Musikalischer Einstieg in den diesjährigen Advent

Musikalischer Einstieg in den diesjährigen Advent

2. Dezember 2022 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Der Männerchor Frohsinn aus Oberuzwil hatte sich für sein Adventskonzert mit dem Akkordeon-Orchester Uzwil zusammengetan. Die Sänger nahmen im Chorgestühl der evangelischen Kirche Platz, das Orchester seinerseits füllte den Chorraum aus. Die beiden Formationen boten einen bunten Mix von Unterhaltungsmusik, schön in Blöcke aufgegliedert. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, sehr zur Freude der Verantwortlichen. Maennerchor-frohsinn.ch

Akkordeon-Orchester Uzwil

Passender hätte der Einstieg nicht sein können. «Wenn wir sonntags in die Kirche geh’n» ist ein altes, ursprünglich aus Schlesien stammendes Männerchorlied, das schön beschreibt, wie es damals war, als noch – fast – alle Menschen in die Kirche gingen. Der Kirchgang war – selbstverständlich nur bei den Männern! – mit einem Besuch im Wirtshaus verbunden, oft schon vor dem Kirchenbesuch, vielleicht sogar nachher noch einmal. Schliesslich war die Gaststätte das «Facebook» der früheren Jahre, hier wurde alles Spannende aus Gesellschaft und Politik be- und verhandelt. Die Frauen kochten inzwischen für ihre Männer ein feines Sonntagsessen. Da konnte es dann schon einmal vorkommen, dass der Mann nach dem Wirtshausbesuch mit einem kleinen Räuschlein zuhause auftauchte…

Besungene Lebensthemen

Männerchorpräsident Thomas Künzle freute sich, der grossen Zuhörerschaft ein attraktives Programm bieten zu können. Er sprach davon, dass Männerchorlieder häufig Liebe und Tod, Gut und Böse, aber auch die Liebe zur Heimat zum Thema hätten, natürlich – wie man weiss – auch die Liebe zu alkoholischen Getränken wie Bier und Wein.

Im Lied «Die Rose» werden Gedanken zur Liebe und Leid angesprochen. Während der Männerchor sang, verteilten Blumenkinder – Buben! – einzelne dunkelrote Rosen an ein paar Frauen im Publikum. Auf dem E-Piano wurde das Lied von Peter A.Stricker begleitet, dem Dirigenten des Akkordeon-Orchesters Uzwil.

Das Stück ist weltberühmt, wurde 1979 von Amanda McBroom in englischer Sprache getextet und komponiert, als Auftragslied für den Film «The Rose». In Bette Midlers Interpretation wurde es zu einem Welthit. Später übersetzte es Michael Kunze auf Deutsch. Laut Wikipedia wurde dieses Lied bereits mehr als hundert Mal gecovert. Hier eine Version des unvergesslichen Sängers und Entertainers Peter Alexander. Peter Alexander – Die Rose – YouTube

Amphitryon-Walzer und eine Reise nach Paris

1935 kam in Deutschland der Musikfilm «Amphitryon – aus den Wolken kommt das Glück» mit Seitenhieben gegen Militarismus und sogenannte Autoritäten in die Kinosäle. Die Zensur liess den Film erstaunlicherweise unbehelligt, verbot ihn jedoch für Jugendliche. Einzig ein Satz musste aus dem Skript gestrichen werden: «Ach ja, vor so vielen Leuten redet man leicht etwas, was man nachher selbst nicht glaubt.» Aus dieser Filmkomödie spielte das Akkordeon-Orchester den «Amphitryon-Walzer».

Im gleichen Block wurde dem Publikum auch ein Besuch von Paris schmackhaft gemacht. Nach einem Stück von Fréderic Chopin hatte Dirigent Stricker ein Arrangement zu dieser Weltstadt entworfen. Das hat er auch schon zu den Städten Salzburg, Wien und auch Venedig getan, immer einen Komponisten aus einem dieser Orte ausgewählt, aus dessen Werk eine Melodienfolge ausgelesen und damit eine Eigenkomposition verfasst. Es begann recht schwermütig, oft mit einer gegenläufigen Melodienführung. Am Schluss des Stücks versuchte Stricker, dem Stück noch etwas «Nachhall» zu verschaffen, doch das Publikum hatte dafür wenig Verständnis und applaudierte sofort begeistert.

Tango

Das Publikum durfte auch einen Tango geniessen. Auf der grossen Leinwand vorne im Chorraum tanzte ein hinreissendes Paar einen erotisch aufgeladenen Tango, natürlich nur als Standbild zu sehen. Das Orchester spielte dazu. Der Dirigent wies auf die Schwierigkeiten dieses Stücks hin. Es sei meistens mit 5b versehen, da seien die Spielenden gut beraten, vielleicht einmal eine schwarze Taste oder einen Knopf mehr zu drücken.

Auf der Leinwand waren immer wieder passende Bilder zu sehen.

Konzentriert spielte das Ensemble, jede Note zählte, für Improvisationen ist in einem derartigen Orchester schliesslich kein Platz. Verschiedene Personen wechselten immer mal wieder die Plätze, spielten in einer andere Stimmlage, was durchaus gewollt sei, wie Stricker versicherte. Es sei für die Musizierenden abwechslungsreicher und herausfordernder, wenn man nicht immer nur das sattsam Bekannte zu spielen habe.

