Das Licht
Es war einmal ein König, der hatte zwei Söhne. Er wurde alt und schwach und merkte, dass sein Leben sich langsam dem Ende zuneigte. Er wusste aber nicht, welchem der beiden Söhne er sein Reich vermachen sollte.
An einem Tag liess er die zwei Söhne zu sich kommen. Er drückt jedem eine Silbermünze in die Hand und sagt: „Welcher den Festsaal bis heute Abend füllt, soll mein Nachfolger werden. Was ihr in den Festsaal hineinbringt überlasse ich euch.“
Der älteste Sohn ging fort. Er war schon ein Stück Weg gelaufen, da kam er an einem Feld vorbei. Dort waren Arbeiter dabei, Zuckerrohr zu ernten. Sie liessen das Zuckerrohr durch eine Mühle, die den Zucker aus dem Rohr presste. Das ausgepresste Rohr hatte keinen Wert und lag haufenweise herum.
Da dachte der ältere Königssohn: „Das ist die Gelegenheit. Mit dem nutzlosen Zeug kann ich schnell und billig den ganzen Festsaal füllen.“ Mit dem Vorarbeiter einigte er sich geschwind. Bis zum späten Nachmittag war der ganze Festsaal bis zur Decke hinauf mit ausgepresstem Zuckerrohr gefüllt.
Dann ging er zum Vater und sagte zu ihm: „Ich habe den Auftrag erfüllt. Auf meinen Bruder musst du gar nicht mehr warten. Du kannst mich nun zu deinem Nachfolger machen. Der Vater aber gab zur Antwort: „Es ist noch nicht Abend, ich will warten.“
Bald darauf kam der jüngere Sohn. Er bat, den Festsaal auszuräumen und das Zuckerrohr hinauszutragen. Als der Saal leer war, stellt er in die Mitte des Saales eine Kerze auf und zündete sie an. Das Licht der Kerze leuchtete bis in die hinterste Ecke.
Da sagte der Vater: „Du sollst mein Nachfolger sein. Dein Bruder hat die Silbermünze vertan, um den Saal mit nutzlosem Zeug zu füllen. Du aber hast nicht einmal die Silbermünze ausgegeben, um den Festsaal mit Licht zu füllen. Du hast den Saal mit etwas gefüllt, was die Menschen dringend brauchen.“
Märchen aus den Philippinen