Schule Bichwil ade, ade – Abschied nach 39 Jahren

Schule Bichwil ade, ade – Abschied nach 39 Jahren

23. Juli 2019 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Wenn jemand Bichwil und seine Bewohnerinnen und Bewohner kennt, dann bestimmt Ursula Isenring. Aufgewachsen im Unterdorf Bichwil, erlebte sie noch die konfessionell getrennten Schulen im doch eher kleinen Dorf. Sie besuchte nach der Volksschule das damalige Lehrerseminar Rorschach und trat danach ihre erste – und letzte – Stelle in Bichwil an. Da war gerade eine Stelle freigeworden. So unterrichtet sie unzählige Kinder ihrer ehemaligen Schulkolleginnen und –kollegen, später auch die Kinder ihrer ehemaligen Schulkinder. Es brauchte gewiss einen Computer mit grosser Rechnungsleistung, um die genaue Anzahl aller korrigierten Rechnungsaufgaben oder jedes einzelnen Wortes auf unzähligen Sprachblätter bis aufs Komma auszurechnen.

Dreizehn Mal hat sie Erstklässler empfangen und diese bis in die dritte Klasse geführt, auch mehrere Lehrplanänderungen miterlebt, 39x eine Schulreise organisiert, jedoch nie ein zweites Mal an den gleichen Ort. Nächstes Jahr wären es nun vierzig Jahre geworden, aber Ursula Isenring fand, es sei jetzt genug und entschloss sich zur frühzeitigen Pensionierung.

Und so war an diesem 5. Juli 2019 ein emsiges Treiben auf der Kreienbergstrasse. Alle Klassen hatten sich zum Spalierstehen eingefunden, jede Klasse mit einem eigenen Sujet. Herzen dominierten das Bild, Mütter und vereinzelte Väter standen ebenfalls am Strassenrand. Die zweite Klasse holte Ursula Isenring und deren Schwester Rita zu Fuss ab, mit weithin sichtbaren grossen Ballonherzen im blauen Sommerhimmel.

Spalierstehen an der Kreienbergstrasse in Bichwil…

Gallus Rieger, Leiter Volksschule Oberuzwil, empfing die beiden Frauen mit einem festen Händedruck. Nun geleiteten alle Klassen die beiden Jubilierenden in die festlich geschmückte und eingerichtete Turnhalle. Später bedankte sich auch Schulpräsident Roland Waltert bei Ursula Isenring für die vielen Jahre treuer Schuldienste in Bichwil und vergass dabei auch ihre Schwester Rita Huber-Isenring nicht.

Hier begrüsst Gallus Rieger, Leiter Volksschule Oberuzwil, Ursula Isenring und ihre Schwester Rita Huber-Isenring, langjährige „Assistentin“ ihrer Schwester.

In einer kurzen, humorvollen Rede umriss Schulleiterin Corinne Hörler ein paar Stationen auf dem Weg hin zu diesem allerletzten „Schultag“. Sie beschrieb die scheidende Lehrerin als umgänglich, gesellige Person, die ganz verschiedene Hobbys pflege. Und da Ursula Isenring ständig neue Basteltechniken ausprobiere, brauche sie natürlich auch immer Bastelmaterial, so Papierreste, Stöffchen, allerlei Klebmaterial und auch sonstige Zutaten für schöne Weihnachtskärtchen oder andere hübsche Geschenke. Dank Schwester Rita Huber-Isenring seien nun aber alle „Schlupflöcher“ für solche Kleinode geleert worden, oft allerdings mit mehr als nur einem weinenden Auge…

Humorvolle Ansprache und Ehrung durch Schulleiterin Corinne Hörler.

Die ganze Schule Bichwil hatte sich auf diesen Abschied mit einer je eigenen Produktion vorbereitet. Die sechste Klasse zeigte mit ihrem Lied, was Schülerinnen und Schüler im Englischunterricht gelernt haben. Sie wurden auf der Gitarre von ihrem Klassenlehrer Renato Keller begleitet. Auch sie feierten einen Abschied, nämlich den vom vertrauten Bichwiler Schulhaus, werden sie doch ihre schulische Karriere nach den Sommerferien im Oberstufenzentrum Schützengarten fortsetzen. Die vierte Klasse mit ihrem Lehrer Emanuel Keller hatte ein Bläserstück eingeübt, welches sie mit viel Spielfreude und ganz verschiedenen Instrumenten dem grossen Publikum vorspielten.

