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Zwei interessante Wechselausstellungen im Ortsmuseum Oberuzwil
Immer wieder gestaltet das Team des Ortsmuseums Oberuzwil, welches unter der Schirmherrschaft der Donnerstagsgesellschaft Oberuzwil steht, interessante Wechselausstellungen mit einem Bezug zur Gemeinde. Zum Team gehören Teamleiter Roland Schluchter, Ueli Gubler, Hans Peter Hug und seit vergangenem Frühling auch Ursula Bachofner-Rieche.
Sechs unterschiedliche Weiher auf Gemeindegebiet
Diesmal sind die sechs Weiher im Gemeindegebiet Teil der jetzigen Ausstellung. Den meisten ist bestimmt der idyllische Bettenauer Weiher bekannt. Er gilt als DAS Naherholungsgebiet der Gemeinde Oberuzwil. Eine vielfältige Wasservogelwelt kann hier beobachtet werden. An verschiedenen Stellen stehen einladende Bänkli und laden zu einem Blick auf den Weiher ein. Beim Eingang zeigen Schautafeln auf, was beim Spaziergang um den Weiher alles sonst noch zu entdecken ist. Der Priester – bei uns vor allem aber als Dichter bekannte – Heinrich Federer beschrieb Schlittschuhfreuden auf dem «Betti», welche es sogar in ein früheres Lesebuch für die 4. Klasse schaffte.
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Fische für die Geistlichkeit
Wer hat allerdings schon je vom Rindaler Weiher gehört? Dieser heute verschwundene Weiher im Gebiet Oberrindal (Gemeinde Jonschwil) und Ramsau (Gemeinde Oberuzwil) war früher ein Fischteich für das Kloster St.Gallen. Die grossen Fische bekam Abt Ulrich Rösch und Gefolge in Wil, die kleinen dagegen wurden der Rindaler Bevölkerung verschenkt. Klar war jedoch, dass es für diese strengstens verboten war, sich an den Karpfen, Hechten und Schnepfenfischen im Weiher zu vergreifen.
Projekte für die Öffentlichkeit
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Ein besonderes Augenmerk legte das Ausstellungsteam auf zwei Weiher. Mit einem aussagekräftigen Plan wird die ökologische Aufwertung des Sägeweihers sichtbar gemacht. Er ist seit 2005 im Besitz der Gemeinde Oberuzwil. Gerade wird ein Spazierweg auf dem Gebiet der Oberstufe Schützengarten bis hin zur Ghürststrasse angelegt.
Drei Brücken werden einen ungehinderten Gang rund um den Weiher ermöglichen. In der Wiler Zeitung vom 12. Februar 2025 auf Seite 23 heisst es, dass die Bauarbeiten bis im kommenden Frühling abgeschlossen sein sollen.
Der Heerweiher an der Wiesentalstrasse soll zusammen mit dem angrenzenden Ottikerpark in ein Gesamtkonzept für eine Begegnungszone eingebunden, die Vision einer «grünen Lunge im Dorfzentrum» längerfristig verwirklicht werden. Viel Wissenswertes zu diesen Gewässern kann in der aktuellen Ausstellung erfahren werden.
Weiher als Stromlieferanten
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Der Glattmüliweiher auf der Grenze Niederglatt-Oberbüren – der Weiher liegt auf Oberbürer Boden, das Gebäude auf dem Gebiet von Niederglatt – hat eine erstaunliche Geschichte. Um den Weiher herum liegt ein 66 m2 grosser Naturschutzgürtel. Der Weiher selbst umfasst 12’500 m2 Fläche. Hier wird seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein kleines Wasserkraftwerk betrieben. Die Gestalter der Ausstellung gruben dazu interessante Fakten aus.
