Wunderbar geschaffen! – Kia Orana – «Ich wünsche dir ein gutes und langes Leben»

Wunderbar geschaffen! – Kia Orana – «Ich wünsche dir ein gutes und langes Leben»

12. März 2025 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Das ist das Motto des diesjährigen Weltgebetstages. Frauen von den Cook-Inseln im Südpazifik haben dazu die Liturgie geschaffen. Seit 1887 gibt es diesen Tag, ursprünglich von Amerikanerinnen gegründet und unterdessen als weltumspannende ökumenische Feier immer am ersten Freitag im März angelegt. Ursprünglich hiess diese Feier «Weltgebetstag der Frauen», unterdessen sind aber alle eingeladen. Und doch fühlen sich weiterhin vor allem Frauen angesprochen. Es geht dabei vor allem ein Miteinander, um Frauenrechte, um Frauengesundheit und Bildung. Grundlage für die diesjährige Liturgie war der Psalm 139.

Verantwortlich für die Feier waren dieses Jahr Carmen Baier von katholischer sowie Ellen Schout Grünenfelder von evangelischer Seite her. Aus Tüchern hatte das vorbereitende Team eine Art Insellandschaft mit farbigen Tüchern geschaffen. Dabei fiel vor allem das grosse blaue Tuch auf, welches den riesigen Ozean rund um die Cook-Inseln symbolisierte.

Mit dem Gruss «Kia Orana» wurden die rund dreissig mitfeiernden Frauen begrüsst. Dies bedeutet: «Ich wünsche dir, dass du lange und gut lebst, dass du leuchtest wie die Sonne und dass du mit den Wellen tanzt.» Erst durften die Feiernden aber die unbekannte Welt dieser Inseln kennenlernen.

Geografische Lage

Die fünfzehn Cook-Inseln liegen mitten im Pazifischen Ozean. Es gibt sieben Nordinsel-Atolle, bestehend aus Ringen von winzigen Korallen-Inseln. Diese sind eher schwer zugänglich und nur von ungefähr 1’000 Menschen bewohnt. Ihre türkisblaue Lagune ist weltberühmt. Hier werden auch die beehrten schwarzen Perlen gezüchtet.

Diese Atolle sind ganz besonders vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht, weil sie recht flach sind. Auf den neun Südinseln aus grösstenteils vulkanischem Untergrund leben dagegen knapp 14’000 Menschen. Doch auch in Australien – rund 20’000und in Neuseeland – hier sogar um 80’000 – leben Menschen dieser Volksgruppe.

Frauenstimmrecht

Bereits 1893 bekamen Frauen – und Maori – in Neuseeland das allgemeine Wahlrecht. Auf Wikipedia kann nachgelesen werden, wie stolz die Frauen von Rarotonga – der grössten Cook-Insel -darauf sind, dass sie als erste Frauen weltweit wählen durften. Die Liturgie der Frauen aus verschiedenen christlichen Gemeinschaften zeugt von einer positiven Weltsicht.

Im Laufe der Jahrhunderte kamen immer wieder verschiedene Missionare auf die Inseln und verkündeten ihre Sicht des Evangeliums. Es gibt deshalb auf diesem kleinen Stück Welt eine grosse Anzahl verschiedener Glaubensansichten. Doch die Liturgie des diesjährigen Weltgebetstags deutet auf ein gemeinsames Verfassen hin.

Das Wappen symbolisiert die 15 Inseln, dazu wichtige Schätze der Inseln. Besiedelt wurden diese durch Polynesier, welche vor ca. 1’200 Jahren mit einer Art Katamaran – Vakas genannt – den Pazifik durchfuhren und dabei diese Inseln entdeckten. Die Inseln gehören heute zu Neuseeland und damit zum Commonwealth mit heute 56 Mitgliedstaaten.

Unvergleichlich reiche Natur

Auf den Inseln wachsen Papaya, Mango, Melonen sowie Bananen- und Kokospalmen. Auch Orangen sowie Tomaten, Peperoni und Zucchini, aber auch Ananas gedeihen in diesem tropischen Klima. Der Fischfang macht ungefähr 50 % der Exporte aus. Der Boden ist fruchtbar, auch ein reicher Blütenflor überzieht die meisten der Inseln.

