Rock- & Pop-Museum Niederbüren: die beiden «Tschiibiis» geben ihr Lebenswerk weiter…

Rock- & Pop-Museum Niederbüren: die beiden «Tschiibiis» geben ihr Lebenswerk weiter…

21. April 2023 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

150 Personen, ein Viertel aller Mitglieder, fanden sich Mitte April 2023 gutgelaunt zur 11. GV des Vereins «Rock- & Pop-Museum Niederbüren» im Niederbürer Gemeindesaal ein. Auf keinen Fall wollten sie sich diesen Abend entgehen lassen. Schon vor Veranstaltungsbeginn verführte feiner Bratwurstduft zum Kauf solcher Köstlichkeiten. Selbst die Sonne sandte noch ein paar Strahlen aus. Punkt 19:00 eröffnete Präsident Roland «Tschiibii» Grossenbacher dann die eigentliche Versammlung.

Gleich zu Beginn sorgte Tschiibii mit einem euphorischen Versprecher für herzliches Gelächter. Sein absolutes Mehr für die Abwicklung der geplanten Abstimmungen betrug nämlich stolze 176 Stimmen. Der Mann ist es eben gewohnt, gross zu denken! Zum Glück hat er seine Uschy, die solche kleinen Patzer in so einem Moment schnell ausbügelt und ihren Mann wieder auf die Erde zurückbringt. Da später alle Geschäfte einstimmig angenommen wurden, spielte die Anzahl Stimmender oder das absolute Mehr (76!) sowieso keine Rolle. Die beiden Stimmenzähler wurden in keinem Moment gefordert.

Letzte GV als Präsident

Da es Tschiibiis letzte Versammlung als Präsident des einmaligen Rock- & Pop-Museums Niederbüren war, schlug sein Herz bestimmt mehr als nur einen Tick schneller. Schliesslich ging es da auch um die Übergabe seines Herzensprojekts. Dieses hat er zusammen mit seiner nicht minder einsatzfreudigen Frau Uschy in vielen Jahren aufgebaut und dabei – wie er meinte – vermutlich gut und gerne Geld für ein ganzes Einfamilienhaus ausgegeben. Obwohl dieses Bijou idyllisch versteckt liegt, finden es unterdessen viele Interessierte von überall her. Es hat sich einen Namen gemacht. Wer sich für die Geschichte von Rock- und Popmusik interessiert, wird hier auf jeden Fall fündig. Rock- & Pop-Museum Niederbüren

  1. Letzte Absprachen 2. kleine Nachfrage 3. Tschiibii begrüsst die vielen Mitglieder

Traktanden

Jeder Verein hat gewisse Vorgaben für eine GV. Das ist auch beim Museums-Verein nicht anders. Der Jahresbericht dauerte allerdings eine gewisse Zeit, sodass plötzlich die Mikrofonbatterie leer war. «Sonst hat es doch immer gereicht!», war von einem herbeigeeilten Techniker zu hören. Schnell war jedoch Abhilfe geschafft, der Rest der Versammlung innert kurzer Zeit abgehandelt. Kassenwart Michael Huber verriet stolz, dass die Kasse gut im Schuss sei. Ein schöner Batzen konnte sogar auf die hohe Kante gelegt werden. Der kostspielige Blitzschlag vom Juli 2021 war von der Versicherung kulant abgewickelt worden, so dass dadurch kein grosser finanzieller Schaden entstanden war. Mit diesem Ergebnis kann der Verein ohne finanzielle Sorgen ins neue Vereinsjahr starten.

Bebilderter Rückblick

Dank einer aussagekräftigen Power-Point-Präsentation auf der grossen Bühnenleinwand erlebten die Mitglieder die Aktivitäten des letzten Jahres, aber auch einige Glanzlichter aus der Gründerzeit noch einmal. Man kann nur staunen, was aus einem alten Gebäude «am Ende der Welt» geworden ist. Ein multifunktionales, auf neuestem Stand gehaltenes Museum mit Kostbarkeiten, die die grosse, weite Welt der Rock- und Popmusik hörbar machen. Auch optisch besticht das Museum mit seiner freundlichen Gestaltung.

Stolz machte Tschiibii auch, dass Daniel Felix – Sohn des unvergesslichen Kurt Felix – im Museum für seinen Film «De Thur no» auch im Museum filmte. Der Film hat am 30. April im Cinéma Liberty in Weinfelden Premiere. De Thur no

Tatort Museum

Grosses Gelächter rief ein Bild hervor, welches Tschiibii mit einer Stange bewaffnet zeigte, um damit einen vermuteten Einbrecher zur Strecke zu bringen. Die Polizei fand das allerdings nicht unbedingt mutig, sondern eher etwas gedankenlos, denn für solche Aktionen sei doch sie zuständig! Ein Einbrecher wurde nicht gefunden, wohl aber eine schöne Anzahl umtriebiger Spinnen, die sich auf dem Bewegungsmelder tummelten. Da kann man nur sagen: «Klein, aber oho!»

