Weniger Egli – oder mehr Weniger?

Weniger Egli – oder mehr Weniger?

13. September 2020 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Einmal mehr bot das Programm der Oberuzwiler Donnerstags-Gesellschaft einen Abend mit wunderbarer Unterhaltung an. Mit „Weniger Egli – Alles aber besser“ – vermutlich ganz bewusst ohne Komma nach dem „aber“ – waren die beiden Richter, Musikfans, Rock’n’Roller und Geschichtenerzähler Daniel Weniger und Wolfgang Egli in der Alten Gerbi in Oberuzwil zu Gast. Der Anlassgötti und Begrüssungsmann René Baer hatte in seinen einleitenden Worten wahrlich nicht zu viel versprochen. Es wurde ein richtig unterhaltsamer Abend, der alle Sorgen und Nöte – sofern vorhanden – auf spannende, witzige und musikalisch mitreissende Art vergessen liess.

René Baer, Götti des Abends, versprach gute Unterhaltung.

Wortspielereien

Schon die beiden Familiennamen bieten allerhand an Wortspielen an. Heisst jetzt „Weniger Egli“, dass Weniger mehr ist als Egli? Könnte es nicht genau so gut heissen: „Weniger Egli – dafür mehr Weniger?“, was allerdings für Egli etwas gar herabwürdigend wäre? Und hat nicht Weniger mehr Haare als Egli? Diese Fragen beantwortete das äusserst gutgelaunte Duo schnell selber. Schliesslich haben die beiden Männer schon ihre ganze Jugend mehr oder weniger zusammen verbracht. Man könnte ihr jetziges Programm – ihr zweites – auch als eine Art Biografie zweier Richter bezeichnen, die immer wieder zwischen ernsthafter Berufsausübung und lausbubenhaften Bühnenauftritten hin- und herpendeln. Ist nicht das Strafgericht oft auch eine Bühne, ja manchmal gar ein Theater? Weniger-Egli

Herrliche Plauderer

Es war wirklich keine einzige Sekunde langweilig. Man erfuhr allerlei aus dem Leben der zwei Männer, die im gleichen Quartier aufgewachsen, in die gleichen Schulen gegangen, den gleichen Beruf ergriffen und erst noch zusammen ein Haus – laut ihrer Aussage eine Bruchbude – in Flawil gekauft haben. Dort wohnen sie mit ihren Familien. Die Schilderung des Gartens – welcher den Ausschlag zum Kauf gab – geriet zu einer Art Parkbeschreibung, bis man sich fast im Palastgarten der Queen wähnte. Auch sonst kam so manche lustige, ja gar skurrile Episode zur Sprache. Weniger Egli bei Aeschbacher

Reise durch die Dialekte

Mit dem Lied vom Papagei erlebte das Publikum eine Reise durch die Schweizer Dialekte. Schmunzelnd sangen sie davon, dass sie ganz froh seien, in einem derart „grüsigen Dialekt“ zu singen, weil dieser halt so richtig „brutaal“ sei… Doch wer hat überhaupt diese Hitparade der Schweizer Dialekte erstellt? Laut Impressum des Begleitbüchleins hat Wolfgang Egli sowohl Texte wie auch Musik verfasst und gestaltet, unterstützt von Paul Steinmann als Regisseur und natürlich mit Daniel Weniger als Stichwortgeber und hingebungsvoller Gitarrist und Pianospieler. Und dank Tontechniker Roland Fischer klang es auch im nicht unbedingt als Konzertlokal konzipierten Gerbi-Saal absolut ausgewogen.

Einbezug des Publikums

Damit das Publikum auch bei einzelnen Musikstücken ohne Probleme mitsingen konnte, lag auf allen Corona-konform aufgestellten Stühlen ein kleines Textbüechli in sattgelber Farbe. Wer es aufschlug, staunte nicht schlecht. Auch an Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung hatten die beiden Herren gedacht. Da stand in fetter, sehr grosser Schrift beispielsweise *aaaaa* oder auch *mmmmm* – und das über die ganze Seite. Aber auch anspruchsvoller Texte wie

ä

Wompa

beluba

palom

bamm

bumm

oder *Jolijoli*… kamen im Büchlein vor. Das Publikum war angehalten, diese Refrains doch mitzusingen. Schon bei den ersten Akkorden von Tutti Frutti – von Little Richard geschrieben und von Elvis Presley weltberühmt gemacht – wurden die beiden Unterhalter denn auch lautstark aus dem begeistert mitgehenden Publikum unterstützt. Weniger Egli hatte den Refraintext zum Glück etwas vereinfacht… Elvis Presley Tutti Frutti

Auch die Beach-Boys bekamen ihren Auftritt mit dem Surferlied par excellence. The Beach Boys Surfin‘ in USA

Selbstverständlich durften auch Beatles-Titel nicht fehlen, etwa „She loves you yeah, yeah, yeah“ oder „Hey Jude“, immer unterstützt vom Refrain-singenden Publikum. „Missis Robinson“ von Simon and Garfunkel schien dem Publikum ebenfalls geläufig zu sein.