Bedrohung durch Abbau von Bodenschätzen

Doch nun hat man entdeckt, dass es auf dem Meeresboden im Pazifik grosse Vorkommen von Manganknollen – erzhaltige Mineralien – gibt. Dieses Material wird für die Stahlherstellung und in Batterien verarbeitet. Mit grossen Unterwasserbagger möchte man den Seeboden durchpflügen und diese Knollen ernten. Dass dabei alles rundherum kaputt geht, nimmt man in Kauf. Allerdings ist es nicht so leicht, hier abzubauen, muss man doch 4’000 bis 6’000 m unter Wasser arbeiten. Der Abbau ist darum auch äusserst umstritten.

Wunderbar geschaffen

Drei Geschichten von Frauen aus diesem Inselreich gaben einen kleinen Einblick in den Alltag von Frauen in diesem Teil der Welt . So bekam die 15-jährige Mii Panik, als Corona ihre Insel erreichte. Doch dann entdeckte sie die Kraft des Gebetes, die sie ruhig werden liess und ihr bis heute Kraft gibt. Im Psalm 139 gibt es dazu viele stärkende Verse. Vainiu, die zweite Frau, berichtete davon, wie sehr man ihr und all ihren Nächsten ihre reiche Volkskultur austreiben wollte. So durften sie beispielsweise nicht mit den wunderschönen Blumengestecken auf den Köpfen in eine Kirche kommen, wohl aber mit viel voluminöseren Hüten. Ihr Motto: «Gott ist mit uns.» In der Schule war es bei Strafe verboten, ihre Muttersprache Maori, zu verwenden – selbst in den Pausen! – und die überlieferten Bräuche zu pflegen. Man wertete alle überlieferten Kenntnisse ab, Englisch war das Mass aller Dinge. Dem gab jedoch die Grossmutter Gegensteuer, welche dem jungen Mädchen all ihr Wissen über den Lebensmittelanbau oder auch die maorische Sprache weitergab.

Segensreiche Ärztin

Als dritte Frau berichtete die Ärztin Dawn aus ihrem Leben. Auf den Cook-Inseln wird sie liebevoll «Doktor Dawn» genannt. Sie war die erste Frau aus dieser Inselwelt, welche Medizin studieren konnte. Es sei das Schwerste in ihrem Leben gewesen, erzählt die Frau, aber auch das Schönste und Beste, was sie habe erreichen können. Sie baute eine wirkungsvolle Kinderheilkundestation auf. In enger Zusammenarbeit mit der Kinderklinik Auckland in Neuseeland hat sich die Gesundheit der Kinder stark verbessert. Seit 1995 ist hier keine Frau mehr während der Schwangerschaft oder der Geburt gestorben, dies als einzige unter all den pazifischen Inselstaaten. Sie ist überzeugt, dass Gott ihr dafür alle nötigen Voraussetzungen geschenkt hat, damit sie diesen segensreichen Dienst ausüben darf.

Zu Herzen gehende Musik

Musikalisch begleitete Pianistin Immin Chung Poser mit teils äusserst meditativen Klängen den Anlass. Sie begleitete während der Feier zudem die sehr stimmig ausgewählten Lieder. «Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht», «Gott gab uns Atem», «Da berühren sich Himmel und Erde» und das Lied «Der Tag mein Gott ist nun vergangen…» die eigentliche Weltgebetstags-Hymne, wurden mit viel Freude gemeinsam gesungen.

Viel Dankbarkeit und Sorge für die Welt in den Fürbitten

In den Fürbitten kam diese Dankbarkeit immer wieder zum Ausdruck. Gott hat die Erde und die darin wohnenden Lebewesen und Pflanzen wunderbar geschaffen. Es wurde für verantwortungsvolle Persönlichkeiten in Führungspositionen gebetet, die Verbundenheit mit allen Menschen auf der Welt verdankt.

Kollekte

So leicht war es für die Verantwortlichen des diesjährigen Weltgebetstags gar nicht, ein geeignetes Projekt für eine Kollekte zu finden. Schliesslich einigte man sich darauf, die Begleitung von schwangeren Frauen mit einem finan­ziellen Zustupf zu verbessern. Zudem sollen die Traditionen der Maori-Kultur damit gestützt werden. Hier steht besonders auch die reiche Quilt-Kultur auf diesen Inseln im Zentrum. Hier kann mehr über diese faszinierende Textiltechnik erfahren werden. Ein Problem der Menschen auf diesen Inseln ist unterdessen auch das Thema Fettleibigkeit.

Geselligkeit bei karibischen Genüssen

Danach gab es Zeit, sich bei herrlichem Cook-Insel-Gebäck aus den Backöfen des Vorbereitungsteams zu stärken und das Gehörte miteinander zu diskutieren. Schliesslich hatte die Liturgie aus einem bis anhin völlig unbekannten Land doch viele Impulse für das persönliche Leben gegeben.