Überraschendes auch im 191. (Kultur-) Jahr der Donnerstags-Gesellschaft Oberuzwil
Es war bereits die 191. HV der Donnerstags-Gesellschaft Oberuzwil. Das Publikum hat bei der ersten HV allerdings vermutlich völlig anders ausgesehen, war dies doch anfänglich ein reiner Männerverein. Doch in den bald zweihundert Jahren hat sich die Gesellschaft auch für weibliche Interessierte geöffnet. Diesmal war für 126 Personen gedeckt worden. Der Vorstand platzierte sich deshalb auf der Bühne.
Dort sassen auch drei Frauen, welche volkstümliche Akzente setzten. Sie nennen sich 3B, weil all ihre Vornamen mit B anfangen: Blanca Burri, Berty Frey und Brigitte Schuhmacher. Zum Abschluss ihrer mit grossem Applaus bedachten Darbietung luden sie die Anwesenden zum Mitsingen ein.
Festliche Atmosphäre
Schon beim Eintritt in den Kirchgemeindehaussaal stach die festliche Tischdekoration ins Auge. Adrian Müller hatte zusammen mit seiner Frau Elsbeth alles wunderbar passend vorbereitet, wobei er so nebenbei bemerkte: «Ich habe einfach gemacht, was man mir gesagt hat…» Das Ergebnis liess sich jedenfalls sehen. Hübsche Rosensträusse, dazu weiss überzogene Tische und brennende Kerzen – alles war bereit für einen schönen Abend. Mit starkem Applaus wurde dies auch gewürdigt.
Geschäftlicher Teil
Adrian Müller, Co-Präsident der Donnerstags-Gesellschaft Oberuzwil, führte durch den geschäftlichen Teil der Hauptversammlung. Wenn die Donnerstags-Gesellschaft auch bis heute kein rechtlicher Verein ist, so orientiert sich die HV doch an Vereinsgepflogenheiten.
Im Augenblick bilden sechs kulturinteressierte Persönlichkeiten den Vorstand. Diese machen es wie Sportfunktionäre: Immer auf der Suche nach neuen, überraschenden Angeboten für ihre dankbaren Mitglieder. Müller dankte bereits zu Beginn der Versammlung all den fleissigen Helferinnen und Helfern im Hintergrund, ohne die ein solcher Anlass nicht durchführbar wäre. Die Mitgliederliste der Donnerstags-Gesellschaft zählt im Augenblick 295 Personen.
Vergangene Anlässe
Adrian Müller streifte im Rückblick kurz die 2024 angebotenen Anlässe. Am 25. April begeisterte das Duo Goran Kovacevic, Akkordeon, und Nina Ulli unter der Devise «Auf Weltreise mit Akkordeon und Geige» in der evangelischen Kirche mit wunderbaren Klängen. Am 13. Juni zeigte Enrico Lenzin mit einer unglaublichen Anzahl an Rhythmusinstrumenten eine hinreissende Show. Dass man das Thema «Falten» auf humorvolle, fantasievolle Art abhandeln kann, bewies in der Unterkirche am 29. August der Bündner Musikkabarettist Flurin Caviezel. Und schliesslich lockten Elias Bernet und Nicolas Senn 280 Personen zu einem mitreissenden Konzert namens «Hackbrett meets Boogie-Woogie» in die evangelische Kirche. Sogar aus dem Pfarrhaus mussten noch Stühle herbeigeschafft werden.
Eine Win-Win-Situation
Adrian Müller strich in seinen Ausführungen zur Kasse die Vorteile heraus, welche eine Mitgliedschaft mit sich bringt. Für einen Jahresbeitrag von 50 Franken für Einzelpersonen und 80 Franken für Paare gibt es an der HV ein Nachtessen, dazu können alle hochstehenden Angebote gratis besucht werden. Nichtmitglieder können aber ebenfalls profitieren, denn für nur Fr. 20.00 steht das Angebot auch ihnen offen. Eine solche Abmachung nennt man in der Finanzsprache eine «Win-Win-Situation», was so viel bedeutet wie: «Alle Seiten profitieren.
Kasse im Lot
Im Jahr 2024 hat die Donnerstags-Gesellschaft vier hochstehende Anlässe angeboten. Solche Darbietungen kosten verständlicherweise etwas. Ein kleines Minus von knapp 500 Franken kann die Kasse jedoch gut verkraften, liegt doch noch immer ein schönes Polster auf der hohen Kante. Der Vorstand ist aber froh um Gelder, welche ThurKultur und die Max-und Margrit Heer-Stiftung als Sponsoren zur Verfügung stellten.
Das Budget für 2025 wird mit einer ausgeglichenen Bilanz vorgestellt. Kasse und Budget werden beide einstimmig genehmigt.