Slavischer Tanz

Als Abschluss der reinen Orchesterdarbietungen bekam die Zuhörerschaft noch den Slavischen Tanz Nr. 8 von Antonín Leopold Dvořák geschenkt. Hier brachte der Bass fast die Kirchenmauern zum Beben. Stürmische Sequenzen , drängende Stellen, aber auch feinste Piani durften in diesem Stück genossen werden. Peter Stricker ist ein versierter Dirigent, der seine Orchestermitglieder kennt. Präzise und ruhig führte er den Taktstock. Alle Darbietungen bekamen lautstarken Applaus.

Ein Sehnsuchtslied für den Präsidenten

Dirigentin Heidy Gerber erzählte, dass es ein ganz besonderes Lied gebe, welches dem stets so umsichtigen und einfallsreichen Präsidenten unendlich gut gefalle. Friedrich Silcher hat unzählige Lieder für Männerchor komponiert. «Nun leb wohl, du kleine Gasse» von 1853 besingt das Heimweh nach dem einen Mädchen, während sich der junge Mann in die Fremde begibt. nun leb wohl du kleine gasse

Die Kollegen erfüllten ihrem Präsidenten diesen Wunsch gerne und sangen das Lied innig und fein, wie immer kraftvoll und präzis dirigiert von Heidy Gerber. Die Frohsinn-Sänger sprechen aber auch Suaheli und Englisch. Das bewiesen sie mit der hinreissend dargebotenen südafrikanischen Hymne «Siyahamba», einem Zulu-Song. siyahamba chor

Männerchorpräsident Thomas Künzle – rechts -, hier in einer kurzen Abstimmung mit Peter Stricker.

Gemeinsam im Weissen Rössl am Wolfgangsee

Zum Schlussbouquet taten sich Männerchor und Orchester zu einem Ganzen zusammen. Sie interpretierten Lieder aus der populären Operette «Im Weissen Rössl am Wolfgangsee». Dazu hob Dirigent Stricker einige interessante Details ans Tageslicht. Immer werde einzig Ralph Benatzky als Komponist angegeben. Dabei seien es sogar vier Musiker gewesen, die sich dazu Melodien hätten einfallen lassen.


Dirigent Peter A. Stricker gab wertvolle Zusatzinformationen zu den Darbietungen des Akkordeon-Orchesters Uzwil.

In diesem Programmteil stellte sich Heidy Gerber zu «ihren» Männern und sang freudig mit. Ganz besonders schien den Männerchörlern das Lied «Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?» zu gefallen, jedenfalls strahlten alle aufs Schönste. Ob sie da wohl an vergangene Zeiten dachten, als sie sich selbst noch als tolle Hechte gefühlt hatten?

Am Schluss gab es wohlverdiente Blumen für Dirigentin Heidy Gerber und den Dirigenten Peter A. Stricker.

Informationen zur Operette «Im Weissen Rössl am Wolfgangsee» Der Opernhausblog

Übergang in die Adventszeit

Nach dem tosenden Schlussapplaus und dem Dank an alle Beteiligten lud der Präsident zum Apéro ein. Die Getränke seien von Philipp Alder und dem Geburtstagskind Heini Weber-Weber gesponsert. Darauf stimmten alle Anwesenden in das Geburtstagslied «Happy Birthday» ein, begleitet von Peter Stricker am Piano und lustvoll angefeuert von Heidy Gerber. Einen solch kraftvollen Geburtstagsgesang bekommt allerdings nur selten jemand. Das bewog Thomas Künzle danach zu einem flammenden Werbespot für seinen Männerchor. Und er wies auf die Kollekte hin, welche für die wertvolle Arbeit der Spitalclowns der Stiftung THEODORA bestimmt sei. Stiftung Theodora – Freude und Lachen für Kinder im Spital

Zum Schluss wurde es besinnlich. Auf der Leinwand vorne im Chor war der Text aufgeschaltet zum gemeinsamen Lied «Macht hoch die Tür, die Tor macht weit». Aus vielen, vielen Kehlen ertönte das Adventslied, vorne brannte eine Kerze – die Adventszeit konnte beginnen.

Geselliger Abschluss

Bei einem ausgezeichneten, äusserst reichhaltigen Apéro genossen darauf Besucherinnen und Besucher zusammen mit den Organisatoren ein gemütliches Beisammensein im Kirchgemeindehaus, wobei lange nicht alle sitzen konnten, derart gross war der Andrang. Entsprechend laut war auch die Geräuschkulisse. Man spürte die Freude, jetzt doch wieder solche Zusammenkünfte feiern zu können.

  1. Nicht alle fanden einen Sitzplatz beim Apéro.
  2. Auch die Küche wurde von den Organisatoren in Ordnung gebracht.
  3. Heidy Gerber – ganz entspannt im Gespräch bei einem Glas Weisswein.
  4. Hobby-Bierbrauer Philipp Alder am Zapfhahn – mit viel Freude, wie man sieht…

Informationen zur Operette «Im Weissen Rössl am Wolfgangsee» Der Opernhausblog