Festliche Einstimmung auf die Adventszeit
Harmonic Brass München beehrte Oberuzwil
Die Donnerstags-Gesellschaft hatte einmal mehr zu einem einmaligen Konzert eingeladen. Manche hatten sich bei diesem Anblick der Werbeplakate vielleicht sogar noch an den Auftritt des Quintetts im im Jahr 2007 erinnert, damals ebenfalls von der Donnerstags-Gesellschaft organisiert, im Andenken an den verstorbenen Direktor der ehemaligen EAO, heute Clientis Bank Oberuzwil AG . Jedenfalls füllte sich die Kirche bis zur Empore hinauf mit vielen Interessierten. Bestimmt gab es unter der Zuhörerschaft Verschiedene -, die selber ein Blasinstrument spielen und mal hören wollten, wie das bei Profis tönt. Und sie wurden nicht enttäuscht! Die Formation hat sich verjüngt, dazu mit einer jungen Frau einen zusätzlichen Blickfang gewonnen. Aber das Klangerlebnis hat sich kaum verändert – das Publikum war einfach schlicht begeistert! Nicht jeden Tag kommt schliesslich ein solches Klasse-Ensemble in die tiefe Provinz von Oberuzwil.
Ueli Gubler begrüsste als „Götti“ des Abends die Konzertbesucherinnen und – besucher. Er versprach einen unvergesslichen Abend. Zudem warb er für eine Mitgliedschaft in der Donnerstags-Gesellschaft. Normalerweise gibt es in diesem Verein pro Jahr vier Anlässe aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsbereichen. Zu den Höhepunkten gehört jeweils die HV, in den letzten Jahren stets mit persönlichen Gedanken zu einem aktuellen Trend im Jahresbericht von Präsident Thomas Rhyner, schon das allein Grund genug für eine Mitgliedschaft.
Ueli Gubler hat langjährige Erfahrung mit dem Organisieren von kulturellen Anlässen, war im Jahr 2’000 mit seinem Leierchaschte-Team sogar schon Kulturpreisträger.
Der Verein will kulturelle Denkanstösse geben, arbeitet zudem eng mit dem hiesigen Ortsmuseum zusammen, welches immer wieder interessante Ausstellungen zusammenstellt, mal über alte Dorfansichten, mal über geschichtliche Epochen, aber auch über alte Geldsysteme oder schon etwas vergessene Gewerbegeschichten. Interessant auch: Die heutige Clientis Bank Oberuzwil AG wurde beispielsweise 1834 von 32 Mitgliedern – damals vermutlich lauter Männer – der Donnerstags-Gesellschaft Oberuzwil gegründet.
Ein Ensemble von Weltruf
Die fünf Persönlichkeiten von HARMONIC BRASS MÜNCHEN sind alle auf höchstem Niveau musikalisch ausgebildet. 1992 gegründet, touren sie seit 1997 als selbständiges Ensemble durch Europa. Sie treten aber auch in vielen anderen Weltgegenden auf. Überall erfreuen und berühren sie mit ihrer Spielfreude und Professionalität die Herzen des Publikums. Im Dezember häufen sich ihre Auftritte. Wer auf ihrer Homepage die Auftrittsdaten der diesjährigen Adventskonzerte studiert, staunt ob der Intensität. Jeden Tag an einem andern Ort – ein richtiges Reise-Mammutprogramm. So mussten sie denn auch sofort nach dem Oberuzwiler Konzert wieder Richtung Norden abreisen, weil anderntags ein Konzert in der Nähe von Bielefeld angesagt war. Harmonic Brass München
1 Imposante Instrumentensammlung – 2 Manfred Häberlein schien mit seiner Tuba verwachsen, hatte gleich zwei der grossen Klangkörper dabei. – 3 + 4 manchmal stehend, manchmal sitzend, denn so eine Tuba ist bestimmt recht gewichtig.
Kleine Ausschnitte aus dem Programm von Harmonic Brass München
Immer wieder andere Aufstellung
Erst war der Chorraum noch leer, allerdings nicht ganz, denn da standen unzählige strahlend glänzende Instrumente. Die mächtige Tuba war gleich doppelt vorhanden. Zu Beginn tönten von der Empore herunter einige Takte von „Tochter Zion, freue dich“, klar und mächtig. Dann erst schritten weitere Ensemble-Mitglieder zum Chorraum nach vorne, setzten ebenfalls ein und bildeten bald darauf vereint einen runden, satten, ins Herz treffenden Klang. Vom ersten Moment an konnte man einfach nur schwelgen. Das Ensemble heisst nicht umsonst „Harmonic Brass“, alles ist harmonisch aufeinander abgestimmt. Wechselnde Aufstellungen im Chorraum veränderten denn auch immer wieder die Klangfarbe.
Wohltuende Moderation
Hornbläser Andreas Binder moderierte den Abend. Er stimmte mit feinsinnigen, humorvollen Worten auf Weihnachten ein. Für ihn ist die Weihnachtsgeschichte einfach etwas ganz Besonderes, sie ist zudem dramatisch und mit ihren vielen Höhepunkten musikalisch sehr gut umsetzbar. Das Weihnachtsoratorium zeugt von diesen Emotionen. Das Ensemble schenkte dem Publikum darauf gleich ein Stück daraus.
