Swingende HV 2023 der Donnerstags-Gesellschaft Oberuzwil – alles völlig «unplugged»…
Ganze Heerscharen strebten am Donnerstag, 26. Januar 2023, zum Kirchgemeindehaus Oberuzwil. Da schien ja wirklich etwas los zu sein. Schliesslich hatten die zwei letzten Hauptversammlungen nur im allerkleinsten Rahmen stattfinden können. Es bestand also Nachholbedarf. Bis zur hintersten Ecke war denn auch jeder Platz besetzt – 97 Frauen und Männer liessen sich diesen Abend nicht entgehen.
Wunderbare Musik
Im Saal sah man nirgends ein Kabel, keinen Beamer – einfach nichts Technisches ausser natürlich Licht und zwei Kaffeemaschinen am Strom. Schon beim Eintreten wurden die Mitglieder mit sanften Beatles-Klängen auf der Suche nach dem perfekten Platz beglückt. Daniel Studer, pensionierter Direktor des Historischen und Völkerkundemuseums St.Gallen oder neu «Kulturmuseum St.Gallen» – sass am Klavier, Hanspeter Klaus, Gatte von Co-Präsidentin Brigitt Klaus-Hasler, spielte auf seiner Trompete. Die beiden ergänzten sich auf eindrückliche Weise. Das Publikum der Donnerstags-Gesellschaft ist ja bereits etwas gesetzter, kennt deshalb Louis Armstrong oder die Beatles seit Urzeiten und freut sich auch über Stücke wie «Yes Sir, thats my Baby» Yes Sir (that’s my Baby) – Belgrade Dixieland Orchestra live in Vienna 2019 oder gar «What a Wonderful World» des unvergesslichen Louis Armstrong. Louis Armstrong – What A Wonderful World
Und so sah man immer wieder eifriges Nicken, wenn ein gerade gespieltes Stück erkannt worden war. Füsse wippten, manchmal bewegten sich gar Lippen, alle Gesichtsmuskeln vereinigten sich zu einem Lächeln, welches den ganzen Abend anhielt. Schöner hätte die HV mit diesem musikalisch-emotionalen Rückblick in die Jugendzeit vieler Mitglieder gar nicht beginnen können!
Für alle, die es wirklich nostalgisch mögen, hier noch eine andere Version von «Yes Sir…» „Yes Sir, That’s My Baby“ – Saint Louis Ragtimers
Brigitt Klaus-Hasler bedankte sich bei den beiden Musikern, diese dankten zurück. LInks Pianist Daniel Studer, rechts Trompeter Hanspeter Klaus.
Rückblick
Im vergangenen Vereinsjahr 2022 konnten alle vier Anlässe ohne Auflagen durchgeführt werden. Co-Präsident Adrian Müller streifte sie noch einmal kurz. Er freute sich darüber, dass alle Abende sehr gut besucht gewesen waren. Dies ist ja schliesslich immer ein klarer Gradmesser, ob der Vorstand den Geschmack seiner Mitglieder getroffen hat.
Wer sich darüber informieren oder sich nochmals erinnern möchte, findet hier die Links zu allen Darbietungen.
28.04.2022 – Tacchi alti – Wasserspiele – tacchi alti
09.06.2022 – Oh Psy – Ein himmlisches Stück über das Jenseits Himmlische Fragen – Oh-Psy
22.09.2022 – Stöff Sutter und Udo Krummel – «Na, wie wär’s mit ‘nem Vers?» Gut neunzig Minuten reinstes Vergnügen
20.11.2022 kammerorchester st.gallen – Die Zauberflöte von W.A. Mozart, diesmal gespielt und erzählt. Kammerorchester St.Gallen verzauberte in Oberuzwil
Mutation im Vorstand
Franziska Gull möchte sich wieder von der Vorstandsarbeit entlasten und gab deshalb ihren Rücktritt auf die diesjährige HV bekannt. Der Vorstand wurde jedoch glücklicherweise, auch dank der Mitgliederliste, wieder fündig. Neu wird Kurt Rüfli diesen Platz einnehmen. Er ist ein erfahrener Informatiker, und wird den Vorstand auch in diesem Bereich unterstützen. Zudem singt er seit Jahren im «All4Soul-Chor» begeistert mit, was einen kulturellen Bezug vermuten lässt. Der Vorschlag wurde von den Mitgliedern mit grossem Applaus angenommen und Kurt Rüfli damit in den Vorstand gewählt.