Letzter Auftritt von Revisor Franz Odoni
17 Jahre lang hat Franz Odoni aus dem Revisionsbericht einen kleinen Kabarett-Auftritt gemacht. Diesmal versprach er, es für das letzte Mal ganz «rüdig seriös» zu machen. Fast gelang ihm dies. Er stellte fest, dass die Verwaltungstätigkeit in bester Ordnung ablaufe, die Kasse bestens geführt und der Vorstand zugunsten der Mitglieder amtiere. Dass für seine Nachfolge jedoch zwei Leute gewählt werden sollten, verführte ihn dann doch zu einer humorvollen Bemerkung. Er sehe schon, dass es jetzt halt zwei Leute für diese grosse Arbeit brauche…
Und etwas habe er noch nicht gesagt, meinte er verschmitzt. In all den Jahren hätte er nie einen Fehler gefunden, so sehr er auch danach gesucht, aber diesmal sei ihm ein Verschreiber aufgefallen, der die Rechnung um 50 Rappen hätte verfälschen können. Wer selbst je solche Zahlenreihen auf dem PC niedergeschrieben hat, weiss jedoch, wie schnell so ein Verschreiber passiert…
Ortsmuseum
Das Ortsmuseum Oberuzwil steht unter der Schirmherrschaft der Donnerstags-Gesellschaft, wenn auch mit eigenständigem Team. Teamleiter Roland Schluchter konnte diesmal leider nicht anwesend sein. An seiner Stelle plauderte Teammitglied Ueli Gubler etwas aus dem Nähkästchen. Man sah und hörte ihm an, wie sehr ihm der Erhalt der Oberuzwiler Ortsgeschichte am Herzen liegt.
Ein Museums-Besuch schärfe auch den Blick für erhaltenswerte Bauten und Naturräume, meinte Gubler. Selbst wenn man das Museum schon einmal besucht habe, könne man doch dank Wechselausstellungen immer wieder Neues entdecken. Auch spannende Führungen werden angeboten. Auf einer solchen Rundtour können selbst in Oberuzwil Aufgewachsene noch neue Zusammenhänge erfahren.
Diesmal werden sechs Oberuzwiler Gewässer in den Mittelpunkt gerückt. Dazu wird die Geschichte der Clientis-Bank Oberuzwil aufgerollt.
Vermehrt kommen Schulklassen oder Ehemaligenklassen ins Museum. Gerade die Jugend interessiert sich oft für das Leben in früheren Zeiten. Neben Roland Schluchter und Ueli Gubler sind auch Hans Peter Hug und neu Ursula Bachofner-Rieche im Team tätig.
Jahresprogramm
Mit Spannung wurde das neue Jahresprogramm erwartet. Für die Anlässe gibt es ein Götti-System.
Am 24. April werde es in der Alten Gerbi kriminell, machte Ellen Schout Grünenfelder Lust auf den Anlass. Das zerstrittene Trio «Si jamais» steckt nach krachender Trennung nämlich in der gleichen Gefängniszelle. Turbulenzen sind vorprogrammiert.
Vorstandsmitglied Tom Hofstetter singt in der a capella Gruppe – StimmBand mit. Sein Chor wird am 19. Juni in der evangelischen Kirche Oberuzwil mit Rock, Pop und Jazz-Liedern auftreten.
Marlies Gemperle ihrerseits schlug den Sandmaler Urs Rudin vor. Dieser Künstler wird am 18. September im Singsaal des OZ Schützengarten mit seinem Programm «Sandphonie» auftreten.
Auch die Jugend bekommt einen Auftritt. Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der Musikschule Oberuzwil-Jonschwil zeigen die Kinder und Jugendlichen im Singsaal der Oberstufe ihre musikalischen Fähigkeiten.
Und als letzten Höhepunkt im Jahresprogramm wird das Kammerorchester St.Gallen am Freitag, 7. November, mit «Le nozze die Figaro» in der evangelischen Kirche auftreten. Mitglieder erinnern sich bestimmt an die interessante Aufführung der Zauberflöte vom November 2022. Hier war Ueli Gubler der Vermittler.
Geselliger Teil
Nach Schluss des geschäftlichen Teils servierten Frauen aus dem Oberuzwiler Frauenverein und ein Service-Team aus dem BZ WOLFGANG ein feines Nachtessen.
Bei Speis und Trank und angeregten Gesprächen verging die Zeit im Nu. Für viele ist dieser Teil ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als der geschäftliche Teil. Da kann man sich austauschen, neue Bekanntschaften knüpfen oder bereits bestehende vertiefen. Diesmal mussten vor der Heimkehr keine Schneemassen vom Autodach gewischt werden wie letztes Jahr…