Sommergefühle mit der Elias Bernet Band
Erneut hatten die Verantwortlichen der Sommerserenade grosses Wetterglück. Hatte es am Vormittag noch geregnet, so hellte sich der Himmel im Laufe des Nachmittags immer mehr auf, sodass kein Schlechtwetterdispositiv nötig wurde.
Die Kulturkommission der Gemeinde hatte – zusammen mit einem Helferteam – mehr als 200 Stühle aufgestellt. Am Eingang stand auf der Seite eine grosse Schachtel mit Militärdecken. An so einem Abend wird es ja erfahrungsgemäss doch irgendwann kühler. Doch dank der Umsicht der vorbereitenden Kommission musste so auch dieses Jahr niemand unter Kälte leiden.
Reto Almer, Gemeinderat und Kulturkommissionspräsident freute sich bei seiner Begrüssung über den grossen Zuspruch, welchen die Sommerserenade seit vielen Jahren geniessen dürfe. Er bedankte sich auch ausdrücklich bei allen Helferinnen und Helfern für ihre Unterstützung. Von Publikumsseite gab es dafür einen herzlichen Applaus.
Ein derartiger Anlass ist immer ein Gemeinschaftswerk. Nächstes Jahr wird allerdings eine andere Person diese Funktion ausüben, denn Almer hat seinen Rücktritt auf die neue Amtsperiode eingereicht.
Sinnliche Atmosphäre
Seit einigen Jahren stellen die Verantwortlichen die Stuhlreihen immer gegen die imposante Baumgruppe im Osten auf. Wie schön, wenn beispielsweise zusätzlich zum Hörgenuss am Himmel noch dahinsegelnde bewegende Wolkentürme beobachtet werden können. Irgendwann senkt sich jeweils die Dämmerung auf die Szenerie nieder, leise und fast unbemerkt. Dann tauchen plötzlich die bisher unsichtbaren Lampen die Bühne in ein goldenes Licht. Besser kann die Stimmung auf einem Festplatz nicht sein.
Die Elias-Bernet-Band – lauter preisgekrönte Musiker
Bassist Markus Fritzsche
Markus Fritzsche hat vor seiner Musikerkarriere Medizin studiert, dieses Vorhaben aber nach der Hälfte des Studiums abgebrochen. Die Musik lockte einfach zu sehr. Markus Fritzsche tanzt mit seinem Kontrabass auf vielen Hochzeiten. So spielte er schon in verschiedenen namhaften Formationen, so beispielsweise mit dem verstorbenen John Brack. 1999 tourte er mit USA-Bluegrass-Grössen durch Europa. Auch mit den Country-Ramblers und anderen Formationen war er unterwegs. Dazu gehört auch die Elias Bernet Band. Einen Namen hat er sich auch als Filmmusikkomponist gemacht. So stammt etwa die Erkennungsmelodie – Jingle – der Migros aus seinem kompositorischen Schaffen.
1985 erhielt Fritzsche in Cannes die Silbermedaille für seine Komposition zum Werbefilm «Canada Dry Though In The West». Markus Fritzsche hat zudem zu rund 20 Filmen die Musik komponiert, so etwa für den ehemaligen Quotenrenner von SRF 1 namens «Lüthi und Blanc» oder auch für manchen «Tatort».
Schlagzeuger und Weltenbummler Bernhard Egger
Ursprünglich war Bernhard Egger Bankangestellter. Aber irgendwann setzte er alles auf eine Karte und wurde 2002 Profimusiker. Das Schlagzeug ist sein Instrumentarium. Hier kann er sich ausdrücken und einer Band den Takt vorgeben – nebst dem Bandleader natürlich.
Egger ist ein vielseitiger Künstler. Er spielt virtuos Schlagzeug, interviewt Menschen und ist in verschiedenen Formationen gefragter Taktgeber. Sein Tourenplan ist voll mit Terminen mit den unterschiedlichsten Formationen, dennoch findet er seit 2012 Zeit, auf seinem Youtube-Kanal mit über 11’000 Abonnentinnen und Abonnenten 40-minütige Gespräche mit spannenden Zeitgenossen zu führen, so beispielsweise eine tiefgründige Unterhaltung mit der Schweizer Stand-Up-Comedian Hazel Brugger, die mittlerweile auch in Deutschland eine Grösse auf diesem Gebiet ist. Hier wird der Moderator näher vorgestellt.
