Kriminalfall am Unterhaltungsabend der MGBO

Kriminalfall am Unterhaltungsabend der MGBO

16. Januar 2025 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Wem das Kürzel «MGBO» nichts sagen sollte: Damit ist die «Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil» gemeint. Kaum ist jeweils ein neues Jahr angebrochen, schon beginnt mit dem Unterhaltungsabend der MGBO der Reigen der Vereinsanlässe in Oberuzwil. Diesmal stand dieser – am Nachmittag und am Abend durchgeführt – unter dem Motto: «Schweiz Aktuell – der Fall MGBO». Hier kann das ganze Konzert-Programm heruntergeladen werden. Es stand unter der Leitung des langjährigen, umsichtigen Dirigenten Dominik Eugster, der ruhig und konzentriert die Einsätze gab, sich dabei aber auch auf den eingespielten Klangkörper verlassen konnte.

Musikprogramm mit viel Schweiz-Bezug

Verschiedene Werke nahmen Volksweisen aus der Schweiz auf. Im Stück «Schweizer Mosaik» konnten Kenner der Schweizer Liederszene unschwer «S’isch mer alles ei Ding», «Là-haut sur la montagne» und «Zoge’n’am Boge, de Landamme tanzet» heraushören, alle Liedthemen auf vielfältige Weise variiert. 1981 war das «Trio Peter, Sue & Marc» mit Io senza te – am Eurovisions-Song-Contest aufgetreten und hatte damit den guten vierten Platz erreicht. Die Darbietung dieses Evergreens rief bestimmt da und dort nostalgische Gefühle hervor.

Auch im «Urnerbodä-Kafi» wurde eingekehrt. Die lüpfige Melodie, von Peter Weiss auf der Klarinette und Musikerkollege Marco D’Incau auf dem Sopransaxofon meisterlich solistisch begleitet, führte zu einem Begeisterungssturm im Publikum. Dass die beiden «Ürner» zuerst ihre «Krummen» aus dem Mund nehmen mussten, erhöhte noch den Genuss.

«Sennesinger», ein Hit von Marc Trauffer, von verschiedenen Komponisten für Blasmusik umgeschrieben und von Sami Lötscher arrangiert, fand ebenfalls viel Bewunderung.

Einbezug der Betti-Player und der Bläserklasse Bichwil

Die Jugendformation «Betti-Players» bekam einen prominenten Platz im Programm. Es wollte fast nicht mehr aufhören mit dem Eintreffen der jungen Bläsergeneration. Regula Weiss hat die musikalische Leitung des Ensembles letztes Jahr übernommen. Wie immer unterstützten auch diesmal im Hintergrund ein paar Personen aus dem «regulären» Blasmusik-Corps die jungen Künstler. Zudem verstärkten einige aus der Bläserklasse Bichwil die Formation.

Und wie es sich gehört, war das Programm ganz auf die Jugend abgestimmt. Musikalisch trat «Pippi Langstrumpf» auf, «T-Bone-Tricks» wurden vorgeführt und schliesslich sagten die Musizierenden «Hallo, hallo!»

Beim Stück T-Bone-Tricks trumpfte Ricxy Cervantes, Sekundarschülerin aus Bichwil, gross auf. Meisterhaft zog sie die Bügel ihrer grossen Posaune, bis hin zum tiefen, tiefen Schlusston. Der Applaus war denn auch entsprechend euphorisch.

Man spürte den guten Draht zu den Spielerinnen und Spielern, den Regula Weiss – nach der ebenfalls sehr guten Arbeit des vorherigen Leiters Marco D’Incau – bereits aufbauen konnte. Da wächst neues «Personal» für die MGBO heran!

In der Pause waren eifrige Lösli-Verkäuferinnen und Verkäufer im Saal. Schon beim Eintritt war die schöne Tombola aufgefallen. Dies ist jedes Jahr eine neue Herausforderung, bis eine solche zusammengetragen worden ist. Doch bekanntermassen haben MGBO-ler einen langen Schnauf…

Erstaufführung in Bichwil

Zum Glück ist die Bühne der Turnhalle Bichwil recht gross. Da passen gut auch einmal drei Alphörner drauf. Im Stück «Begegnung» von Kurt Gäble kamen solche denn auch zum Einsatz. Dirigent Dominik Eugster hat dafür extra Alphornspielen gelernt, während Selina Weiss und Urs Ghirlanda «alte Hasen» auf diesem Instrument sind.

