Wir sagen euch an den lieben Advent

Wir sagen euch an den lieben Advent

3. Dezember 2019 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Genau dies taten verschiedene Kinder der Musikschule Thurland am ersten Adventssonntag 2019. Dabei durfte die Zuhörerschaft den Klang von Gitarren, Block –und Panflöten, Klavier und Saxofon hören. Das sehr abwechslungsreich gestaltete Programm gab auch Kindern, die ihr Instrument noch nicht lange spielen, die Gelegenheit, öffentlich aufzutreten. Es ist immer wieder erstaunlich, zu hören, was Kinder musikalisch schon draufhaben. Wobei es auch bei diesem Musikschulkonzert augenfällig war: Musikunterricht ist bei den Mädchen beliebter als bei den Buben. Es kann natürlich auch sein, dass Buben einfach lieber andere Instrumente, so beispielsweise E-Bass oder Schlagzeug spielen…

Musikschulleiter Martin Lorber begrüsste das Publikum und war während des Konzerts mit andern Musiklehrkräften um die „Schichtwechsel“ besorgt.

In einer Kirche zu spielen kann im Dezember tückisch sein. Gerade auf der Gitarre bekommt man bald einmal kalte Finger. Und das Instrument verstimmt sich bei diesen Temperaturen auch ziemlich schnell. Doch die Akustik einer Kirche, wie sie die St.Michaelskirche Niederbüren bietet, wiegt diese kleine Einschränkung bei Weitem auf.

Nervosität gehört dazu

Vor Beginn des Konzerts rannten ein paar Mädchen vor dem Kircheneingang herum, kreischten und versuchten wohl so, ihre Nervosität vor dem grossen Auftritt etwas zu dämpfen. Leicht ist es ja auch nicht, vor der Verwandtschaft und vor allem vor den Schulgspänli das Geübte möglichst fehlerfrei vorzutragen. Doch in der Kirche ging dann alles ganz gesittet vonstatten. Und sollte mal ein Ton daneben gehen, konnte man ja immer noch einmal anfangen. Schliesslich ist noch kein Meister – auch keine Meisterin – vom Himmel gefallen. Es ist wie überall im Leben: „Von nichts kommt nichts.“ Üben gehört nun einfach einmal dazu, wenn man es auf einem Instrument auf einen grünen Zweig bringen möchte. Und Spielen im einer Gruppe erhöht zudem die Sozialkompetenz, denn da ist es unerlässlich, aufeinander zu hören. Musikschule Thurland

Instrumentenblöcke

Die verschiedenen Instrumente wurden je in einem Block zusammengefasst. Dank einem Programmblatt konnten die Titel der Kompositionen jederzeit nachgelesen werden. Den Anfang machte ein Knabe auf dem Saxofon. Zusammen mit dem Keyboard als Begleitinstrument füllte das Stück THE BLUE BELLS OF SCOTLAND den Kirchenraum. Danach konnte er die Darbietungen der anderen Kinder ganz entspannt geniessen.

Wer weiss, vielleicht spielt dieser junge Mann ja einmal in einer Bigband? Am Klavier sein Musiklehrer Robert Buza.

Musiklehrerin Ruth Bürge hatte mit ihren Gitarrenschülerinnen – wirklich lauter Mädchen… – fünf kurze Stücke einstudiert. Waren es zu Anfang noch sechs Musikschülerinnen, verringerte sich ihre Anzahl mit den erhöhten Anforderungen stetig, bis beim letzten Stück nur noch ein einziges Mädchen mit der Musiklehrerin im Duett spielte. Hier hatte jedes Instrument eine eigene Stimme, so dass man jeden Ton hören konnte. Teilweise sangen die Mädchen auch zur eigenen Begleitung, was den Schwierigkeitsgrad nicht unerheblich erhöhte. „Eternal Flame“, einen der Hits der Popgruppe THE BANGLES, meisterten die Mädchen gar auf Englisch. Und weil man erst ab der dritten Klasse Englisch lernen kann, waren da auch nur die Grösseren dabei. Eternal Flame

Musiklehrerin Ruth Bürge begleitete ihre Schülerinnen vom Stimmen der Instrumente bis hin zum Beruhigen der Nervosität und war zudem in allen fünf vorgetragenen Stücken einfühlsame Begleiterin auf ihrer klassischen Gitarre.

