Weihnachtsliedersingen auf dem Dorfplatz Oberuzwil

Weihnachtsliedersingen auf dem Dorfplatz Oberuzwil

22. Dezember 2019 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Man hatte vorgängig befürchten müssen, dass ein Sturmregen über den Dorfplatz fegen würde, wenigstens verhiessen das die wenig optimistischen Wetterprognosen. Aber dank Föhn wartete der Regen noch, bis die grosse Sängerschar wieder zuhause in der warmen Stube sitzen konnte.

Bereits zum 18. Mal lud die Kulturkommission der Gemeinde zum gemeinsamen Singen von Weihnachtsliedern auf den Dorfplatz Oberuzwil ein. Umsichtig hatten die Verantwortlichen die vorbeiführende Hauptstrasse für die Dauer der Veranstaltung sperren lassen, sodass die grosse Schar Interessierter sich auf eine von Lärm unbehelligte, besinnliche Feier einlassen konnte.

Nicht alle Menschen können zuhause mit ihrer Familie Weihnachtslieder singen. Sei es, weil sie allein leben und darum niemanden zum Mitsingen haben, oder auch deshalb, weil die Nachkommenschaft nicht scharf auf die alten Weihnachtslieder ist. Doch gemeinsam mit ganz vielen andern Menschen aus dem Dorf sieht das wieder ganz anders aus. Im grossen Chor kommt es auch nicht so drauf an, wenn mal ein Ton daneben geht. Und schliesslich kann, wer will, auch einfach zuhören

Der hübsche weihnächtliche Lichterstern, von Karin Angst und ihrer 6. Religionsklasse liebevoll aufgestellt und angezündet, liess sofort Weihnachtsstimmung aufkommen, auch wenn das Tüpfelchen auf dem I, der Schnee, auch dieses Jahr fehlte. „Eine Million Sterne“, ein Projekt der CARITAS, macht auf die Armut in unserem Land aufmerksam und ruft zu einem achtsamen und respektvollen Umgang untereinander auf. Eine Million Sterne

Traditionelle Lieder für Gross und Klein

Das Weihnachtssingen ist zu einem Anlass geworden, bei dem sich viele Familien mit Kindern einfinden. Da können natürlich nicht nur schwerblütige alte Weihnachtsweisen gesungen werden, sondern auch schwungvolle Melodien mit Kindern angepassten Texten. Dabei hat sich das Lied „In der Weihnachtsbäckerei“ als Hit erweisen, immer wieder von Kindern mit Inbrunst gesungen. Aber auch „Fröhliche Weihnacht überall“ – bereits seit 1885 im deutschen Weihnachtsliederschatz nach einer englischen Melodie vorhanden – und das populäre Rentier mit der roten Nase durfte da nicht fehlen. Für die Grossen kamen die Klassiker zum Zug, so „Oh du fröhliche…“,“ Hört der Engel helle Lieder“ und zum Schluss „Stille Nacht, heilige Nacht“, das bekannteste und beliebteste Lied aller Weihnachtslieder, in grosser Andacht gesungen.

Fröhliche Weihnacht überall Text     Lied Fröhliche Weihnacht überall     Rudolf, das Rentier

Nur das Lied „Leise rieselt der Schnee“ wollte nicht so recht zur Kulisse passen, wird aber sehr gerne gesungen und gehört auf jeden Fall ins Repertoire einer Weihnachtsfeier. Begleitet und den Rhythmus vorgegeben hatte auch dieses Jahr eine Bläsergruppe der Musikgesellschaft Bichwil-Oberuzwil. Die Musizierenden bekamen vermutlich auch ohne Schnee kalte Finger beim Spiel auf ihren Instrumenten, denn überall waren Atemwolken zu sehen. Leise rieselt der Schnee

Selbst wer noch nicht lesen kann, freut sich über das schöne Liederblatt und die brennende Kerze…

Gerade die Geschichte, seit mehreren Jahren von Lisbeth Wirth-Da Costa erzählt, wird von den Jüngsten jeweils mit Spannung erwartet. Was passiert denn wohl dieses Jahr wieder so kurz vor Weihnachten? Und wie wird wohl das Gebäck, angepasst an die Geschichte, wohl aussehen – und noch viel wichtiger – schmecken? Es war jedenfalls recht spannend zu sehen, wie schon kleine Kinder plötzlich Richtung Bühne sausten, als die Weihnachtsgeschichte angesagt wurde. Jetzt gab es Action! Und tatsächlich!