Das Trio drückte dem Stück mit seinen meisterlich gespielten Alphornklängen den Stempel auf. An schönen Sommerabenden hört man Alphornklänge oft vom Bettenauer Weiher her. Diese haben einen heimatlichen Klang, der ans Herz geht. Weil nun das Dirigentenpodest leer war, sprang Marco D’Incau gekonnt und mit viel Körpereinsatz für diese «Begegnung» ein. Als Dank für dieses Glanzstück brach ein wahrer Begeisterungssturm aus.

Dirigent Dominik Eugster leitete als rasender Bolidenfahrer über zum rassigen Titel „The Race“.

Szenentheater

Wie seit einigen Jahren schon gab es auch diesmal zwischen den Musikstücken ein die dargebotenen Musikstücke verbindendes Szenentheater. Das umfangreiche Drehbuch dazu hat Flurina Näf – im Register Querflöte musizierend – entworfen, geschrieben und auch einstudiert. Diesmal hielt eine geheimnisvolle Entführung die Polizei auf Trab. Der bärtige Polizist Wachtmeister Pölsterli – Monika Sutter – hatte alle Hände voll zu tun, um den Fall aufzuklären. Denn kurz nach dem Eröffnungsstück und der Begrüssung durch das Co-Präsidium – Silvan Loser und Rebekka Püntener – stürmten dunkle Gestalten auf die Bühne und entführten Rebekka. Schreie wurden laut.

Kaum war der Name «Rebekka» gefallen, begann Beat aus den Reihen des Musikcorps lauthals «»S’isch mer alles ei Ding!» zu singen. Sein Vater – auch im wahren LEBEN und ebenfalls in der MGBO – versuchte ihn zu stoppen, aber bis «… han es Härzeli wie nes…» kam der Sänger dennoch durch. Und es blieb keineswegs bei diesem einen Mal. Kaum fiel der Name «Rebekka», stand Beat jeweils auf und sang. Was war denn in den gefahren? Gerüchtehalber machte irgendwann ein Zusammenhang mit einer verpatzten Liebesgeschichte die Runde.

Schweiz Aktuell

Als Überleitung zwischen den einzelnen Musikstücken und mit passendem Signal berichtete die Bichwiler Sendung «Schweiz aktuell» über die neuesten Fahndungsergebnisse. Wachtmeister Pölsterli suchte die Täterschaft nun in der ganzen Schweiz . Dummerweise verliess er sich auf sein Navi. Wenn man jedoch den Namen bereits falsch eingibt, landet man halt wirklich an völlig falschen Orten. Nach vergeblicher Suche im Tessin wollte Pölsterli über den San Bernardino zurück nach Bichwil fahren. Doch plötzlich stand er hilflos auf dem Grossen St.Bernhard. Hier traf er auf einen Mönch- Manuela Winteler – , der als Grund für seine Kutte seine unerwiderte Liebe zu einer Rebekka offenbarte. Ob deshalb sein herziger Bernhardiner «Rebekka» hiess? Über den Ballenberg und den Urnerboden, wo die schönste Kuh im Tal – welch ein Zufall! – ebenfalls auf den Namen Rebekka hörte, kam Pölsterli schliesslich wieder zurück nach Bichwil.

Co-Präsident Loser möglicher Anstifter?

Hier wollte Pölsterli den Co-Präsidenten nochmals befragen, hatte er doch munkeln gehört, dass dieser die Hand im Spiel gehabt haben könnte. Doch da kamen erneut zwei Vermummte und stürzten sich auf Silvan. Das Gerücht konnte also unmöglich stimmen. Glücklicherweise hatte jemand ein Tattoo, einen Notenschlüssel, am Arm eines der beiden Entführer bemerkt. Die Spur führte nach Flawil. Die Frage kam auf: «Suchen die nicht einen neuen Präsidenten?»

