Gefiederte Sommergäste

31. Januar 2019 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Einmal mehr wurde im Altersheim Gais durch Vermittlung des Filmstudios Bern ein eindrücklicher Naturfilm aus deutschen Feuchtgebieten, Mooren und Teichen präsentiert.

In Deutschland wurden in den letzten Jahren vermehrt vollamtliche Aufseher der Feuchtgebiete eingesetzt. Solch ein Beobachter der Naturvorgänge braucht vor allem eine besondere Beobachtungsgabe, Improvisationstechnik und vor allem Geduld, um in der Einsamkeit auszuharren, damit er eindrückliches Bildmaterial einheimsen kann.

Da wird an vielen Tagen in aller Frühe ausgerückt, wenn noch Stille herrscht, um im gut getarnten Boot oder unter Deckung herabhängender Büsche das echt naturnahe Leben der Wildnis zu erkunden.

Wichtig ist dem Beobachter sein gut dressierter Hund, der den Meister, obwohl nicht angebunden, ohne Erlaubnis um keinen Schritt verlässt, auch dann nicht, wenn die beiden in einer grasbewachsenen Bucht eine hochträchtige Rehgeiss liegend antreffen. So im Film zu sehen. Die Rehgeiss stand zwar auf, blieb aber nur verwundert stehen.

Als der Morgen dämmerte, hob der bekannte vielstimmige Vogelgesang an, der den Beobachter jedes Mal in eine andächtige Stimmung versetzte.

An diesem Morgen waren mehrere Vogelzüge zu beobachten: Wildgänse, Schnepfen, Kibitze und Wildtauben samt den sie am Rande begleitenden Greifvögel. Aber wann kommen wohl die sehnlichst erwarteten Trauer-Seeschwalben? Früher hatte es in jeder Gegend Dutzende solcher Gelege. Gurgelnde Laute verrieten mehrere Bisamratten, die aus Ästen, Schilf, Binsen und dürrem Gras ihre schwimmenden Wasserburgen ausbauten.

Mit dem starken Fernglas suchte nun der Beobachter ständig das Himmelsgewölbe ab, setzte sich aber mit einigen ruhigen Ruderzügen in eine durch Büsche verdeckte Bucht, wo der getarnte Bau Aufbau versteckt lag. Nach kurzer Zeit war ein helles Schwirren zu vernehmen, und ein Seeschwalbenweibchen setzte sich auf eine Bisamburg und lockte mit süssen Tönen das Männchen herbei. Hochzeit und Nestbau wurden im Eilverfahren vollzogen. Es wurden aus drei Gelegen acht Küken aufgezogen, wovon fünf auswachsen durften. Der Kampf gegen verschiedene Marderarten war sehr aufwendig.

Trauerseeschwalbe: Etwa so gross wie eine Amsel, aber mit langen Sichelflügeln, grau bis schwärzlich gefärbt.

15.08.1995