Mitgliederversammlung Raiffeisenbank Flawil-Degersheim-Mogelsberg-Oberuzwil
Seit 2019 hatte es aus bekannten Gründen keine Raiffeisen-GV vor Ort mehr gegeben. Die Freude war VR-Präsident Christoph Brunner denn auch anzusehen, als er am Samstag, dem 18.März 2023, die rund 1400 Personen aus den Dörfern Flawil und Oberuzwil in der MZA Breite in Oberuzwil begrüsste. Bis in die hintersten Ecken der grossen Halle waren praktisch alle Stühle besetzt. Dank drei grosser Projektionsflächen konnten alle, auch die im hinteren Teil der Halle Sitzenden, den Ausführungen folgen. Gleichzeitig fand die Bankversammlung der Dörfer Degersheim und Mogelsberg in der Degersheimer Schulanlage Steinegg statt.
Neu: statt GV heisst es jetzt MV
Früher hiess die Veranstaltung GV – also Generalversammlung. Doch diesmal waren die finanziellen Abstimmungen vorgängig erfolgt, entweder elektronisch oder schriftlich per Post. So entfiel auch das herausfordernde Prozedere der Abstimmung mit den Geschäftsvorgängen in Degersheim. Deshalb wurde die diesjährige Versammlung auch als «Mitgliederversammlung» ausgeschrieben. Jedermann hatte, sofern er oder sie dies wollte, sich vorgängig in aller Ruhe über die Bilanz des vergangenen Geschäftsjahrs informieren können. Wer dies verpasst hat, kann den Geschäftsgang auch hier nachlesen. Kennzahlen-Raiffeisengruppe-2022
- 1 Schon früh strömten viele Genossenschafterinnen und Genossenschafter in die MZA Breite, Oberuzwil
- 2 Ausweis vergessen? v.l. Nicole Stadler und Anita Mäder halfen freundlich aus der Bredouille
- 3 Freundlicher Empfang durch Bankkaderleute- v.l.-Martin Elser, Joshua Weber, Marc Ruch, Remo Quadroni
Dennoch kurz ein paar Kennzahlen – Geschäftsjahr 2022 – in Mio. CHF
Bilanzsumme | 1’129.8 | + 0.8 % |
Kundenausleihungen | 963.3 | + 0.3 % |
Verpflichtungen aus Kundeneinlagen | 799.7 | + 1.6 % |
Geschäftsertrag | 13.86 | + 3.8 % |
Geschäftsaufwand | 9.93 | + 2.0 % |
Jahresgewinn | 1.2 | + 5.8 % |
Anzahl Mitglieder | 10’068 | – 0.6 % |
In der Bankbilanz werden unterdessen fast 100 Millionen Franken an Eigenmitteln aufgeführt, ein beruhigendes Polster für Notfälle.
Zeit für Unterhaltung
Wie seit Jahren üblich gab es auch dieses Jahr einen Auftritt eines Schweizer «Top-Acts», also einer bekannten Persönlichkeit aus der Kulturszene. Diesmal durfte man über die Gedankengänge von Fabian Unteregger schmunzeln, oft auch herzhaft lachen. VR-Präsident Christoph Brunner stellte den Mann in überschwänglichen Lobeshymnen vor: «Intelligent, ausgebildeter Arzt, dazu Lebensmitteltechnologe mit Abschluss an der ETH, eine Humorbombe». Der Künstler hat 2016 ausserdem den «Prix Walo» gewonnen. Und war mehrmals „Theatersport-Champion“…
Lässig, mit einer Hand im Hosensack, so schritt der junge Mann über die Bühne. Doch es hielt ihn nicht lange dort. Von der Bühne herab marschierte er zielsicher auf Leute etwas weiter hinten im Saal zu. Und schon begann ein Fragenregen. Erst fragte der Komiker nach der Kundenzufriedenheit und riet, falls es Probleme gebe, einfach zu kündigen. Oder er wollte den Kontostand wissen. Und gar nicht scheu fragte er nach eventuellen Ticks, denn dies könne auch ein psychotherapeutisches Gespräch werden, schliesslich sei er Arzt. Doch allzu lange plagte er die Befragten denn doch nicht, sondern kehrte auf die Bühne zurück. Wie ein Panther im Käfig lief er dort nun hin und her und beleuchtete ihm aufgefallene Problemkreise. Sein Monolog über das Beenden eines Telefongesprächs war vermutlich vielen im Saal nicht völlig fremd…
Er machte sich lustig über den Namen der neuen Bundesrätin aus dem Jura oder beklagte den Parkplatzmangel in der Stadt Zürich. Ob sein Rezept, sich jederzeit mit einem blauen Klebeband den eigenen Parkplatz zu organisieren, wirklich aufgeht, darf allerdings bezweifelt werden. Auch der unverwüstliche Hausi Leutenegger war in bester Parodiemanier samt lupenreinem Thurgauerdialekt auf der Bühne zu erleben. Der Schlussapplaus war denn auch ohrenbetäubend. Schweizer Komiker Dr. Fabian Unteregger
Visionen des VR-Präsidenten
Weil der geschäftliche Teil schon vorgängig abgehakt worden war – mit einer doppelt so grossen Beteiligung wie in früheren Jahren! -, konnte sich Christoph Brunner auf verschiedene Projekte und Zukunftsvisionen «seiner» Bank konzentrieren. Erst gab er zu bedenken, wie privilegiert wir doch in der Schweiz seien. Und die Bank habe sogar ihren Glücksort gleich in der Nähe mit der Maestrani in Flawil. Und doch gibt es drängende Probleme, ja eine Art Zeitenwende. Der Fachkräftemangel ist ein Mammutproblem für viele Firmen. Auch die Raiffeisenbank ist davon nicht verschont. Die geburtenstarken Jahrgänge – die sogenannten «Babyboomer» – kommen langsam ins Rentenalter, weniger Junge kommen nach. Das bringt erhebliche Herausforderungen mit sich.