So besuchte ein Gossauer Müller namens Hermann Klingler 1891 die Weltausstellung in Frankfurt und stiess da auf die Vorteile der eben entdeckten elektrischen Energie. Kaum war er wieder zuhause, kaufte er sich die Nutzungsrechte am Wasser des Glattmüliweihers und liess dort ein Kleinkraftwerk erbauen. Und so konnte die verblüffte Gossauer Bevölkerung am Chlausmarkt 1893 elektrische Strassenlampen bestaunen, dies noch vor der Stadt St.Gallen! Die Konzession läuft bis ins Jahr 2044 weiter. Der Betrieb braucht nur wenig Unterhalt. Das Werk liefert Strom für gegen 200 Haushalte. Der Weiher steht heute unter Naturschutz. Hier findet man nebst anderen seltenen Tierarten die besonders bedrohte Geburtshelferkröte, auch «Glögglifrosch» genannt.
Stolzenbergweiher
Tief ist dieser Weiher nun nicht unbedingt, an seiner tiefsten Stelle misst man gerade mal 6 Meter. Erbaut wurde er 1884 auf die Initiative von Bauherr Adolf Bühler. Auch hier stand die technische Nutzung im Vordergrund. Erst diente eine Turbine seiner Firma, später wurde die Energie als Kühlung für Kompressoren und als Toilettenspülwasser verwendet. Heute gehört das idyllische Gewässer der Firma Uze AG der Familie Bühler. Betreut wird es vom Fischereiverein Stolzenberg.
150 Jahre Clientis Bank AG
In einem weiteren Raum des ehemaligen Statthalterhauses wird zum 150. Jubiläum der Clientis Bank Oberuzwil AG deren Geschichte aufgezeigt. Seit dem 13. August 2024 ist diese im Feiermodus. Am 13. August 1874 wurde die Ersparnisanstalt Oberuzwil von 32 Mitgliedern der Donnerstagsgesellschaft gegründet, welche gemeinsam 50’000.00 Franken als Gründungskapital zusammenlegten. Die Bank entwickelte sich in all den Jahren gut und trug zum Wachstum der Gemeinde bei.
Aus den Anfängen der Bank…
Die Ausstellung zeigt die verschiedenen Entwicklungsschritte vom anfänglich kleinen Geldinstitut bis zur heutigen prosperierenden Bank. So kann beispielsweise die erste Kasse der damaligen Ersparnisanstalt bestaunt werden, eine einfache Blechkiste mit einem herzigen Schlüsselchen. Vor der Gründung der Bank hortete man sein Geld zuhause, versteckt unter der Matratze, im Sparstrumpf oder in einem anderen «klugen» Versteck. Heute braucht es für den Geldverkehr gesicherte Safes und Bankomaten. Ehemalige Banknoten in Grossformat in einem Schaukasten, von der Bank zur Verfügung gestellt, wecken Erinnerungen an früher. Man brauchte damals ein grosses Portemonnaie oder noch besser eine Brieftasche, um diese riesigen Scheine auch anständig zu versorgen. Damals kam es eben auch noch niemandem – wie manchen Zeitgenossen heute – in den Sinn, Geldscheine einfach zerknüllt in den Hosensack zu stecken.
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Fein säuberlich nachgetragene Kassabücher und Protokolle sind ebenfalls ausgestellt. Hier staunt man über die sehr regelmässige Schrift und die sehr gut leserlichen Zahlen, alles mit Stahlfedern niedergeschrieben. Wer schon etwas älter ist, erinnert sich bestimmt an lästige «Tolggen» in den Heften beim Schreiben mit diesen Schreibgeräten. Der Weg der Feder vom Tintenfass hin zum Heft war eben voller Tücke und musste gut geübt sein. Für Interessierte gibt es auf der Webseite der Bank weitergehende Informationen.
Jeweils von Oktober bis März kann das Museum am zweiten Sonntag im Monat von 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr – für Schulklassen und andere interessierte Gruppen nach Absprache auch zu andern Terminen – besucht werden. Im unteren Stock sind viele alte Gerätschaften ausgestellt, dazu Kleider und auch militärische Exponate. Das Museum bietet also auch Familien mit jüngeren Kindern etwas.
Am 9. März 2025 kann diese Wechselausstellung noch ein letztes Mal besucht werden. Es lohnt sich…