Links: Der Vorstand in alter Besetzung, allerdings ohne Franziska Gull. Rechts mit dem neuen Vorstandsmitglied Kurt Rüfli. Von links: Marlies Gemperle, Adrian Müller, Kurt Rüfli, Brigitt Klaus-Hasler, Thomas «Tom» Hofstetter und Ellen Schout Grünenfelder.
Abwicklung der Traktanden
Die Donnerstags-Gesellschaft ist kein eigentlicher Verein, sondern rechtlich gesehen eine «einfache Gesellschaft». So gibt es keine Statuten, die einen genauen Ablauf der Traktanden verlangen. Adrian Müller führte denn auch kurz und bündig durch die Traktandenliste, welche trotzdem jeweils für einen einigermassen geregelten Ablauf der HV sorgt. Über einige «Geschäfte» wird zudem dennoch abgestimmt. Nach jedem Traktandum spielte Daniel Studer aus dem Bauch heraus ein paar Akkorde und schloss damit das Geschäft ab.
Trockene Finanzen – kurzweilig revidiert
Die Finanzen beschäftigen jeden Verein, ob mit oder ohne Statuten. Co-Präsident Adrian Müller ist dafür der absolute Fachmann. Im Vereinsjahr 2022 erlitt die Kasse einen kleinen Rückschlag, aber es gibt noch ein anständiges Vereinsvermögen. Dennoch schlug der Vorstand eine Erhöhung des bisherigen Jahresbeitrags vor. Auf der Webseite der Gesellschaft können die genauen Details dazu nachgelesen werden. Die Mitglieder stimmten der geplanten Erhöhung ohne Gegenstimme zu. So können auch weiterhin hochstehende Anlässe angeboten werden. Die Max und Margrit Heer-Stiftung sowie ThurKultur unterstützen die Donnerstags-Gesellschaft zudem jährlich mit einem Beitrag. Adrian Müller dankte auch allen Personen, die vor und hinter den Kulissen zu einem reibungslosen Ablauf des Abends beigetragen hatten.
Der Revisorenbericht mit Franz Odoni geriet wieder zu einem kabarettistischen Kurzstück. Dieser «bedauerte» es auch diesmal ausserordentlich, keinen Fehler in der Buchhaltung gefunden zu haben, unterstrich die Wichtigkeit des Revisors, ohne den in einem Verein oder einer Gesellschaft einfach gar nichts gehe, was er auch immer mal mit «Das Wichtigste ist der Revisor, und der Revisor, das bin ich!» bekräftigte. Mit seinen Aussagen strapazierte er die Lachmuskeln der versammelten Frauen und Männer. Nichts von trockenen Zahlen, sondern einfach nur wohltuend…
Ohne den Revisor geht gar nichts, doch Adrian Müller – links- hatte nichts zu befürchten. Franz Odoni brachte die Mitglieder mit seinem Revisorenbericht immer wieder zum Lachen.
Jahresprogramm 2023
Die Mitglieder dürfen sich wieder auf kulturelle Leckerbissen freuen. Der Vorstand agiert mit einem Gotte-Götti-System. Wer etwas Interessantes, Verblüffendes oder auch Bildendes entdeckt und dies dem Vorstand fürs neue Programm unterbreitet, stellt dies an der HV jeweils auch der Versammlung vor – natürlich immer mit dem «Segen» der übrigen Vorstandsmitglieder.
Thomas Hofstetter machte Lust auf einen Auftritt der Lutz-Brothers mit ihrem Programm «Keep Swinging». Die beiden Brüder Rudolf «Ruedi» und Matthias Lutz sind begnadete Musiker. Rudolf Lutz ist vor allem durch das Projekt «Aufführung des Gesamtwerks von Johann Sebastian Bachs gesamtem Vokalwerk», aber auch durch seine Improvisationskunst weitherum bekanntgeworden. Sein Bruder Matthias ist eher dem Jazz verpflichtet. Der Auftritt am 27. April 2023 in der evangelischen Kirche verspricht Musikgenuss pur. Der Auftritt am 27. April 2023 in der evangelischen Kirche verspricht Musikgenuss pur.
