Konzertzyklus Uzwil in Champagnerlaune
Zum zweiten Mal lädt der Konzertzyklus diese Saison in ganz unterschiedliche Räume in der Region Uzwil ein, diesmal in den Gemeindesaal Uzwil. Das Konzert stand unter dem Motto: VIER STIMMEN, EINE LEIDENSCHAFT, mit Immin Chung Poser waren es sogar fünf Künstlerpersönlichkeiten, die das Publikum mit sorgfältig ausgesuchten musikalischen Perlen beschenkten.
Im Gemeindesaal Uzwil, dort, wo in den letzten Jahren KULTUR GIBT GAS grosse, bühnenfüllende, oft zum Nachdenken anregende Aufführungen angeboten hatte, gab es für die vier auftretenden Künstlerpersönlichkeiten diesmal mehr als genug Platz. Zu Beginn stand einzig ein imposanter Flügel mit aufgeklapptem Deckel auf der leeren Bühne, dazu ein Einrichtung für eine Video-Aufnahme. Interview mit den Mitwirkenden
Die Pianistin
Immin Chung Poser ist selber Pianistin mit Auftritten in vielen Ländern, begann ihre erfolgreiche Karriere in ihrer Heimat bereits mit 13 Jahren, ist andererseits aber auch im Vorstand des Konzertzyklus aktiv. Die Frau ist zudem in der Gegend als Musiklehrerin an den Musikschulen Thurland und Uzwil tätig. Die Künstlerin mit einem „Doktor in Musik“ hatte für dieses besondere Konzert die Solisten und Solistinnen eingeladen und gleich selber den Begleitpart übernommen. Das Publikum durfte aber auch zwei von ihr solistisch vorgetragene Stücke geniessen, so EINZUG DER GÄSTE AUF DER WARTBURG, kraftvoll und eindrücklich gespielt sowie fast am Schluss des Programms den mit viel Spielfreude gestalteten DU UND DU-Walzer aus der „Fledermaus“ von Johann Strauss Sohn. Immin Chung Poser mit Caterina Klemm
Harmonische Stimmen
Sowohl Sopranistin Hiroko Haag aus Japan wie auch die Finnin Terhi Kaarina Lampi, Mezzosopran, sind an der Domsingschule St.Gallen für Gesang und die Stimmbildung der dort singenden Kinder- und Jugendlichen tätig, haben aber daneben noch unzählige anderen musikalische Verpflichtungen. Der Tenor Marc Haag stammt aus Deutschland und singt wie der in Südkorea geborene Bass Jeong Soo Lee am Theater St.Gallen. Auch die Pianistin ist in Südkorea aufgewachsen. Marc und Hiroko Haag sind zudem ein Ehepaar, da waren die Wege zum Einüben des Liederprogramms bestimmt ziemlich kurz… Team Domsingschule
Spannende Programmgestaltung
Das musikalische Angebot liess die Herzen von Opern- und Operettenfreunde bestimmt schon beim Durchlesen höher schlagen. Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) stand genauso auf dem Programmblatt wie Giuseppe Verdi (1813 – 1901) oder Johann Strauss Sohn (1825 – 1899), aber auch Franzosen wie Camille Saint-Saëns (1835 – 1921) oder Georges Bizet (1838 – 1875) . Der Ohrwurm BARCAROLE von Jacques Offenbach (1819 – 1880) schloss den offiziellen Teil ab.
Solo-Stücke
Das Publikum bekam Gelegenheit, die einzelnen Solisten auch wirklich in einem Solostück hören zu dürfen. Einzig Hiroko Haag kam hier nicht zum Zug, aber ihr strahlender, in den höchsten Tönen noch klar und unangestrengt klingender Sopran war in allen mehrstimmigen Gesängen sehr gut zu hören. Da die meisten Lieder in „fremden Zungen“ geschrieben sind, stellte sie dafür die einzelnen Vorträge kurz vor, was den Genuss noch erhöhte.
