Musikverein Uzwil-Henau war «Scho parad»

Musikverein Uzwil-Henau war «Scho parad»

13. Mai 2022 Aus Von Annelies Seelhofer-Brunner

Unter dem Titel «Scho parad» war für die vielen Blasmusikfreunde des Musikvereins Uzwil -Henau bereits im März 2020 alles parat gewesen.

Doch damals – man weiss es längst – griff ein Winzling in die Planung ein und vereitelte den Auftritt in fast letzter Minute. Die Tombola war bereits total vorbereit, auch sonst alles aufgegleist. Niemand hätte wahrscheinlich gedacht, dass es zwei Jahre dauern würde, bis das Konzert doch noch stattfinden könnte. Im Gemeindesaal freuten sich nun um die 400 Personen an dieser «Parade».

Mit Oma und Opa allein zuhause…

Wenn das nicht an einen Filmtitel erinnert! 1990 kam der Film «Kevin allein zu Haus» heraus und wurde zu einem Welthit, einem eigentlichen Weihnachtsklassiker. In Uzwil zankte sich hingegen ein Pensioniertenpärli mit bitterbösen Worten, Komplimente gab es nur, weil im Horoskop stand, heute solle mal so richtig gelogen werden. Und dann sollten sie auch noch auf den Enkel einer Nachbarin aufpassen! Der Opa, der offensichtlich keine Kinder mochte, weil diese seiner Ansicht nach immer nur störten, war ganz dagegen. Doch der Kleine – welcher sich als hochpubertärer Gamer entpuppte – platzte mit einem Sprung recht aufdringlich unverhofft in ihre gute Stube.

Mit kleinen Sketchen leiteten die Drei zu den jeweiligen Musikstücken über. Allerdings mochte der Nachbarsenkel diese Art Musik überhaupt nicht, steckte lieber seine Ohrstöpsel ein und liess sich von anderen Rhythmen beglücken… Davon liess sich das Musikensemble allerdings nicht beirren und spielte virtuos auf.

Vielfältige Blasmusik

Das Programm war sehr klug zusammengestellt. Etwas weniger bekannte Stücke wechselten mit richtigen Ohrwürmern ab. So erkannten vermutlich fast alle im Saal die frischen Melodien aus dem Musical «Mary Poppins», obwohl dieses Werk aus dem Jahr 1964 stammt. Und das Wort «Supercalifragilisticexpialidocious» kann noch heute Generationen zur Verzweiflung bringen bei der sprechtechnischen Herausforderung! Die Musizierenden mussten sich allerdings eher auf die Taktwechsel und die genauen Einsätze konzentrieren. Auch «Money, Money, Money» der legendären Gruppe ABBA hatte einen hohen Erkennungswert. Hier bekam das Xylofon einen prominenten Auftritt. Überhaupt wechselte die instrumentale Gewichtung immer wieder.

Nach der Pause machten „Tom und Jerry“ die Bühne unsicher, natürlich nur musikalisch. Tänzerische Elemente wechselten mit wahren Hetzjagden ab, dazwischen konnte man auch mal ein leises «Miau» hören. Und auch Prinzessin Zelda wurde gerettet. Kenner der japanischen Video-Game-Szene kennen die Geschichte dazu natürlich… Den Abschluss des abwechslungsreichen Konzerts machte eine tragische Geschichte über eine «Böhmische Liebe».

Zugaben

Für viele sind gerade die Zugaben ein besonderer Leckerbissen, werden da doch oft besondere Lieblingstücke des Vereins zum Besten gegeben. «Tiptoe Through the Tubas», von Jerry Brubaker arrangiert, liess die goldenen Tubas zum Ausklang noch etwas mehr glänzen. Mit der «Hymne Berlins», dem Stück «Berliner Luft» schloss das vielseitige Konzert ab. Damit hatte auch die weiterhin grosse Fangemeinde von schmissiger Marschmusik einen wahren Leckerbissen mit Mitklatschgelegenheit bekommen.

Riesiges Musikcorps

In der Reihen des Musikvereins sitzen mehr als 50 Aktive, davon rund 20 Frauen. Alle tragen die gleiche Uniform, was ein wunderbar einheitliches Erscheinungsbild ergibt. Einzig anhand der Frisur sind Unterschiede auszumachen. Der Klang ist volltönend, die acht allesamt von Frauen gespielten Querflöten und Piccolos nehmen dem Klangkörper etwas Schwere, dazu kommen acht Klarinetten, auch sie eher von etwas feinerer Art. Doch mit gleich vier Tubas ist auch Tiefe und Volumen vorhanden. Dirigent Fabian Wirth führt den Musikverein seit 2017 mit sicherer Hand, setze Akzente, gibt den Mitgliedern aber auch viel Vertrauen. Glücklicherweise war die Bühne mit einem Absperrgitter versehen, denn der Dirigent trat doch immer wieder mit dem Rücken zum Publikum nahe an den Bühnenrand. Das bewahrte die nahe an der Bühne Sitzenden von ständiger Aufregung.

Ehrungen

Vereinspräsident Raphael Lusti durfte eine ganze Schar verdienter Musikanten und Musikantinnen auf die Bühne bitten. Gleich drei Vereinsjahre waren dabei im Blick. Die Liste all der Geehrten wollte fast nicht mehr aufhören. Doch den Vogel schoss Familie Fässler aus Jonschwil ab! Vater Fredi und Sohn Michael Fässler standen nebeneinander auf der Bühne, der Papa für 50 Jahre aktives Musizieren, sein Sohn genau für die Hälfte. Armin Bolt übertraf diese Marke 2020 noch: 60 Jahre aktives Mitglied. Diese beiden «Altgedienten» dürfen nun den Titel «Ehrenjubilar» führen.

2019 spielte Diana Ambühl bereits 35 Jahre im Musikverein mit und wurde damit zur Eidgenössischen Veteranin, gleich wie Claudia Böhi 2020. Ilona Lenz, ebenfalls seit 2020, wurde für 25 Jahre geehrt.

Alle Geehrten bekamen ein Kistchen mit Köstlichkeiten aus der Region. Einem Musikanten war dieses jedoch offenbar zu schwer, jedenfalls stürzte es polternd über die Treppe hinunter. Ob wohl die Eier den Sturz überstanden haben?

Festwirtschaft

Der Männerchor Henau half in vielen Stunden, den Gemeindesaal festlich einzurichten und stand auch in der Küche. Vorbereitet waren 440 Plätze, gegen 400 waren überschlagsmässig besetzt. Die Theatergruppe Henau ihrerseits bestritt den Service. Wer sich im Saal umsah, merkte bald, dass das kulinarische Angebot gut ankam. Später kam noch der Betrieb einer Bar im Foyer dazu. Der Saal war mustergültig eingerichtet, jedes Tischset mit einer Platznummer versehen. So konnten auch möglicherweise etwas weniger geübte Serviceleute das feine Essen an den richtigen Platz bringen. «Gartenhag» hinaus gepflegt, man hilft sich gegenseitig aus, sei es mit Ideen, Zeit oder Personal.