Gefordert sind deshalb alle:
- die Politik, die mit sinnvollen Gesetzen auf die neuen Gegebenheiten reagiert.
- die Gesellschaft, die familienfreundliche Strukturen schafft und auch akzeptiert.
- die Technologie, die mit verstärktem Einbezug digitaler Mittel samt Automationsbemühungen zum Geschäftserfolg beiträgt.
- die Arbeitgeberschaft, die nicht darum herumkommt, Umschulungen, flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice anzubieten.
- die Arbeitnehmerschaft, die mit vollem Einsatz zum Gedeihen «ihrer» Firma beiträgt.
«Mitarbeitende sind das höchste Gut jeder Unternehmung»
Dieser Satz steht nicht einfach so im Leitbild der Bank. Die Raiffeisenbank hat sich den sorgsamen Umgang mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schon lange auf die Fahne geschrieben. Flexible Arbeitsplätze, aber auch Teilzeitmodelle für Mütter, die ihre Erfahrung gerne weiterhin einbringen, helfen dabei, den Personalmangel etwas abzumildern. Eine gute Durchmischung der Altersgruppen sowie ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern tut der Firmenkultur ebenfalls sehr gut.
Der Nachwuchs wird gefördert und früh in verantwortungsvolle Funktionen eingeführt. Dies wurde in einem Gespräch zwischen dem jungen Bankfachmann Joshua Weber und dem stellvertretenden Vorsitzenden der Bankleitung, Michael Turi, erfahrbar. Weiterbildung wird, wenn immer möglich, unterstützt. Und wird irgendwo in der Bank eine Stelle frei, wird immer erst intern nach der passenden Person gesucht. VR-Präsident Brunner sprach allen Mitarbeitenden der Bank seinen herzlichsten Dank für die tolle Zusammenarbeit aus, die Genossenschaftsmitglieder taten dies mit kräftigem Applaus.
Essen in den Restaurants
Vielleicht müsste man diesen Teil der Bankversammlung auch bei politischen Versammlungen einführen, möglicherweise wäre die Teilnahme dann etwas besser, wer weiss? Die Restaurants der vier Gemeinden dürfen sich jedenfalls jedes Jahr auf einen Ansturm von Bankkunden freuen. Hier können allerdings nur die Erfahrungen aus dem «Casa del Gusto» in Oberuzwil wiedergegeben werden. Da mundete das Essen mehr als nur vorzüglich, dazu war der Service aufmerksam und gut organisiert. Die Lautstärke der Gespräche und immer wieder gehörtes Gelächter wiesen auf gutgelaunte Gäste hin. Kurz: Dieser Teil der Bankversammlung wird mindestens so sehr geschätzt wie der geschäftliche Teil. Er trägt zu einem guten gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Dörfern bei und fördert zudem die Kundenzufriedenheit. Dazu gehören bestimmt auch die Unterstützung – Sponsoring – für lokale Anlässe der unterschiedlichsten Vereine sowie die Möglichkeit, mit der Bankkarte gratis in viele Museen der Schweiz zu kommen. lokalhelden.ch – die kostenlose Crowdfundingplattform von Raiffeisen
Ausklang im Lindensaal für Unermüdliche
Für Junggebliebene gab es im Flawiler Lindensaal nach diesem Teil noch eine Art «After-Meeting» mit Gesprächen und feinen Drinks…
Die nächste Raiffeisen-MV wird im Zeitraum April-Mai stattfinden. Für 2025 wird eine neue Form der Mitgliederversammlung entwickelt mit verschiedenen Möglichkeiten zur Teilnahme. Man darf gespannt sein…