Panflöten

Die Panflötengruppe – drei Mädchen, ein Bub und die Musiklehrerin Daria Brändle – wurde von Ruth Bürge an der Gitarre begleitet. Mühelos schlang sich die Melodie bis zum Kirchendach. Kein Wunder, ist dieses Instrument mit seinem eigentümlich luftigen Klang so beliebt. Der Panflötenvirtuose aus Rumänien, Gheorge Zamfir (*1941) hat das Instrument bei uns bekannt gemacht. „Tochter Zion, freue dich“ eignet sich mit seinen jubilierenden Passagen ganz besonders für dieses schöne Instrument. Und „Le légende du dieu Pan“ erinnerte an die Legende des Hirtengottes Pan, welcher aus Enttäuschung aus einem verzauberten Schilfrohr – in welches eine andere Gottheit seine angebetete, ihn aber nicht erhörende Syrinx verwandelt hatte – eine Panflöte schnitt. Vielleicht schwingt auch deshalb immer ein wenig Sehnsucht in Panflötenklängen mit, wer weiss?

Wer Panflötenmusik liebt, kann hier in solchen Melodien schwelgen. Panflötenklänge

Panflötenklänge mit Musiklehrerin Daria Brändle und begleitet von Gitarrenlehrerin Ruth Bürge.

In vielen Haushalten wird im Advent und vor allem an Weihnachten die Blockflöte hervorgeholt. Ihr Klang gehört einfach zum Advent. Drei Mädchen zeigten hier zusammen mit ihrer Lehrerin ihr Können. Fast musste man fürchten, dass sich die Instrumente in der Zwischenzeit bereits wieder verstimmt hätten. Anfänglich recht zurückhaltend und mit grosser Ernsthaftigkeit musizierend, wurde ihr Spiel immer bestimmter und raumfüllender und endete in einem klaren Schlusston. Sie trugen drei bekannte Advents- und Weihnachtsweisen vor.

Gehören einfach zu Weihnachten, die Blockflöten. Auf dem Bild: Drei mutige Mädchen mit ihrer Musiklehrerin Renata Städler

Etwas für alle

Klavierunterricht scheint beliebt zu sein, gab es auf diesem Instrument – in der Kirche war dies ein Keyboard, denn so konnte man ein verstimmtes Instrument umgehen – doch sechs verschiedene Vortragende. So ganz infach ist es ja nicht, mit zwei Händen gleichzeitig unterschiedliche Griffe zu finden sowie – ebenfalls gleichzeitig – bis zu vier Noten auf einmal ablesen und dazu auch noch spielen zu können. Man muss zwar den Klang nicht selber machen, aber man ist auch schnell daneben. „Jingle Bells“ erklangen da, aber „Was soll das bedeuten“ und andere bekannte Weisen.

Etwas „moralische“ Unterstützung kann die Nervosität dämpfen – hier mit Musiklehrerin und Pianistin Immin Chung Poser.

Umrahmt wurde das gut fünfundvierzigminütige Konzert mit zwei Liedern, die auch vom Publikum mitgesungen wurden. Dr. Immin Chung Poser, Klavierlehrerin an der Musikschule Thurland, und selber weltweit auftretende Pianistin, spielte dazu die Orgel. „Wir sagen euch an den lieben Advent“ hiess es zum Eingang. Und mit „Leise rieselt der Schnee“ endete das Konzert. Es war eine ruhige, berührende Einstimmung in den diesjährigen Advent.

Danach traf sich, wer mochte, zu einem Schwatz bei einem heissen Punsch draussen. Auf dem Vorplatz leuchteten dazu unzählige Lichter am schöngewachsenen Christbaum.