Mit seinem Schlagzeug hat er bereits in 24 Ländern gespielt, seit 1989 2800 Auftritte absolviert und rund 20 CDs produziert. Er wohnt in Wien.
Elias Bernet, Band-Leader, Kulturpreisträger, Komponist
Elias Bernet ist ein leidenschaftlicher Blueser. In der Militärmusik spielte er Klarinette, aber seine eigentliche Leidenschaft gehört dem elektronischen Klavier. Da jagt er über die Tasten, spielerisch leicht, singt oft dazu und lässt sich von Rhythmus und Klang des Gespielten sichtlich beglücken. Er trat schon an zahlreichen Blues-Festivals auf, so in Luzern oder Montreux, aber auch in den USA.
2005 sprach ihm der Kanton SG einen mit Fr. 5’000.00 dotierten Förderpreis zu, weil der initiative Musiker viele Stücke seines vielseitigen Repertoires selber textet und komponiert. Deshalb kann er auch aus dem Vollen schöpfen, braucht keine Noten und kann einfach aus dem Bauch heraus in seine Musik eintauchen.
Ohne Strom geht da gar nichts…
Abwechslungsreiches Programm
Mit «It’s All Inside Yourself» begannen die drei Männer ihr Konzert. Doch erst musste Bernet noch die Kabel an seinem E-Piano umstecken. Ob da wohl jemand sein Spiel sabotieren wollte? Doch dann ging es los – und wie! Die Männer sangen teilweise als Duo, dann wieder als Trio, oft auch nur Bernet allein, dazu flogen Bernets Finger über die Tasten, Schlagzeuger Bernhard Egger legte einen stampfenden Rhythmus vor und Bassist Thomas Fritzsche zupfte, sang und unterlegte Gesang und Bandklang mit seinen Läufen auf den stählernen Saiten seines grossen Instruments.
Es war eine reine Freude, den Drei bei ihrem musikalischen Tun zuzuschauen und natürlich zuzuhören. Schnelle Läufe des E-Pianos vermischten sich mit dem feinen, akzentuierten Spiel des Schlagzeugers sowie mit der oft selbständigen Melodienführung des Kontrabasses. Damit zog die Band das Publikum sofort in ihren Bann. Der gesungene Text war da nicht so wichtig, wenn man da auch bestimmt einige Lebensrezepte erfahren könnte, grad im ersten Stück. Ist nicht alles in uns selbst, was unser Leben ausmacht? Man hatte das Gefühl, dass alle gespielten Stücke eine Geschichte erzählten.
Moderation
Elias Bernet ergriff sporadisch das Wort, erklärte etwas über die Musik des Trios und erhöhte damit den Hörgenuss. Immer wieder gab es auch kleine Frotzeleien unter den drei Männern, ausgehend von Elias Bernet, der die eine oder andere kleine Marotte seiner Mitspieler ans Licht brachte, immer von einem Lächeln auf den Stockzähnen begleitet. Doch die Kollegen blieben ihm nichts schuldig. Gegen Schluss dankte der Bandleader auch der Kulturkommission, die sie wunderbar umsorgt hätten, der Gemeinde und allen, die an diesem Ort Steuern zahlen und damit so einen Abend ermöglichen würden, und schliesslich auch dem begeisterten Publikum.
Guter Mix an Musikstilen
Beim Stück «Honky Tonk Train Blues», einem rassigen Boogie-Woogie, half er gar mit einem Bild eines alten Dampfzuges nach. Für die Dauer des Stücks schien tatsächlich ein Dampfzug durch das Areal zu fahren, man meinte fast, den Dampf zu riechen. Füsse wippten, Hände klatschten, die Musiker verfielen beinahe in Trance – ebenso das Publikum.