1oben: Reto Almer, Präsident der Kulturkommission, begrüsste alle Teilnehmenden und die Mitwirkenden, hier Lisbeth Wirth, die von Mäuslein Ottilie erzählte. Bild unten: Eine derart geheimnisvolle Atmosphäre lässt kleinere Kinder atemlos zuhören.

Rettung der Maus

Lisbeth Wirth liess das Mäuschen Ottilie in die Weihnachtsstube huschen. So ein Hausmäuschen findet ja immer etwas zum Knabbern, aber gerade zur Weihnachtszeit kann die Mahlzeit ja auch etwas üppiger ausfallen. Doch erst wird sein Ausguck durch einen Christbaum abgedeckt. Was diese Menschen machen, das ist ja schon komisch! Hängen die doch allerlei Glitzerzeug und rote Kugeln – oder sind es gar Äpfel? – an diesen Baum, stecken Lichter auf und lassen dann alles so stehen. Und so möchte das Mäuslein auch wissen, was es mit der roten Kugel am Baum so auf sich hat. Doch leider lässt sich diese nicht essen. Zum Glück gibt es im Keller genügend Apfel! Doch das grosse Fressen macht müde. Und so verschläft das Mäuschen Weihnachten in einer grossen Schachtel.

Dummerweise entdecken das die Erwachsenen in diesem Haus. Sie wollen am andern Tag eine Falle aufstellen. Doch das Mädchen der Familie steht mitten in der Heiligen Nacht auf, entdeckt das Mäuschen hinter der roten Kugel, lässt es in eine Schachtel plumpsen. In seinem Zimmer stellt es diese genau vor eine Bodenritze. Und als das Kind am Morgen nachschaut, ist das Mäuschen bereits auf und davon. Ende gut, alles gut!

Als Belohnung fürs stille Zuhören bekam jedes Kind danach eine Teigmaus, in die von vielen sofort genüsslich hineingebissen wurde.

Erfunden hat die Geschichte Andrea Schober. Sie kann hier auch nachgelesen werden. Eine Maus sieht Rot

Weihnachtsgedichte gehören dazu.

Diesmal rezitierte Susanne Gregorin-Meile, eine ehemalige „Niederglättlerin“ vom Städeli, welche heute als Oberstufenlehrerin in Mosnang arbeitet, Weihnachtsgedichte ganz unterschiedlicher Ausprägung. „Merry Christmas“, von Udo Jürgens getextet und vertont, erzählt in einem Mix zwischen Deutsch und Englisch – Hauptsache, es reimt sich immer! – über den Stress vor Weihnachten und wie da die unterschiedlichsten Unglückfälle passieren können. Merry Christmas – Udo Jürgens In einem andern Gedicht kamen Gedanken zum Schenken zum Zug. Brunhilde Schuckart , die Autorin, meint zu all der Hetzerei, weil man noch Geschenke kaufen sollte, aber unschlüssig ist, was genau: „ Die Weihnachtstage schnell verrauschen. Und dann beginnt das grosse Tauschen!“

Rolf Kreuzer hat sich dagegen unter dem Titel „Wann fängt Weihnachten an?“ tiefsinnige Gedanken gemacht.

Wann fängt Weihnachten an – von Rolf Krenzer

Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,

wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,

wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,

wenn der Laute mal bei dem Stummen verweilt,

und begreift, was der Stumme ihm sagen will,

wenn der Leise laut wird und der Laute still,

wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos

das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,

wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht,

Geborgenheit, helles Leben verspricht,

und du zögerst nicht, sondern du gehst,

so wie du bist, darauf zu,

dann, ja dann fängt Weihnachten an.

Nach dem Verklingen von „Stille Nacht, heilige Nacht“ gab es die Möglichkeit, bei Glühwein oder heissem Punsch und feinen Weihnachtsguetzli noch etwas zu verweilen, bevor der Verkehr wieder über die Hauptstrasse rauschte und die andächtige Stimmung verblasste. Doch die Veranstaltung hat bestimmt etwas weihnächtliche Gefühle aufkommen lassen. Es wäre schön, wenn dieser versöhnliche Geist auch über Weihnachten hinaus Bestand haben könnte…

Mitglieder der Kulturkommission und ihre Partner sind bei solchen Anlässen immer im Einsatz. Bild unten: Vor dem Gemeindehaus flatterten zum vermutlich letzten Mal die Flaggen des 1200-Jahr-Jubiläums.