Marc Haag lieh dem Lohengrin seine Stimme und „erzählte“ in dem Lied IN FERNEM LAND mit ernsthafter Mimik und hellem Tenor von seinen Nöten mit einem schweren Auftrag. Er sollte dort den Heiligen Gral hüten und durfte gleichzeitig niemandem den eigenen Namen verraten. Lohengrin in Text und Musik
Jeong Soo Lee sang das berührende Lied aus „Macbeth“ namens COME DAL CIEL PRECIPITA. Ein Sohn warnt seinen Vater vor möglichen Mördern, die diesen prompt umbringen, nur der Sohn kann fliehen. Die unheilvolle Düsternis war hör- und sichtbar. Kristinn Sigmundsson singt Come dal ciel precipita
Und Terhi Kaarina Lampi bot ihrerseits MON COEUR S‘OUVRE A TA VOIX aus „Samson und Dalila“, komponiert von Camille Saint-Saëns dar. Diese biblische Geschichte erzählt von Verrat und schwer einhaltbaren Vorschriften. Dalila umgarnt Samson, bis sie diesem das Haar abschneiden kann, was ihm eigentlich streng verboten ist – aber welcher Mann kann sich schon gegen eine verführerische Frau wehren? -, und seine Heldenkräfte schwinden lässt. Die Mezzosopranistin wurde ebenfalls von Immin Chung Poser ebenfalls feinfühlig und aufmerksam begleitet, teilweise mit instrumentalen Einsprengseln. Auch wenn man den Text nicht richtig verstehen konnte, sprang doch die besinnliche Stimmung auf das Publikum über. Vielleicht erinnerte man sich auch an Hiroko Haags Moderation. Alle Vier boten nicht nur gesangliche Höchstleistungen, sondern überzeugten auch mit ihrer Gestik. Ein wenig Theatralik gehört bei Opern und Operetten nun einfach einmal dazu!
Duette
Als erstes Duett sang das Ehepaar Hiroko und Marc Haag das Schwalbenduett von Emmerich Kàlmàn (1882 – 1953). Sängerin und Sänger gestalteten dieses Lied auf leichtfüssige Weise, von Pianistin Immin Chung Poser sehr dezent und gefühlvoll begleitet. Der strahlende Sopran und die weiche, klare Tenorstimme verschmolzen zu einem Ohrenschmaus.
Im BLUMENDUETT aus „Lakmé“ des Franzosen Léo Delibes (1836 – 1891), eines sehr beliebten Komponisten der Romantik, vereinigten sich die beiden Frauenstimmen. Die Mezzosopranistin Terhi Kaarina Lampi hatte hier mehrmals ziemliche hohe Töne zu bewältigen. Auch BARCAROLE, der Ohrwurm aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach, beglückte die Zuhörerschaft – ebenfalls von den zwei Frauen gesungen. Wer das Stück einmal gehört hat, diese schwermütige, manchmal fast tranceartige und doch so eingängige Melodie, wird es immer wiedererkennen, so markant ist der Anfang. Barcarole mit Anna Netrebko und Elina Garanca
Trio und Quartett
Bei Mozarts „Soave sia il vento“ erweiterte sich der Stimmenklang zu einem Trio, nur Marc Haag sang hier nicht mit. Terhi Lampis ausdrucksstarker Mezzosopran und die kräftige Bassstimme von Jeong Soo Lee, dazu der klare Sopran von Hiroko Haag harmonierten wunderbar. Das Lied erinnert mit seinem Text etwas an die beliebten irischen Reisesegen. Hier kann das Lied in anderer Besetzung nachgehört werden. Soave sia il vento
Natürlich durfte auch ein Lied aus dem berühmten RIGOLETTO von Giuseppe Verdi nicht fehlen. In BELLA FIGLIA DELL‘AMORE kamen nun Glanz und Ausdruckskraft des ganzen Solistenensembles wunderschön zur Geltung. Und zum Abschluss des vielfältigen Konzerts heizte Hiroko Haag ihrem Ehemann im UHRENDUETT so richtig ein – wie sie selber schelmisch verriet – schliesslich ging es um einen untreuen Ehemann, der durch diese eine besondere Uhr überführt worden war.
Die unteren zwei Bilder gehören zusammen, die vier Stimmen vereinigten sich zu einem Quartett und sangen „Bella figlia dell’amore“ aus dem „Rigoletto von Giuseppe Verdi.
Das Publikum war begeistert und wollte nicht ohne Zugabe nach Hause. Mit dem feurigen Lied, nicht umsonst als IM FEUERSTROM DER REBEN betitelt, aber auch als CHAMPAGNERLIED bekannt, verabschiedete sich das Quartett, nicht ohne unzählige Male angestossen zu haben. Der Versuch, auch einmal ein Konzert im Gemeindesaal anzubieten, hat sich gelohnt. Champagnerlied
Hier kann das detaillierte Programm der gesungenen Werke nachgelesen werden. Detailprogramm von „Vier Stimmen – eine Leidenschaft
Und hier noch ein Link zu Pretty Yende, einer jungen Südafrikanerin, die dank des Blumenduetts aus Lakmé ein Opernstar wurde. Gehört hatte sie das Stück als Hintergrundmusik einer Werbung. Dank einer klugen Lehrerin erfuhr sie auch den Namen des Stücks, liess sich total begeistern und nicht mehr von der Idee abbringen, selber solche Werke zu singen. Auch hier führte Leidenschaft zum grossen Ziel. Pretty Yende