  1. Die sechste Klasse sang ihr Lied auf Englisch.
  2. Die vierte Klasse hatte auf ihren Blasinstrumenten fleissig für diesen Auftritt fleissig geübt.
  3. Gerührt hörten die zwei Frauen zu.

Die Buben und Mädchen der zwei Bichwiler Kindergärten – geführt von Selina Paoletto und Selina Wingling – erfreuten zusammen mit der fünften Klasse von Lehrerin Manuela Egli mit einem frechen, frischen Gesang. Zur Melodie von „Frère Jacques“ gaben sie den zwei scheidenden Frauen gereimte Glückwünsche mit auf den Weg. Und die Drittklässler von Fabienne Jud verblüfften mit einer gekonnten Bechertauschnummer, vorgetragen mit viel Schwung und präzisem Rhythmus, ganz ohne Worte. Die beiden Geehrten hatten allen Aufführungen mit grosser Konzentration zugehört, bei Ursula Isenring blitzte dabei mehr als nur einmal ein verstohlenes Tränchen auf.

  1. Mütter zücken ihr Smartphone…
  2. Fünfte Klasse und die beiden Kindergärten
  3. Tolle Becher-Darbietung der dritten Klasse.

Und weil jetzt doch alles so schön auf- und leergeräumt war, gab es wieder ein Plätzchen für all die Geschenke, die die einzelnen Klassen der Geehrten mit viel Humor und Fantasie überreichten. Zu jedem Geschenk wurde ein Wunsch für das nun so freie Leben als Pensionierte ausgesprochen. Zum Glück war auch ein Köfferchen unter den Präsenten, sodass alles verstaut werden konnte.

  1. Die sechste Klasse mit Lehrer Renato Keller schenkte den zwei Frauen sinnreiche Glückwünsche.
  2. Die erste Klasse verteilte ebenfalls Geschenke.
  3. Ihre Zweitklässler rührten Ursula Isenring ganz besonders.
  4. Für beide Frauen gab es ein blumiges Herz zum Abschied.
  5. Geschenke…
  6. … Geschenke – zum Glück gabs auch ein Köfferchen zum Verstauen.
  7. Baski hatte die letzten 39 Jahre immer mal wieder ins Schulzimmer geschaut – damit Ursula Isenring auch ja nichts vergisst.

Hauptsujet war immer wieder das Herz, ein Lieblingsobjekt von Ursula Isenring. Mit einem von drei Müttern mit viel Recherchierarbeit und Fantasie gestalteten Büchlein mit den Abenteuern von Baski – der all die Jahre immer mal wieder einen Blick ins Schulzimmer Isenring geworfen hatte – bekam die abtretende Lehrerin auch ein bebildertes Andenken an die lange Zeit ihrer Tätigkeit im Bichwiler Schulhaus. Mit einem lautstarken und von vielen Emotionen geprägten Schlusslied schloss die berührende Abschiedsfeier.

  1. Das ganze Team…
  2. … und alle Schülerinnen und Schüler erfreuten mit einem lautstarken, auf die beiden Frauen zugeschnittenen Gesang und setzten damit den Schlusspunkt unter eine äusserst berührende Abschiedsfeier.

Eine der schönen Bichwiler Traditionen ist der Bürli-Wienerli-Znüni in der grossen Pause vor den Sommerferien. Mit dem Zeugnis im Schultornister oder Rucksack dürfen sich die Buben und Mädchen darauf jeweils nach dem Mittag in die Sommerferien verabschieden.

Nach diesen grossen Ferien wird das Hausklima im Schulhaus Bichwil nicht mehr das gleiche sein, fehlt doch die bewährte Stimme von Ursula Isenring. Diese darf sich nun ihren Liebhabereien widmen, so etwa ihrer Bastellust frönen, einen scharfen Jass klopfen oder zu heissen Rhythmen tanzen. Die guten Wünsche aller Kolleginnen und Kollegen und die tollen Darbietungen der verschiedenen Klassen werden bestimmt in bester Erinnerung bleiben…