Tatort Museum

Grosses Gelächter rief ein Bild hervor, welches Tschiibii mit einer Stange bewaffnet zeigte, um damit einen vermuteten Einbrecher zur Strecke zu bringen. Die Polizei fand das allerdings nicht unbedingt mutig, sondern eher etwas gedankenlos, denn für solche Aktionen sei doch sie zuständig! Ein Einbrecher wurde nicht gefunden, wohl aber eine schöne Anzahl umtriebiger Spinnen, die sich auf dem Bewegungsmelder tummelten. Da kann man nur sagen: «Klein, aber oho!»

Stolze Anzahl Führungen

Ein berechtigter Stolz schwang in Tschiibiis Erläuterungen zu den Museumsführungen mit. Seit dessen Eröffnung am 6. Juli 2013 gab es – Stand 31.12.2022 – 1’994 Gruppenführungen, von denen keine einzige «in die Hosen ging», wie der Präsident ausführte. Ob die angestrebten 2000 Führungen im laufenden Vereinsjahr wohl erreicht werden? Im vergangenen Jahr waren 202 Führungen gebucht worden, dies trotz Corona-Einschränkungen bis Ende März 2022. Jede Führung war anders, immer auf die jeweiligen Interessen und Alterskategorien massgeschneidert. Unterdessen legendär sind auch die feinen Apéros, die zu den Führungen gebucht werden können. Uschy Grossenbacher wird kaum gezählt haben, wie viele Brötchen sie in diesen langen Jahren gerichtet hat, es waren auf jeden Fall unzählige. Nicht vergessen werden dürfen auch die 534 begeisterten Einträge im Gästebuch, eine richtig «aufstellende» Lektüre. Gästebuch (rockpopmuseum.ch)

Einsatzkräftiges Team

In verschiedenen Bildern waren die Vorstandsmitglieder an der Arbeit zu sehen. Zu Beginn hätte niemand auch nur einen Fünfer auf einen erfolgreichen Ausbau der alten Gebäulichkeiten gewettet. Und doch entstand im Laufe der Zeit ein Bijou, ein Museum mit Charme und kluger Einteilung. Böden mussten begradigt, Wände versetzt und neue Möbel eingepasst werden. Uschy Grossenbacher war an allen Fronten zur Stelle, wenn eine helfende Hand fehlte. Man half einander, bis das Museum den Vorstellungen der Gründerfamilie entsprach. Tschiibii bedankte sich denn auch mit grosser Herzlichkeit bei allen Weggefährten. Ohne sie wäre seine Vision kaum Wirklichkeit geworden.

Vorstand bis jetzt: oben links: Bruno Hasler, Silvan Scheiwiller, Jo Mittelholzer, Andy Lehmann und Franziska Werz. links vorne: Michael Huber und vor ihm Roland "Tschiibii" Grossenbacher. Rechts: Uschy Grossenbacher und der neue Präsident Severo Marchionne.

Vorstand bis jetzt: oben links: Bruno Hasler, Silvan Scheiwiller, Jo Mittelholzer, Andy Lehmann und Franziska Werz. links vorne: Michael Huber und vor ihm Roland „Tschiibii“ Grossenbacher. Rechts: Uschy Grossenbacher und der neue Präsident Severo Marchionne.

Ehrenmitglieder gekürt

Dass das Museum schon beim Eingang so rockig und farbig erscheint, ist vor allem einem Mann zu verdanken: Urs Koller. In unzähligen – unbezahlten! – Stunden hat er akribisch genau mit Airbrush-Technik den Eingang einladend ausgemalt und oft grad auch noch das Material dafür besorgt. In einer herzlichen Laudatio auf den unermüdlichen Künstler würdigte der scheidende Präsident dessen Verdienste und erhob ihn mit einem farbenprächtigen «Diplom» zum ersten Ehrenmitglied des Vereins.