Andreas Binder machte das Publikum auch mit den Weihnachtsbräuchen seiner Mitmusizierenden vertraut. In England verschickt man beispielsweise jedes Jahr rund eine Milliarde Weihnachtskarten. Und selbstverständlich dürfen „Christmas-Carols“ nicht fehlen. In Spanien fiebern die Menschen in dieser Zeit der Ziehung der Lotterie entgegen, die es seit 1812 gibt. In Tschechien gehört dagegen ein panierter Karpfen unbedingt dazu. Und man sollte immer zwei, drei der Fischschuppen in der Hosentasche haben, damit man immer „flüssig“ bleibt. Die Österreicher lieben es, mit dem Krampus – eine Art Schmutzli – die Kinder ein wenig einzuschüchtern. Und sie essen in diesen Tagen haufenweise ihrer wunderbaren süssen Schleckereien. Bei den Franzosen geht es etwas elitärer zu und her. Austern und Champagner dürfen da nicht fehlen. Selbstverständlich gab es zu jedem dieser Aussagen auch ein Musikstück dazu, immer mit dem jeweiligen Mitglied als Solist oder Solistin.
„Was hat diese Gloria, was ich nicht habe?“
Mit einem herrlich verwirrlichen, allerdings völlig fiktiven Dialog machte der Moderator Lust auf das Werk „Hört der Engel helle Lieder“ mit dem schönen GLORIA als Refrain. Da hatte eine Musikerfrau ihren Mann immer wieder von einer GLORIA schwärmen gehört. Schliesslich wurde es der Gattin zu bunt, denn eine Nebenbuhlerin wollte sie nicht neben sich dulden. Und so kam es zur ziemlich aggressiv ausgedrückten Frage: „Was hat diese Gloria…“ Umso schöner war es für die Zuhörerschaft, dem hellen Klang der Trompete von Hans Zellner zuzuhören bis zum atemlos erwarteten hohen Schlusston. Man fragte sich, ob es wohl noch höher hinaufgehen könnte… Der Künstler genoss den Applaus sichtlich.
Eleganter Auftritt
Die Männer und die junge Frau verblüfften bei ihrem Spiel nicht nur mit scheinbarer Leichtigkeit, sondern traten auch sehr elegant im schwarzen Frack auf, – Elisabeth Fessel im langen Abendkleid – die Schuhe auf Hochglanz poliert. Auch die Instrumente glitzerten miteinander um die Wette. So hatten nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen immer wieder etwas zu tun. Diese Art des Musizierens ist zudem energiesparend, was elektronische Anforderungen angeht. Eine Verstärkung ist völlig unnötig, die Instrumente füllen selbst einen sehr grossen Raum mit ihrem voluminösen Klang. Besonders schön geriet das Stück DER KLEINE TROMMLER. Andreas Binder spielte den Trommelpart so zart und innig, ebenso feinfühlig begleitet von dem Ensemble, dass man aufpassen musste, nicht in Tränen auszubrechen. Der kleine Trommler
Alles für den reinen Klang
Alle fünf Mitglieder der Harmonic Brass München sind hochkarätige Musiker. Trompeter und Cornettist Hans Zellner geht nach dem Motto vor: „Was nicht passt, wird passend gemacht!“ Er arrangiert Orchesterwerke für die Bläsergruppe, komponiert eigene Werke oder nimmt sich bereits bestehender Ohrwürmer an und giesst sie in eine bläserkonforme Form. So arrangierte er beispielsweise Filmmusik aus dem Kinderfilm POLAREXPRESS. Man sah den Zug förmlich vor dem inneren Auge, wie er so dahinraste, zwischenhinein Station machte und immer näher zum Nordpol kam. Man spürte, wie die Landschaft immer kahler wurde. Mit einem ganz speziellen Schluss endete die unvergängliche Geschichte. Musik aus POLAR EXPRESS Der bekannte Gospel GO TELL IT ON THE MOUNTAIN gehörte ebenfalls zu diesem adventlichen Auftritt. Die Musizierenden liessen ausserdem von einer weissen Weihnacht träumen. In den „Christmas Classics“, dem Schluss des offiziellen Programms, bewies Hans Zellner nochmals seine ganze Brillanz auf seinem Blasinstrument. Darauf erhob sich das Publikum zu einer Standing Ovation und spendete langanhaltenden Applaus.
Zugabe
Andreas Binder fand, es sei doch ganz „brav geklatscht“ worden, eine Zugabe also verdient. Darauf spielte das Ensemble ein absolut fulminantes Stück, passend zu der vorgängigen Anmerkung des Moderators, hier handle es sich um ein Rentierrennen, wobei einem solchen Tier eine Geweihhälfte abgeschlagen worden sei. Das Publikum kam in Fahrt, klatschte begeistert mit und hoffte auf eine weitere Zugabe. Mit einem sehr lyrischen Abendsegen endete das hochstehende Konzert.
Hier kann auch ein liebevolles Porträt der Gründerformation nachgelesen werden, mit interessanten kleinen Müsterchen aus deren musikalischem Werdegang. Drei Mitglieder sind auch heute dabei, dazu kamen neu Elisabeth Fessler und Alexander Steixner. Harmonic Brass München zu Anfangszeiten