Der «12th Street Rag» erinnerte irgendwie an den bekannten «Tiger Rag» und wurde denn auch in atemberaubendem Tempo gespielt. Alle Instrumente traten da gleichberechtigt auf, die Freude am gemeinsamen Musizieren war den Drei in jedem Moment anzusehen. Es brauchte nur ein Augenbrauenheben, schon wussten alle, wann Schluss sein werde – oder vielleicht nochmals eine Runde gespielt werden solle. Mit dem Boogie-Woogie «Light That Fire» heizten die Männer darauf so richtig ein. «Leave your parents» heisst es darin, «verlass deine Eltern» – also: Geh deinen eigenen Weg!
Begegnung beim Apéro
Nach einer halben Stunde intensiven Musikhörens waren die Anwesenden zu einem reichhaltigen Apéro eingeladen. Partnerinnen und Partner der Mitglieder der Kulturkommission, aber auch Angestellte der Gemeinde schenkten ein und brachten die feinen Brötli unter die Leute. Dazu wurde eifrig geplaudert. Solche Anlässe stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl und tragen zu einer guten Stimmung im Dorf bei.
Zweiter Teil in gleichem Stil
Den Blues «Got My Working», 1956 von Preston Foster veröffentlicht, erlebte bereits viele Coverversionen. So nahm Elvis Presley den Song 1970 ebenfalls auf, später – 2011 – auch Eric Clapton. Und nun auch die Elias-Bernet-Band. Es geht hier um unerwiderte Liebe, auch wenn der Sänger sich seiner Anziehungskraft in jeder Beziehung sicher zu sein scheint… Und weil Elias Bernet in den letzten Jahren immer mal wieder mit dem Hackbrettvirtuosen Nicolas Senn unterwegs ist, hat er auch einen Birrewegge-Boogie-Woogie geschrieben – halb Ländler in altem Stil gemäss der Streichmusik Alder, die das Stück zu ihrem Markenzeichen gemacht hat – halb Boogie-Woogie, der nur noch so fetzte, antrieb und es schwierig machte, nicht gleich loszutanzen. Das hätte bestimmt auch Ueli Alder und seiner Streichmusik gefallen.
Und schliesslich wurde auch das Publikum zum Mitmachen aufgefordert. «Better Off With The Blues» sollte ins Stück eingepasst werden. Im Konzert im Valle Maggia habe das toll geklappt! Das liessen sich die Oberuzwiler natürlich nicht sagen und sangen sofort mehr oder weniger gekonnt mit… Der Applaus nach den vielseitigen Darbietungen war riesig, alles stand auf, «Zugabe» wurde gefordert…
Wer früher kleine Kinder ins Bett brachte, sang bestimmt oft «I khöre n es Glöggli», damit die Kleinen auch gut einschlafen konnten. Bei der Zugabe-Version der Bernet-Band könnte das allerdings in die Hose gehen. Denn was brav und betulich begann, artete in eine wilde Tastenflitzerei samt wirbligem Schlagzeug und einer überzeugenden Bassbegleitung aus. Da wären die Kinder bestimmt sofort wieder aus ihren Betten gekrochen und hätten herumgetobt…
Wer wollte, konnte in der Pause und nach Programmschluss eine CD des Abendprogramms erwerben. Und, wie es sich nach einer Oberuzwiler Sommerserenade gehört, durfte von den in Milchtansen eingestellten Sonnenblumen eine als Erinnerung an einen energiegeladenen Abend voller Musikgenüsse mit nach Hause genommen werden.
Wer gerne noch mehr Elias Bernet und Boogie-Woogie geniessen möchte, kann dies am Donnerstag, 14. November 2024, um 20:00 Uhr in der evangelischen Kirche Oberuzwil tun. Die Donnerstags-Gesellschaft Oberuzwil lädt dann zu einem Ohrenschmaus zusammen mit Nicolas Senn ein. Motto: «Hackbrett meets Boogie-Woogie»
Für Mitglieder ist der Eintritt frei, Nichtmitglieder sind ebenfalls willkommen, bezahlen aber Fr. 20.00 Eintritt.