Im Automuseum Romanshorn, errichtet von Fredy Lienhard, dem Gründer des Büromöbelherstellers Lista, hat Urs Koller eine Ecke ausgemalt, die eine Verbindung zum Rock- und Pop-Museum Niederbüren herstellt. Events Automuseum Bodensee

Hat die Ehrenmitgliedschaft wirklich verdient – Urs Koller

Neuer Präsident

Irgendwann wird auch der aktivste Mensch müde, müde von vielen Verpflichtungen, einer Verantwortung für ein Werk, das immer noch wächst. Und so entschlossen sich die «Tschiibiis», ihr Museum in die Hände des Museumsvereins zu übergeben. Seit 2020 wirkte Severo Marchionne im Vereinsvorstand mit, wurde mit allen Geschäften und Geheimnissen des Museums vertraut gemacht und wird ab diesem Jahr das Vereinsschiff führen. Roland «Tschiibii» Grossenbacher wurde zum Ehrenpräsidenten erkoren, seine Frau Uschy – unermüdliche Mitdenkerin, Mitgestalterin und vor allem «Mitchrampferin» – wie Urs Koller zum Ehrenmitglied erhoben. Niemand hat vermutlich nebst Tschiibii mehr Zeit und «Hirn» für das Museum eingesetzt als dessen Frau.

Alter und neuer Präsident: Severo Marchionne links- und Roland „Tschiibii“ Grossenbacher.

Ehrungen

Zwei bewährte Vorstandsmitglieder traten zurück. Silvan Scheiwiller war seit der Vereinsgründung 2012 mit an Bord und überall dort tätig, wo Bauarbeiten ausgeführt werden mussten. An den GVs war er Festwirt und unterstützte auch sonst überall dort, wo Hilfe gefragt war. Bruno Hasler amtete seit 2019 im Vorstand, war aber bereits seit 2012 bei allen Umbauarbeiten aktiv. Als Schreiner war er unverzichtbarer Fachmann beim Umbau, vor allem die zweckmässige Küche wird immer mit seinem Namen verbunden bleiben. Beide bekamen von Tschiibii viele herzliche Dankesworte und ein essbares Geschenk.

Links: Verabschiedung von Bruno Halser durch Kassier Michael Huber Rechts: Tschiibii verdankt Silvan Scheiwiller seine vielen Einsätze für das Museum. Im Vordergrund Jo Mittelholzer

Auch nach Rücktritt noch in Aktion: Silvan Scheiwiller

Neue Gesichter im Vorstand

Oliver Benz ist Musiklehrer an der Kanti Wil. Im Dezember 2019 hatte er mit acht jungen Musizierenden dieser Schule einen begeisternden Auftritt unter dem Titel «History of Rock». “The Kinks” zu Besuch im Rock- & Pop-Museum Niederbüren Nun will er sein Wissen und seine Beziehungen als stellvertretender «Obmann Guides» auch für das Rock- & Pop-Museum Niederbüren einsetzen. Roger Mauchle wird als Betriebswart bei jeder Art von Notfällen seine Kompetenzen einbringen.

Oliver Benz – links – und Roger Mauchle, neue Vorstandsmitglieder

Langeweile? Nein!

Ob es den beiden Gründerpersonen nun langweilig wird, so ganz ohne Arbeit rund ums Museum? Bis Jahresende laufen jetzt noch Führungen auch mit Tschiibii, danach ist aber auch damit Schluss. Doch arbeitslos werden die zwei Umtriebigen auch dann nicht. Sie haben seit einiger Zeit ein neues Projekt am Laufen, einen «tönenden Rock- & Pop-Kalender». Man müsste sich vermutlich frühpensionieren lassen, um all die Klangbilder in ganzer Länge nachhören zu können. Da entsteht gewiss ein Paradies für Rock- und Pop-Fans!

Rockiges Konzert mit «Chrigu Blaser – Guitar Explosion»

Auch diesmal durfte jedes Mitglied grosszügigerweise vier Personen zum anschliessenden Konzert einladen. So war der Saal nach der GV und einer kurzen Pause denn auch von unzähligen musikbegeisterten Fans gefüllt, die schon bei den ersten Klängen der Band «Chrigu Blaser» den «Guitar-Explosions» zujubelten, mitwippten und sich über die rockigen Klänge freuten. Für zarte Öhrchen war der Sound vielleicht etwas gar laut, aber richtige Rockfans mögen es eben, wenn der Bass so richtig in den Bauch fährt. Ihre Coverversionen von Eric Clapton, J.J. Cale und den Dire Straits begeisterten. Mehr als zwei Stunden wurde gewippt, gelauscht, genossen und hie und da auch ein wenig getanzt – sofern dafür genug Platz gefunden werden konnte. Chrigu Blaser | Musiker

Dazu zwei Artikel zu früheren Museums-GVs

GV 2021 Keep on rockin‘ –

GV 2022 GV Pop- & Rockmuseum Niederbüren