Beginn der Musikerlaufbahn

Weniger beschrieb, wie er mit 15 Jahren seine Mutter bestürmt habe, er wolle endlich eine Gitarre haben. Und Egli erstand einen Orgelbausatz, der mit Wenigers Hilfe zusammengesetzt und vor allem zusammengelötet wurde. Leider fanden die Zwei beim Soundcheck heraus, dass nur die Fis-Pfeife einen Ton herausbrachte, was teure Reparaturen mit sich brachte. Ihre erste Band – zusammen mit den Brüdern Rolf und Urs Gerber – hiess PIRANHAS und hatte ihren allerersten Auftritt im Pfarreiheim Flawil. Sie spielten Unterhaltungsmusik, Tango und natürlich die damals angesagten Schmachtfetzen wie „Tanze mit mir in den Himmel“ oder „Je t’aime, moi non plus“ von Jane Birkin und Serge Gainsbourg Je t’aime…, in der Gerbi voller Inbrunst von Weniger gesungen und vom Publikum mitgestöhnt. Irgendwann wechselte der Bandname dann zu DANCE WITH CASTLE, THE BAND FOR YOUNG PEOPLE.

Nachdenkliche Töne

Es klangen auch nachdenkliche Töne an. Da hiess es beispielsweise: „Zum Glück wächst die Erde mit!“, dies in Anspielung auf die Warnungen des CLUB OF ROME mit seinem 1972 veröffentlichen Bestseller DIE GRENZEN DES WACHSTUMS. Weniger-Eglis Erkenntnis heute: Das Wirtschaftswachstum fasst wieder Tritt! Auch das Lied von Haus und Garten und der Invasion der Ameisen, die noch immer mehr wollen, selbst wenn sie schon mehr als genug haben, schlug eine Brücke zum Verhalten vieler heutiger Menschen. Auch der Tod wurde thematisiert, Fragen, was nach dem Ableben passiert. Und seit diesem Abend wissen alle, die den Abend in der Alten Gerbi besucht haben, dass Widersprüchlichkeit einfach zum Leben gehört, Weniger Egli haben es auf unnachahmliche Weise erklärt.

Lust und Leidenschaft

Nicht ganz alles in diesem Programm war wirklich jugendfrei. Doch schon in der Ankündigung war ja von „Liebe, Lust und Sex“ die Rede gewesen, als kleine Vorwarnung, um etwaigen Schockerlebnissen vorzubeugen. Weniger Egli Orgasmus Die Zwei philosophierten genüsslich über schmutzige Fantasien, die bei jedem Berg frauliche Formen ausmachen. Oder sie erzählten von ihrem etwas älteren Kollegen Hampi, der bei einer Autofahrt mit seiner Freundin hinten drin derart geschmust habe, dass die beiden noch heute bei jedem schlabbernden Hund an diesen jungen Mann und dessen Liebesgehabe denken müssen. Gemein war allerdings, wie sie den jungen Mann aus Rache mit dem Gerücht, seine Freundin sei schwanger, zünftig in Nöte brachten, es dann aber doch nicht vermochten, ihn in diesem Glauben zu lassen und ihm deshalb die „Fake-News“ beichteten.  

Zugaben

Mit dem Lied REHWALD aus ihrem ersten Programm beschenkten sie das Publikum mit einer ersten Zugabe. Rehwald I’M JUST A POOR BOY beschloss den vergnüglichen Abend. Es kann gut sein, dass nach diesem Auftritt in manchen Stuben noch nach den ersten LPs aus der Jugendzeit gesucht wurde – sofern noch vorhanden, samt Plattenspieler – , um mal wieder in diesen Zeiten zu schwelgen. Das nennt man nachhaltige Unterhaltung!

Vorstandsmitglied René Baer überreichte am Schluss feine Pflastersteine aus Oberuzwil.

Hier geht es zum Bericht über das erste Programm von WENIGER EGLI vom März 2016 im Kino Uzwil. Kultur im Kino City – Mehr, nicht weniger Egli

Der nächste Anlass der Donnerstags-Gesellschaft findet am Donnerstag, 29. Oktober 2020, 20:00 Uhr im  Evang. Kirchgemeindehaus Oberuzwil statt. Corrado Filipponi: „Namibia – traumhaftes Afrika“