit lüpfigen Weisen zum Tanz einlud.
Aber natürlich ist in Bichwil nach so einem Programm nicht einfach Schluss! So lud die Kapelle Alpstein zum Tanz ein. Um Mitternacht gab es – wie immer – eine musikalische Überraschung mit drei Tenören. In der Bar und der Kaffeestube konnte geplaudert und geschlemmt werden. Am andern Morgen war ja schliesslich Sonntag, also konnte das Bett gut noch ein Weilchen warten…
„Aber dich gibt’s nur einmal für mich!“ Mit waghalsigen Verrenkungen und herzerweichendem Gesang trugen drei Bichwiler Männer diesen uralten Schlager der Nielsen Brothers aus dem Jahre 1965 vor. Peter Grollmann, Bruno Niffeler und Noldi Dubach – von links – bekamen grossen präsidialen Dank, auch dem Publikum hatte es gefallen. Aber dich gibts nur einmal für mich
Stefan Bösch hat – genau wie ich – unzählige Fotos über den Abend gemacht und mir erlaubt, davon das eine oder andere Bild zu verwenden. Ganz herzlichen Dank!