Das Schicksal meistern
Es war Ende 1941, als ein schmächtiger Bursche in unserem Dorf auftauchte. Er wurde eine kleine Bergliegenschaft im Ort versteigert. „Ja, was will denn der magere, so einfach gekleidete Kerl hier?“, fragte sich wohl der eine oder andere Einheimische. Aber eben, es interessierte sich keiner von ihnen für die kleine heruntergekommene Liegenschaft. Also bot der Fremde und hielt auch das letzte Angebot. Jemand fragte den Fremden, ob er denn auch Geld habe. Bald nach dem Einzug in die Liegenschaft merkte man, dass der Fremde doch allerhand konnte.
Es war Kriegszeit und deshalb musste auch im Berggebiet geackert werden. Aber kaum jemand kannte sich darin aus. Nun fragte halt einer beim Zugezogenen nach. Dieser hatte bei einer Dienststelle im Bernbiet etwas davon abgeschaut. Schnell war klar, dass nur ein Seilzug wegen der Steilheit des Geländes infrage kam.
Also wurde der Fremde Seilwinden-Unternehmer. So hatte man im Dorf die Möglichkeit, der Anbaupflicht – in den Kriegsjahren 1940 bis 1945 durch Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen gefordert – nachzukommen. Aber auch in verschiedenen anderen Branchen konnte er die schwierige Zeit überbrücken helfen. Im Dorf gab man ihm den Namen „der Neuerer“.
Aufgeschrieben im Sommer 1989 von Ernst Brunner, der hier von sich in der dritten Person geschrieben hat.