Und tatsächlich! In einem kleinen Wagen wurden die schmerzlich Vermissten auf die Bühne gerollt – seihe Beitragsbild oben – und befreit. Die ganze Aufregung löste sich in Minne auf. Schliesslich erklärte Co-Präsident Loser, dass dies natürlich ein völlig erfundener Fall sei. Denn mit den Flawilern hätten sie schon immer sehr gute Beziehungen gepflegt, so auch am diesjährigen Unterhaltungsabend.

Dank Schminke völlig verändertes Aussehen

Es war verblüffend, den zwei schauspielernden Frauen bei ihrem Tun zuzusehen. Man vergass sofort, dass hier zwei weibliche Wesen am Werk waren. Bart und Uniform passten perfekt zu Monika Sutter als Wachtmeister Pölsterli, während sich die zweite Figur ständig neu erfand. Erst Mönch, dann italienische Zollbeamtin auf dem Grossen St.Bernhard und schliesslich urchiger Innerschwyzer Bauer – in immer neuer Aufmachung nahm man Manuela Winteler ihre Rolle jederzeit ab.

Ehrungen

Die MGBO kann sich nicht beklagen. Ihr bleiben die Mitglieder treu. Das war auch diesmal an den Ehrungen ersichtlich. Gleich drei Mitglieder konnten für 15 Jahre Mitgliedschaft und damit als Ehrenmitglieder ausgerufen werden: Silvan Bucher, Dominik Traber und Jasmin Gschwend. Alle drei haben sich für den Verein in verschiedener Weise verdient gemacht. Gleich viermal so lang – sage und schreiben 60 Jahre! – spielt Ruedi Kappeler bereits aktiv im Verein mit. Er wurde deshalb zum kantonalen Ehrenveteran gekürt. Er hat zudem schon unzählige unvergessliche Vereinsreisen organisiert, die immer grossen Anklang fanden. Für diese wertvollen Einsätze zugunsten des Vereins spendete das Publikum langanhaltenden Applaus.

Viel Arbeit im Hintergrund

An einem Unterhaltungsabend der MGBO kann man sich auch verpflegen, was viele Besucherinnen und Besucher schätzen. Diesmal konnte der Verein die Dienste der Harmoniemusik Flawil im Service in Anspruch nehmen. In der Küche standen Mitglieder des STV Bichwil. Speziell hob Co-Präsident Silvan Loser die Unterstützung des Hauswarts Hampi Jung hervor, der bei Bedarf jederzeit zur Stelle war.

Und was wäre ein perfekter Unterhaltungsabend heutzutage ohne den Einsatz von passender Technik? Über der Sprossenwand hatten die Verantwortlichen eine Art Hochsitz aufgebaut. Martin Gehrig, Edwin Schläpfer und Daniel Wildhaber schauten von dort oben, dass Ton und Lichtführung jederzeit richtig eingesetzt waren. Sie hatten viel zu tun, denn die Szenerie wechselte ständig. Doch alles klappte tadellos.

Mit «Tschüss» von Christoph Walter endete das Konzert. Doch das Publikum erzwang weitere Zugaben. Als kleinen Willkommensgruss an ein welsches Aupair-Mädchens aus St.Triphon VD spielte die MGBO als letzte Zugabe schliesslich noch den Marsch „St.Triphon“. Damit endete ein hochstehender, abwechslungsreicher Unterhaltungsabend mit langanhaltendem Applaus.

Wer gerne noch länger sitzenblieb, genoss eine der beliebten mitternächtlichen Überraschungen. Christine Hollenstein hatte sich passend zum Schweizer Thema pfiffige Fragen zur Schweizer Geschichte ausgedacht. Ihre kleine „Combo“ musste zu passenden Satzzeichen jeweils das passende Satzzeichen akustisch ausdrücken – eine rechte Herausforderung!

PS: Der «Hof-Fotograf» der MGBO, Stefan Bösch, hat freundlicherweise seine Galerie für diesen Artikel zur Verfügung gestellt. Alle kleineren Bilder stammen aus dieser Sammlung.