Ellen Schout Grünenfelder stellte gleich zwei vielversprechende Angebote vor. Erstens eine Lesung im Singsaal der Oberstufe am Donnerstag, 1. Juni 2023 unter dem Titel «Anders aufgewachsen, Geschichten über Menschen mit aussergewöhnlichen Erfahrungen». Und am 26. Oktober 2023 wird ein Frauentrio namens «siJamais» zum Nachdenken anregen. Ihr Stück heisst «posthum» und erzählt die Geschichte dreier Damen im Gefängnis, die ihren Tod vortäuschen, um wieder freizukommen. Heimlich verziehen sie sich darauf in ein Chalet in den Alpen. Von dort aus philosophieren sie auf musikalisch-komödiantische Weise über Lebensfragen.
Marlies Gemperle ihrerseits freute sich, ein ganz besonderes Programm über das «Kassettli» als Symbol der Achtzigerjahre und dessen Lebensgefühl vorstellen zu dürfen. Die gebürtige Oberuzwilerin Conny Dierauer-Jahn, bekannt aus verschiedenen Musicals und anderen Gesangsprojekten, wird den Abend vom 21. September 2023 laut Programmblatt in der Alten Gerbi allein «mit einem Loop-Gerät und ihrer Stimme» bestreiten. Alles in allem ein Jahresprogramm voller Höhepunkte, welches man mit dem Eintrittspreis von Fr. 20.00 auch als Nichtmitglied geniessen kann.
Thomas Hofstetter machte Lust auf jazzige Musik der Lutz-Brüder Rudolf und Matthias, Marlies Gemperle auf das „Kassettli“ in der Alten Gerbi…
Ortmuseum
Die Donnerstags-Gesellschaft ist auch Schirmherrin eines ganz besonderen «Kindes», nämlich des Ortsmuseums Oberuzwil, welches im prächtigen Statthalterhaus an der Wilerstrasse viele Schätze aus früherer Zeit beherbergt, alles mit einem Bezug zur Gemeinde. Mehr als 30 Jahre lang hat hier Johannes Gunzenreiner als «Obmann» des Museums-Teams gewirkt. In seinen Abschiedsworten ging er etwas auf die Vorgeschichte dieser Institution ein – und entschuldigte sich gleich zu Beginn für die vermutlich etwas länger dauernden Ausführungen. Man spürte das innere Feuer, welches den Mann all die Jahre für das Ortsmuseum hatte brennen lassen. Nun ist er pensioniert und möchte anderen Aktivitäten den Vorrang geben. An seine Stelle tritt der ehemalige Oberuzwiler Sekundarlehrer Roland Schluchter, auch er geschichtlich interessiert und seit einiger Zeit bereits im Team tätig.
Für die grosse, langjährige Arbeit als Leiter des Ortsmuseums-Teams schenkte Nachfolger Roland Schluchter – links – dem scheidenden Kollegen Johannes Gunzenreiner ein Buch von Bernard Turnheer mit dem passenden Titel «Der Sportreporter und die Philosophen».
Momentan können in einer Wechselausstellung alte Instrumente aus dem Toggenburg, deren Ursprung und Einsatzmöglichkeiten studiert werden. Von Alex Hollenstein aus Bichwil sind zudem Bleistiftzeichnungen von markanten Häusern aus dem Dorf zu sehen. Ein Besuch lohnt sich, das Team freut sich auf interessierte Besucherinnen und Besucher. Der Besuch lohnt sich auch mit Kindern, sind doch im Parterre viele Alltagsgegenstände aus früheren Zeiten zu bewundern. Anschaulicher Geschichtsunterricht kommt immer gut an und verbindet zudem die Generationen… Ortsmuseum – Oberuzwil
Nachtessen
Während früher das Team von «Gourmet-Häfi» jeweils für den kulinarischen Teil gesorgt hatte, kam das Essen diesmal aus der Uzwiler Sonnmatt-Küche. Freundlich und ruhig servierte das Team das Essen. Auch Vegetarier kamen auf ihre Rechnung. Das Trinken wurde von der Clientis-Bank Oberuzwil gesponsert und auch speziell verdankt. Zu den herzerwärmenden Klängen des Duos an Klavier und Trompete genossen die Mitglieder das auf heissen Tellern servierte Essen und tauschten sich dazwischen mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn an den Tischen aus. Noch immer wird das von den Mitgliedern äusserst geschätzt. Solche Versammlungen tragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei.