Musikalische Genüsse im Halbstundentakt
Seit 2009 gibt es im Zweijahresturnus diesen Anlass, welcher allen Interessierten als Bühne offensteht. Jedes Mal darf ein ganzer Strauss an musikalischer Ausrichtung genossen werden. Wer einen Bezug zur Gemeinde Oberuzwil und musikalisch etwas zu bieten hat, kann sich dafür anmelden. Dabei gibt es immer wieder Überraschungen. Auch die Jugend ist jeweils gut vertreten.
Waren es beim ersten Tonfenster sage und schreibe 15 auftretende Chöre, Gruppen und Schulklassen gewesen, standen diesmal 12 Darbietungen auf dem Programm. Leider musste das Akkordeon-Orchester Uzwil Forfait geben, lag doch sein Dirigent tief im Bett. Dennoch halfen Mitglieder des Vereins beim Ausschank an der Theke im Foyer. Seine Fans bedauerten den Ausfall sehr. Man hatte den Verein allerdings an früheren Tonfenstern schon hören können, so beispielsweise 2013.
JaSoRo
Man spricht gerne vom Chorsterben. Davon war im Singsaal des OZ Oberuzwil aber nichts zu spüren. Alle Beteiligten waren auch schon bei früheren Tonfenstern aufgetreten. So war der junge JaSoRo Chor bereits 2013 zum ersten Mal am Tonfenster dabei. Sie haben mit Yasmin Stadler noch immer die gleiche, sehr dynamische Dirigentin wie zu Beginn. Anfänglich nur ein Projekt, mauserte sich dieses Experiment zu einem veritablen Chor. Junge Leute, die Freude an Rhythmus und fetzigen Melodien haben.
Auch diesmal begeisterten die jungen Frauen, unterstützt vom stimmgewaltigen Erik Mazenauer. Man hörte, es wären normalerweise noch zwei weitere männliche Spezies dabei. Mit a capella-Gesang, aber auch begleiteten Chorsätzen setzten sie sich in Szene. «Time of my Life» oder «Fame» aus Musicals werden immer wieder gern gehört.
Katholischer Kirchenchor Oberuzwil
Das Lied Wenn Liebe bei uns einzieht mit seinen Kernwörtern «Glaube, Liebe, Hoffnung» zeigte auf, was den Horizont öffnen kann für andere Sichtweisen, die Frieden erst ermöglichen. Dieses Anliegen wurde durch Roman Bislins Begleitung am Flügel – von welchem auch zwei Kompositionen auf dem Programm standen – und Andrina Ramsauer auf der Querflöte zusätzlich sehr berührend unterstrichen. Beim Lied «Da berühren sich Himmel und Erde» wurde das Publikum schliesslich zum Mitsingen aufgerufen. Da verbanden sich Zuhörerschaft und Chor zu einem sinnstiftenden Ganzen.
Der katholische Kirchenchor Oberuzwil brachte eine besinnliche Note in das Geschehen. Die musikalische Leiterin Esther Wild Bislin hatte lauter Friedenslieder ausgelesen. Dies hat die Welt im Augenblick auch bitter nötig, wenn man sich die Nachrichten aus aller Welt so anschaut.
All 4Soul
Auch der Chor All 4Soul trat nicht zum ersten Mal am Tonfenster auf. Schwungvoll begannen sie mit Barbara Ann einem Song der Bee Gees. 4 Männer und 9 Frauen füllten den Raum mit Lebensfreude. Und den Superhit «Skyfall» aus dem gleichnamigen James-Bond-Film hätten bestimmt viele im Publikum wenigstens mitträllern können, derart bekannt ist die von Adele gesungene Titelmelodie. Christoph Eggenberger dirigiert – und begleitet den Chor je nach Bedarf auch pianistisch – seit vielen Jahren. Nun kann man auf der Webseite des Chors aber lesen: «Neue Chorleitung gesucht.» Wer den Chor übernimmt, kann sich auf eine aufgestellte, stimmgewaltige und humorvolle «Truppe» freuen.
Auch die geheimnisvolle W. Nuss vo Bümpliz von «Patent Ochsner» kam zu Besuch.
Frauenchor Schwarzenbach
Der Frauenchor Schwarzenbach SG trat zum ersten Mal am Tonfenster auf. Mit ihrer Dirigentin Monika Brunner scheinen sie das grosse Los gezogen zu haben. «Du frogsch mi, wer i bi», ein altes Volkslied, trugen die Frauen a capella vor. Den Liedsatz hatte die Dirigentin speziell für den Frauenchor arrangiert.
Die Schwarzenbacher Frauen können aber auch Englisch. Das zeigten sie mit dem Simon & Garfunkel-Lied Are You Going to Scarborough Fair, ebenfalls von Monika Brunner arrangiert.
Sie schlossen mit einem «Eigengewächs» aus der Feder der Dirigentin namens «Ich wünsche dir einen Engel». Ein Chormitglied hatte dazu unzählige freundliche Keramikengel getöpfert, welche danach als «Bhaltis» ans Publikum verteilt wurden, als Erinnerung daran, dass man nie allein sei, sich – hoffentlich! – immer irgendwo ein Engel befinde. Vor Jahren hat die heutige Dirigentin des veranstaltenden Männerchors Frohsinn, Heidy Gerber, ebenfalls den Schwarzenbacher Frauenchor dirigiert.
Gospelchor Oberbüren
Dieser Chor ist in Oberuzwil gar kein Unbekannter. Allerdings hatte man gehört, dass der Chor auf der Suche nach einer neuen musikalischen Leitung sei. Man war deshalb sehr gespannt, wer jetzt diesen Part innehabe. Am Flügel sass – wie immer – Christian Schneebeli, welcher schon mit dem Männerchor einen Einsatz gehabt hatte. Ein blutjunger Mann trat jetzt vor den Chor: Timon Burkhart. Schnell sah man, dass er den Chor im Griff habe. Der Chorklang war satt, wie man das sich vom Gospelchor gewohnt ist. Der Chor begann mit einem Dialektlied, direkt ungewohnt, aber sehr eingängig. «Es git nüt, wo mi abezüche chönnt».
Auch ein Bob-Marley-Reggae war zu hören mit «One Love». Das Motto «Lets get together and feel allright» – Lass uns zusammengehen und uns gut fühlen – passte gut zu der den ganzen Tag dauernden friedlichen Stimmung im Singsaal. Mit dem Segenslied «Go in Peace», komponiert von Roman Bislin, schloss der Chor seinen Block. Doch der tosende Applaus verlangte nach einer Zugabe, sodass das Publikum ein zweites Mal in den Genuss der «W.Nuss vo Bümpliz» kam, diesmal in astreinem Berndeutsch. Musikalität hilft auch da.
Timon Burkhart ist auch ein gefragter Pianist. Musikalisch und Piano-technisch hat ihn Musiker und Komponist Roman Bislin inspiriert.
Der junge Dirigent dirigierte präzis und mit freundlicher, humorvoller Ausstrahlung. So macht Chorsingen Spass.
Elvis war da…
Zwei ganz unterschiedliche Duos traten an diesem Tag ebenfalls auf. Erstens das Duo «Trouble-Double», also doppelte «Ärgermacher», was allerdings überhaupt nicht stimmte, denn Felix Diener und Marcus Held traten ganz sanft und lächelnd mit Elvis-Liedern auf. Ihre Verehrung für den «King of Rock’n’Roll» taten sie mit einem Konterfei des Jahrhundertkünstlers auf ihren T-Shirts unter dem golden glitzernden Jacket kund. Aus ca. 800 Liedern hatten sie eingängige Stücke wie «I feel Blue» oder «Don’t be Cruel» ausgelesen.
Den beiden Männern war bei jedem Ton anzuhören, wie sehr sie sich in den «King» hineinversetzen können, wenn auch ihr Hüftschwung nicht ganz so lasziv wie der des verstorbenen Sängers war. Die Begleitung ab Keyboard half mit, dass ein Elvis-Feeling aufkam.
Nicht fehlen durfte natürlich auch «In the Ghetto», sein grösster Hit in Deutschland, ein äusserst nachdenkliches Lied über Armut von Kindern, mit der Aufforderung, man solle genau hinschauen, damit auch diese eine sinnvolle Zukunft haben könnten. Die Männer hatten allerdings das «Pech», gleich nach dem Höhepunkt mit der Kulturpreisverleihung an den Männerchor Frohsinn auftreten zu müssen. Viele begaben sich danach ins Foyer zum Essen. Doch wer da war, schwelgte mit ihnen in Gedanken an die «guten alten» Zeiten des Rock’n’Rolls.
… und die Jugend…
Lukas Franck und Lino Vieitez Fraga nennen sich «Duo Limelight» und besuchen die Musikschule Oberuzwil-Jonschwil. Ihr Lehrer Alberto Näf sass als moralische Stütze im Publikum. Die beiden jungen Burschen legten gleich los.
Es war eine Freude, den Zwei zuzuhören, aber auch zuzuschauen. Ohne jede Allüre sang Lino mit seiner klaren Stimme englische Balladen, am Keyboard aufs Beste unterstützt von Kollege Lukas. Man konnte nur staunen, wie engagiert und virtuos sowohl der Pianist wie auch der Sänger sich ins Zeug legten. Von diesen beiden wird man bestimmt noch hören.
Sehr angenehm war, wie keinerlei Stargetue aufkam. Lino wurde eher etwas schüchtern wahrgenommen, sprach sich auch immer mal wieder mit Alberto Näf oder seinem Duo-Partner ab. Keine Noten waren zu sehen, auch beim Pianisten nicht. Es sah alles ganz leicht und gut geübt aus. Als Zugabe gab es «Tequila», eine Art Sprechgesang, bei dem auch die Zuhörerschaft mit einbezogen wurde. Zum Schluss gab es tosenden Applaus. Toll gemacht!
Abschluss mit den Chupa Chups
Auch der Kinderchor Chupa Chups ist am Tonfenster kein Unbekannter, war er doch schon mehr als einmal dabei. Allerdings ändert die Chorzusammensetzung jedes Jahr. Man staunt allerdings immer wieder, was für kleine Kinder da schon mitsingen. Enid Münger leitet den Chor seit einiger Zeit. Er steht unter dem Dach der Musikschule Oberuzwil-Jonschwil. In der Ausschreibung steht: «Wir singen vor allem auf Deutsch und Englisch». Doch beim Auftritt am Tonfenster war alles durchs Band auf Englisch gesungen. Leider geht so der deutsche Volksliederschatz mehr und mehr verloren.
Anfänglich gab es eine kleine Irritation, weil der technische Support nicht starten wollte. Da hatte ein Handy aus dem Publikum scheinbar die gleiche Frequenz wie das Gerät der Chorleiterin. Doch dann liessen die Kinder los. Und wie! Es ist fast ein reiner Mädchenchor, einzig zwei wirklich mutige Buben waren auszumachen.
Als Schluss hatte sie eine Melodie aus dem weltbekannten Barbie-Film ausgesucht. Und weil das so gefiel und keine Zugabe vorbereitet worden war, kam einfach nochmals das letzte Lied zum Zug. Mit grossem Applaus wurden die Kinder danach in den wohlverdienten Feierabend entlassen.
Leider ist es bei einem derart dichten Programm kaum möglich, alle Darbietungen zu besuchen. Nebst all den beschriebenen Auftritten waren auch die «Plauschörgeler» mit Leiterin und Musikschullehrerin Elfi Künzle und der Jodlerclub Uzwil aufgetreten. Sie brachten eine volkstümliche Note in die sonst doch eher englisch-lastigen Darbietungen des Tages, wobei doch auch da einige Dialekt-Hits zu hören gewesen waren.
Und hier der Bericht zur Kulturpreisverleihung 2023 für den Männerchor Frohsinn Oberuzwill