Projekt bringt neuen Schwung ins Chorleben
An der diesjährigen HV des evangelischen Kirchenchors Niederuzwil-Oberuzwil legte Kirchenchorpräsident Heinz Herzog sein besonderes Augenmerk auf das Chorprojekt „Missa brevis a tre voci“ von Michael Haydn, wobei die Urheberschaft dieses Werks mit einem Fragezeichen versehen ist, weil nicht eindeutig geklärt. Es haben sich 15 Personen dafür angemeldet, wodurch sich das Chorvolumen merklich verstärken wird. Eine Verjüngung täte natürlich auch diesem Chor, wie vielen in der Umgebung, sehr gut. Die Proben für das Projekt haben bereits angefangen. An Ostern kann in Oberuzwil und an Pfingsten in Niederuzwil das gehörfällige Werk dann im Fest-Gottesdienst angehört werden.
Gastlicher Ochsen Niederuzwil
Die HV fand im Ochsen in Niederuzwil statt. Viele Sängerinnen und Sänger folgten der Einladung, sodass der Platz zum Singen fast etwas eng wurde. Nach zwei Eingangsliedern verwöhnte die Ochsen-Küche die Chormitglieder und die Gäste aus dem kirchlichen Umfeld mit einem feinen Znacht. Die Portionen liessen keine Wünsche offen, die Zubereitung war tadellos. Die Traktanden wurden in Rekordzeit abgewickelt, da keinerlei strittige Punkte auf der Liste standen. Einer weiteren erfolgreichen Chortätigkeit steht nichts im Wege.
Traktanden
In seinem Jahresbericht erinnerte Herzog noch einmal an die vielen Einsätze und Begegnungen im vergangenen Vereinsjahr 2018. Dabei betonte er die grosse Geduld und Einfühlungsgabe, die Dirigentin – und Organistin – Oxana Peter in jeder Probe beweise. Neun Mal durfte2018 in den Kirchen von Ober- und Niederuzwil das Ergebnis dieser seriösen Probenarbeit genossen werden. Im Vorstand bleibt alles beim Alten. Wie ist man doch in jedem Verein froh, wenn alle Chargen besetzt sind! Die Finanzen sind im Lot, was erlaubt, die ausserordentlichen Kosten für das Chorprojekt aus der eigenen Kasse zu berappen. Für die Kirchgemeinden ist die Arbeit des Chors eine grosse Bereicherung.
Gesang
Vor und nach dem geschäftlichen Teil wurde – ganz dem Vereinszweck entsprechend – auch gesungen. “ Freut euch des Lebens“ haben die meisten Sängerinnen und Sänger schon in ihrer Schulzeit gesungen. Als Lebensmotto passt dieses Lied vorzüglich. Auch das „Ännchen von Tharau“ wurde besungen.
Ein ganz besonderes Lied hat Felix Mendelssohn-Bartholdy komponiert, nach einem Gedicht von Freiherr Joseph von Eichendorff. Hier kann das Lied nachgehört werden.
Sehr schön sind auch immer auch lateinische Weisen zu singen, mit den vielen Vokalen klingen diese Lieder ganz besonders harmonisch. „Cum decore“ ist so ein Lied, vom Chor aus vollem Herzen gesungen. Das kleine Publikum – schliesslich war die Mehrheit am Singen! – spendete für die Liedervorträge kräftigen Applaus.
Geselligkeit
Natürlich wird auch die Geselligkeit gepflegt. Aus den Ausführungen von Heinz Herzog war gut herauszuhören, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt und das Sorgen umeinander einen grossen Stellenwert haben. Für einen harmonischen Gesang braucht es eben auch einen wertschätzenden Umgang untereinander. Er bedankte sich bei allen, die zum guten Zusammenhalt im Chor beitragen, aber auch bei den Behörden für ihr stets offenes Ohr. Auch hier stattete der Präsident all den „Kafi-Frauen“, den Kuchenbäckerinnen und den übrigen hilfsbereiten Frauen und Männern einen herzlichen Dank ab. Ohne sie würde das Vereinsleben nicht funktionieren.
Gäste
Drei Ehrenmitglieder sassen erwartungsvoll im Saal. Auch wenn sie nicht mehr aktiv mitsingen können, interessieren sie sich doch weiterhin für die Belange des Chors. Diesmal beehrten auch grad mehrere Gäste aus dem kirchlichen Umfeld den Chor mit ihrem Erscheinen. Von der Kirchenvorsteherschaft Uzwil war dies Valentin Arnold, Präsident der evangelischen Kirchgemeinde sowie Diakon Igor Mlaker. Am gleichen Tisch sass zudem Michael Forrer, umsichtiger Mesmer der Kirchgemeinde Oberuzwil , dazu der Oberuzwiler Diakon Richard Böck. Diese fünf Herren setzten sich in die hinterste Saalecke und schienen es miteinander sehr lustig zu haben. Überhaupt war den ganzen Abend lang eine sehr gelöste Stimmung zu spüren.
Aus dem Archiv
Rosmarie Tanner hat in einem Archiv interessante Details zum ehemaligen Niederuzwiler Kirchenchor gefunden und der Versammlung vorgestellt. An der Gründungsversammlung 1914 waren bereits mehr als 100 Mitglieder eingeschrieben. Davon kann der fusionierte Kirchenchor Niederuzwil-Oberuzwil nur träumen. Allerdings gab es 1914 auch noch viel weniger andere Möglichkeiten, um auszugehen. Im Protokoll ist von 49 Fräuleins, 37 Herren und 23 Frauen die Rede. Vermutlich war so ein Chor auch ein Ehevermittlungsinstitut…
Finanzielle Belange
Man bezahlte jeden Monat 20 Rappen als Mitgliederbeitrag, für die Absenz wurden 10 Rappen fällig, Nichterscheinen an der HV sogar 50 Rappen. Der Stundenlohn war 1914 auch ungefähr in dieser Preisklasse. Die Bussen flossen in die Reisekasse. Der Dirigent – Frauen waren damals undenkbar! – verdiente Fr. 200.00 im Jahr. Grippe und Kriegswirren führten mehr als einmal gar zu mehrwöchigem Probenunterbruch. Natürlich wurde auch damals schon gereist. Man begnügte sich lange aber mit Ausflügen in die nähere Umgebung.